2
Aug
2010

Die spinnen, die Briten!

In London gibt es Smoothies und Smoochies, Frappucinos, Cappucinos und Latte Macchiatos. Es gibt Mezze, Sushi, Fish & Chips und Chicken Tikka Masala, kurz: Man kann hier alles essen und trinken, was das Herz begehrt. Und mehr. Aber in unserem Hotel gibt es keine einzige Einzelportion Konfitüre, die sich ohne Zuhilfenahme eines guten Messers öffnen lässt. Es gibt auch keine guten Messer.

Als britische Meisterleistung im öffentlichen Verkehrs gilt der Bau der Docklands Light Railway. In den Neunzigern die ersten Stadtbahnen Europas ohne Lokführer. Futuristisch und elegant. Aber wer an einem Julinachmittag um 16 Uhr an der Station Westferry eine Fahrkarte kaufen will, ist total angeschmiert. Die Sonne scheint direkt auf die Touchscreens aller vier Ticket-Automaten. Die Bildschirme sind brandschwarz Nichts zu sehen. Bediente Schalter gibt es keine. "It's a disgrace!" schimpft die Frau mit dem Kinderwagen. Und Frau Frogg lernt, wie sich ein Blinder vor dem Touchscreen fühlt.

Und dann gibt es Kew Gardens. Hier kommt alles zur Hochblüte, was die Botanik sich je ausgedacht hat: die Leidenschaften des Sammelns, Ordnens und Benennens; phantastische Gewächshäuser; die aus der Sorge um das Klima geborene Pädagogik; das schiere Glück über die Fülle des Lebens.

Kew Gardens Cactus in Kew Gardens
Butterfly in Kew Gardens

Die Kew Gardens wären ein Paradies, eine Oase der Ruhe. Sind sie aber nicht: Sie liegen genau in der Anflugschneise des Flughafens Heathrow. Im Zweiminutentakt donnern die Düsenjets im Landeanflug über die Köpfe der Gäste hinweg.

Kurz: Hier herrscht immer die Superlative - und dann steckt der Teufel im Detail. Vielleicht ist es das, was ich an dieser Stadt so mag.
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Journal einer Kussbereiten

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