13
Aug
2010

Taggedröhn, Nachtgedröhn

Am Sonntagabend stürzte mein besseres Ohr ab. Ein kleiner Absturz am Abend ist an sich nichts Aussergewöhnliches. Ich höre dann die Autos draussen nicht mehr motoren, nur noch surren. Und in meinem rechten Ohr dröhnt und saust eine Staubsauger-Sinfonie. Ich habe gelernt, an solchen Abenden meine Kräfte zusammen zu nehmen und auf den nächsten Morgen zu vertrauen. Normalerweise höre ich am Morgen wieder gut.

Aber als ich zu Bett ging, merkte ich: Das ist so schlimm, dass ich über Nacht nicht damit fertigwerde. Ich würde am Montag mit angetäubtem Ohr zur Arbeit gehen müssen.

Da wurde mir klar, wie sehr ich dieser Krankheit ausgeliefert bin. Was für im Grunde hilflose Partner der Optimismus und der Wille gesund zu sein mir sind.

Es ist schwierig, sich damit abzufinden, dass man taub wird.

Es ist auch schwierig, sich damit abzufinden, dass es auf- und abgeht mit dem Gehör.

Ich kann es immer noch nicht. Und das Verrückte ist: Nach ein paar guten Wochen muss ich es jeweils wieder neu zu lernen beginnen.

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romeomikezulu - 14. Aug, 17:26

Das verstehe ich -seit Neuestem- selbst so was von gut.... das sind die momente im leben, da nimmt an die Grußkarten zum eigenen Geburtstag ERNST, in denen drinsteht:
"...und vor Allem viel Gesundheit im neuen Lebensjahr", ich hab da früher in jüngeren Jahren immer so ein Bisschen drüber weggelächelt.

Ich "pfeiffe" und "rausche" seit 3 Wochen jetzt. Einen kleinen hohen pfeiffton links hatte ich schon vor 10 oder mehr Jahren, leise und erträglich. Außerdem sagte der Hausarzt,
ich soll mich nicht so anstellen, das hätte ja Jeder.

Aber jetzt das hier war größenordnungen übler: links nochmal ein hohes lautes Pfeiffen on top, rechts ein dunkles Rauschen. So wie wenn man eine Meermuschel ans Ohr ält, aber 3 Oktaven tiefer.
Ursache? Keine Ahnung. Sagen auch die Behandler. Kann Alles sein, muss nichts sein, kann weggehen, muss aber nicht.

Ich hab mich im web schlau gemacht und mal pauschal alles befolgt, was in meinen Blog so angeraten wurde. und siehe da, es KÖNNTE sein, dass ich auf dem Weg der Besserung bin.
Das Rauschen rechts ist weg. Dafür ist das Pfeiffen von links in die "Mitte" nach rechts mitgezogen :-( hngaaaah!!

Hört sich muskulär und weniger vaskulär an? Denke ich auch, sieht auch mein Physio/Osto ebenfalls so. Mein HWS 1 steht blöd, Kiefermuskel auch mitverkrampft (steinhart links) = nicht schön, das.
Und jedesmal wenn der an mir 30 min gezogen, gedrückt, massiert und gepresst hat, wird das Pfeiffen deutlich lauter - das spricht auch für muskulären Ursprung,
damit hätte ich dann also Glück gehabt - sowas ist im nachhinein ja viel einfacher wieder geradezubiegen als etwas vaskuläres....

Wenn alle Stricke reissen, probiere ich noch was Teures aus, man findet es unter:
http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizintechnik/hilfe_tinnitus_sicht_neurostimulator_juelich_133496.html

"Dauerhafte Linderung" bei 70+% der Betroffenen?? = Gekauft ! ;-))

Ich drücke IHNEN (und mir) die Daumen auf ein möglichst beschwerdefreies Restleben. Ich hab schon Bammel, dass ich das Pfeiffen wieder viel lauter empfinde, wenn erst
die Cortisonhaltigen Infusionen abgesetzt wurden...:-/ (seit denen ist es nämlich echt erträglicher).

diefrogg - 15. Aug, 12:16

So, muskulärer Ursprung!

Interessant. Auf die Idee ist bei mir noch nie jemand gekommen. Ich hatte allerdings mehr zufällig nach meinem Hörsturz ein paar Sitzungen Physiotherapie. Die brachten tatsächlich leichte Besserung. Die Ärzte gehen bei mir aber davon aus, dass das Problem primär stoffwechsel-bedingt ist (Morbus Menière). Man hat mir auch Cortison-Injektionen ins Trommelfell verpasst (die Leute verziehen immer das Gesicht und machen Schmerzenslaute, wenn ich das erzähle). War aber insgesamt besser auszuhalten als die zeitweilig bis 200 mg Cortison im Tag, die ich vorher schluckte.

Wenn sie Ihre Muskelverspannungen lösen können, dann müsste ja eigentlich nach einer Weile alles wieder paletti sein! Das wünsche ich Ihnen jedenfalls!

Ich weiss, dass Tinnitus eine lästige Sache sein kann. Ich habe manchmal einen auf dem linken Ohr, der wirklich stört, einen Signalton in Herzfrequenz: "Bing... bing... bing... bing", den ganzen Tag. Zum Glück ging er abends jeweils weg (Begleiterscheinung einer schwankenden Gehörleistung. Ich sagte dann jeweils: "Abends höre ich nicht mehr bis zum Tinnitus". Damals war ich in Sachen Tinnitus schon einiges gewöhnt. Aber ich sagte mir: "Wenn ich den ständig nachts bekomme, dann bringe ich mich um." Aber ich lernte: Man gewöhnt sich an jeden Tinnitus. Manchmal helfe ich eine Weile mit Anti-Depressiva oder Schlafmitteln nach (nur unter ärztlicher Aufsicht).

Für mich gilt: Viel schlimmer als den Tinnitus finde ich den Gehörverlust. Im Prinzip stört mich der Tinnitus heute nur deshalb, weil er eine Verschlechterung des Gehörs ankündigt oder begleitet.
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