Tierquälerei?
Der Tigervater (79) gibt bei einem sonntäglichen Essen jeweils gern ein paar Anekdoten aus seiner Jugend zum Besten. Neulich erzählte er genüsslich von den heissen Sommertagen von anno dazumal. 1946 begann er eine Lehre als technischer Zeichner bei den Flugzeugwerken in Altenrhein.
"Im Sommer," erzählte er, "bauten wir jeweils im Hangar kleine Papierflugzeuge, so viermotorige. Dann gossen wir etwas Leim darauf. Und dann fingen wir ein paar Brämen."
Ihr wisst schon, was Brämen sind:
(Quelle: wikimedia.org)
Das hier. Auf Hochdeutsch heissen die Viecher Bremsen.
Der Tigervater weiter: "Wir hielten die Brämen auf den Leim, bis sie klebten. Dann liessen wir sie gehen. Natürlich flogen sie davon und kreisten über uns im Hangar, mitsamt diesen kleinen Papierfliegern. Dann kamen jeweils die Vögel herein und wollten die Brämen packen. Ich kann Euch sagen: Das gab richtige Luftgefechte!"
Ich will dem alten Herrn die Freude an seiner Geschichte nicht vergällen. Schliesslich ist das alles sechzig Jahre her und damit längst verjährt. Tante Traviata aber flötet mitleidsvoll: "Das ist doch Tierquälerei!"
"Ach was, Tierquälerei!" ruft der Tigervater. "Du hättest sehen sollen, wie diese Brämen jeweils den Pferden zugesetzt haben! Das war Tierquälerei! Die Viecher haben die armen Tiere fast gefressen! An den Kutschen haben die Bauern jeweils rauchende Kohle oder etwas Ähnliches in die Deichseln gefüllt. Das sollte die Brämen verscheuchen und dafür sorgen, dass die Pferde nicht so litten."
"Hat das wenigstens geholfen?" fragt Traviata, jetzt ganz besorgt um die Pferde.
Der Tigervater: "Jaja, ausser, dass die Pferde halt ein bisschen gehustet haben!"
"Im Sommer," erzählte er, "bauten wir jeweils im Hangar kleine Papierflugzeuge, so viermotorige. Dann gossen wir etwas Leim darauf. Und dann fingen wir ein paar Brämen."
Ihr wisst schon, was Brämen sind:
(Quelle: wikimedia.org)
Das hier. Auf Hochdeutsch heissen die Viecher Bremsen.
Der Tigervater weiter: "Wir hielten die Brämen auf den Leim, bis sie klebten. Dann liessen wir sie gehen. Natürlich flogen sie davon und kreisten über uns im Hangar, mitsamt diesen kleinen Papierfliegern. Dann kamen jeweils die Vögel herein und wollten die Brämen packen. Ich kann Euch sagen: Das gab richtige Luftgefechte!"
Ich will dem alten Herrn die Freude an seiner Geschichte nicht vergällen. Schliesslich ist das alles sechzig Jahre her und damit längst verjährt. Tante Traviata aber flötet mitleidsvoll: "Das ist doch Tierquälerei!"
"Ach was, Tierquälerei!" ruft der Tigervater. "Du hättest sehen sollen, wie diese Brämen jeweils den Pferden zugesetzt haben! Das war Tierquälerei! Die Viecher haben die armen Tiere fast gefressen! An den Kutschen haben die Bauern jeweils rauchende Kohle oder etwas Ähnliches in die Deichseln gefüllt. Das sollte die Brämen verscheuchen und dafür sorgen, dass die Pferde nicht so litten."
"Hat das wenigstens geholfen?" fragt Traviata, jetzt ganz besorgt um die Pferde.
Der Tigervater: "Jaja, ausser, dass die Pferde halt ein bisschen gehustet haben!"
diefrogg - 25. Aug, 18:15
13 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
acqua - 25. Aug, 20:07
Detailfrage:
Also waren es doch keine Rossbrämen? (Ich kann nicht anders...)
diefrogg - 25. Aug, 21:11
:)))
Du meine Güte! Daran habe ich gar nicht gedacht! Den Tigervater kann ich jetzt nicht gut fragen, ob es Rossbrämen waren (er hat in seinem breiten ostschweizer Dialekt immer von "brrrääääme" geredet. So wissen wir es einfach nicht. Aber es müssen dicke Brummer gewesen sein, wenn sie ganze Papierflieger duch die Lüfte fuhren. Also muss ich mich wohl wieder einmal vor Deiner höheren Sachkenntnis verbeugen.
acqua - 25. Aug, 21:16
Das war nicht meine vermeindliche Sachkenntnis. Ich meinte mich nur zu erinnern, dass es am Sonntag noch Pferdebremsen waren. Aber wahrscheinlich verwechsle ich da was.
diefrogg - 25. Aug, 21:24
Muss schnell...
Herrn T. fragen. ... Jaja, er sagt, es seien Rossbrämen gewesen. Wobei... ich als Papiertigerin könnte eine Rossbräme nicht von einer gemeinen Bräme unterscheiden. Letzthin beim Joggen hat mich eine Bräme gestochen. Aber ob das eine Rossbräme war... Also spielt es für mich Stadtmenschen im Grunde eh keine Rolle.
acqua - 25. Aug, 21:34
Du könntest eine Rossbräme von einer Bräme unterscheiden, wenn du eine sehen würdest. Glaub mir! Rossbrämen sind mindestens doppelt so gross wie Brämen und etwa vier Mal so laut. Ich bin zwar noch nie von einer Rossbräme gestochen worden aber ich nehme an, dass ihr Stich etwa achtmal so schmerzhaft ist wie der einer Bräme. In so fern spielt es auch für Stadtbewohnerinnen eine Rolle, von wem man gestochen wird. Bei mir fliegt manchmal eine Rossbräme in die Stube, surrt eine Weile lang darin herum während die Katze und ich ganz konfus werden und findet dann zum Glück immer wieder das Loch durch das sie hereingeflogen ist um meine Wohnung wieder zu verlassen.
diefrogg - 25. Aug, 21:41
Könnte das nicht auch...
eine Holzwespe sein? Ich meine: Wenns eine Rossbräme wäre, würde sie Dich doch stechen wollen!
acqua - 25. Aug, 21:53
Wie eine Holzwespe (ich musste kurz nachschauen) sieht sie nicht aus, aber dein Einwand vom Stechen wollen macht mich schon etwas stutzig. Vielleicht sind Rossbrämen wirklich in erster Linie auf Pferde und Rinder spezialisiert?
diefrogg - 25. Aug, 23:41
Wenn ich dran denke,...
das Rossbrämen bis zu zwei Zentimeter lang werden, ist mir bei dem Gedanken, dass sie Menschen eher nicht stechen, auch merklich wohler.
schneck08 - 25. Aug, 21:32
ganz köstliche vorstellung, diese fliegerchen! (und natürlich, ja, tierquälerei!!! *räusper*....usw.) ;-)
veronikaha - 25. Aug, 21:55
Literaturtipp
...in meinem diesjährigen Lieblings- Sommerroman kamen auch Pferdbremsen vor.. samt den erwähnten Basteleien.. und anderes Getier, die gar nicht so friedliebenden Schimpansen. Dazu menschliche Abgründe soviel du willst: "Brazzaville Beach" von William Boyd ; hat mir mein Buchhändler empfohlen. - Muss ihn dann noch fragen, wie er eigentlich von mir auf dieses Buch schloss.
diefrogg - 25. Aug, 23:34
Das Buch...
stand ein paar Jahre lang in der Bibliothek, in der ich einmal gearbeitet habe. Es wäre mir nie eingefallen, es zu lesen. Abgespaceter Tropenroman, habe ich gedacht. Aber jetzt, wo Du das so schilderst... wobei mich ja die menschlichen Abgründe mehr interessieren als die Tierchen!
trox - 25. Aug, 22:45
relativ
ist tierquälerei, wie alle moralischen standards. kopftücher zu tragen könnte anno dunnemal auch noch sozusagen normal gewesen sein für alle frauen ... an muselfrauen dachte man da wohl noch nicht, denn man kannte nur den muselmann ... und heute gelten kopftücher als "äusserer zwang" und müssen verboten werden. vielleicht etwas far fetched...
diefrogg - 25. Aug, 23:39
Also ich finde...
den Vergleich mit den Kopftüchern auch etwas seltsam. Aber ich bin froh, dass Du die Brüchigkeit des Konzepts der Tierquälerei ansprichst, die in dieser Geschichte zum Ausdruck kommt. Das hat mir an ihr ja so gefallen. Sonst (und wenn ich in letzter Zeit nicht ab und zu mit penetranten ...pardon... ausgesprochen engagierten Tierschützern zu tun hätte) hätte ich sie vielleicht gar nicht aufgeschrieben.
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