Für Fussballmuffel
Der Zwang zur Fussballbegeisterung nimmt hierzulande allmählich totalitäre Züge an. Wer sich nicht wenigstens ein bisschen für Fussball interessiert, gilt als nicht ganz normal.
Frau Frogg interessiert sich schon ein bisschen für Fussball. Aber sie war ausgerechnet während der Gruppenspiele zwei Wochen lang mit einem ausgesprochen normalen Menschen in eine Einzimmer-Ferienwohnung gesperrt. Herr T. musste Fussball gucken, so oft die Umstände es erlaubten.
Die Umstände erlaubten es oft. Das Wetter war so miserabel, dass mir nicht einmal die Fluchtmöglichkeit auf den Balkon blieb. Schon beim zweiten Gruppenspiel begann das stets mindestens 88 Minuten und 30 Sekunden lang ergebnislose Herumgerenne auf dem Bildschirm mich zu langweilen. Und gefühlte 55-Mal am Tag düdelte der offizielle WM-Jingle des Schweizer Fernsehens über den Bildschirm - gefühlte 74 Mal der offizielle Werbespot der Hauptsponsoren mit dem schwarz gekleideten Dribbler, ihr wisst schon. Dazu das nicht enden wollende Gschnorr der Herren Salzgeber, Hüppi, Suter, Gress etc. Ich erlitt einen unheilbaren Fussball-WM-Overkill.
Wegsehen konnte ich. Weghören nur bedingt. Zuerst nahm ich Ohropax zu Hilfe, um wenigstens das Gefiepe der Vuvuzelas zu dämpfen. Unter solch schwierigen Umständen las ich zwar nicht gerade Dostojewskij. Aber es reichte für diesen Roman:
Er ist so spannend, dass man ihn auch bei gedämpftem Fussball-Lärm lesen kann - und ganz schön erotisch. Er hat einen vage philosphischen Ansatz und einen äusserst perfiden Schluss.
Später lernte ich: Jahre im Grossraumbüro und noch mehr Jahre mit einem Tinnitus hatten mich bestens darauf vorbereitet, einen Meter neben einem Vuvuzelas übertragenden Fernseher auch ohne Ohropax zu lesen. So las ich den Roman zur Fussball-WM:
Das hatte den Vorteil, dass ich das Wichtigste trotzdem hörte und in der Zeitlupe dann sofort auch sah: "unseren" Sieg über die Spanier. Weltklasse-Goalie Diego Benaglio in Höchstform. Diego Maradona als Trainer-Primadonna. Den schlimmsten Schiedsrichter der Fussball-Geschichte (in jenem zweiten Schweizer Match gegen wen jetzt schon wieder?). Dass die Schweizer nach Hause gingen. Dass die Franzosen nach Hause gingen. Dass die Italiener nach Hause gingen. Dass die Afrikaner nach Hauser gingen. Dass Maradona nach Hause geht. Dass die Spanier jetzt doch brandgefährlich sind. Und die Deutschen auch. Muss man mehr wissen?
Mittlerweile sind auch Herr T. und ich wieder zu Hause. Jetzt habe ich nicht nur einen Tipp für Fussball-Muffel. Sondern auch für all jene, die nach einem Tag in der Badi in einem grossen, kühlen, unglaublich leeren Raum intelligent unterhalten werden wollen. Geht ins Kino und seht Euch diesen Film an:
Es ist ein Kostümschinken - und ein wunderbar romantischer Kostümschinken noch dazu. Aber auch ein cleverer Streifen und gar nicht so unmodern. Er dreht sich um eine Frau, die lernt, im Haifischteich der Macht zu schwimmen, im richtigen Moment zu beissen und die richtigen Kumpels zu finden. Das einzige, was sie leider nicht hat, ist eine Waffe gegen Fussball-Overkill.
Frau Frogg interessiert sich schon ein bisschen für Fussball. Aber sie war ausgerechnet während der Gruppenspiele zwei Wochen lang mit einem ausgesprochen normalen Menschen in eine Einzimmer-Ferienwohnung gesperrt. Herr T. musste Fussball gucken, so oft die Umstände es erlaubten.
Die Umstände erlaubten es oft. Das Wetter war so miserabel, dass mir nicht einmal die Fluchtmöglichkeit auf den Balkon blieb. Schon beim zweiten Gruppenspiel begann das stets mindestens 88 Minuten und 30 Sekunden lang ergebnislose Herumgerenne auf dem Bildschirm mich zu langweilen. Und gefühlte 55-Mal am Tag düdelte der offizielle WM-Jingle des Schweizer Fernsehens über den Bildschirm - gefühlte 74 Mal der offizielle Werbespot der Hauptsponsoren mit dem schwarz gekleideten Dribbler, ihr wisst schon. Dazu das nicht enden wollende Gschnorr der Herren Salzgeber, Hüppi, Suter, Gress etc. Ich erlitt einen unheilbaren Fussball-WM-Overkill.
Wegsehen konnte ich. Weghören nur bedingt. Zuerst nahm ich Ohropax zu Hilfe, um wenigstens das Gefiepe der Vuvuzelas zu dämpfen. Unter solch schwierigen Umständen las ich zwar nicht gerade Dostojewskij. Aber es reichte für diesen Roman:
Er ist so spannend, dass man ihn auch bei gedämpftem Fussball-Lärm lesen kann - und ganz schön erotisch. Er hat einen vage philosphischen Ansatz und einen äusserst perfiden Schluss.
Später lernte ich: Jahre im Grossraumbüro und noch mehr Jahre mit einem Tinnitus hatten mich bestens darauf vorbereitet, einen Meter neben einem Vuvuzelas übertragenden Fernseher auch ohne Ohropax zu lesen. So las ich den Roman zur Fussball-WM:
Das hatte den Vorteil, dass ich das Wichtigste trotzdem hörte und in der Zeitlupe dann sofort auch sah: "unseren" Sieg über die Spanier. Weltklasse-Goalie Diego Benaglio in Höchstform. Diego Maradona als Trainer-Primadonna. Den schlimmsten Schiedsrichter der Fussball-Geschichte (in jenem zweiten Schweizer Match gegen wen jetzt schon wieder?). Dass die Schweizer nach Hause gingen. Dass die Franzosen nach Hause gingen. Dass die Italiener nach Hause gingen. Dass die Afrikaner nach Hauser gingen. Dass Maradona nach Hause geht. Dass die Spanier jetzt doch brandgefährlich sind. Und die Deutschen auch. Muss man mehr wissen?
Mittlerweile sind auch Herr T. und ich wieder zu Hause. Jetzt habe ich nicht nur einen Tipp für Fussball-Muffel. Sondern auch für all jene, die nach einem Tag in der Badi in einem grossen, kühlen, unglaublich leeren Raum intelligent unterhalten werden wollen. Geht ins Kino und seht Euch diesen Film an:
Es ist ein Kostümschinken - und ein wunderbar romantischer Kostümschinken noch dazu. Aber auch ein cleverer Streifen und gar nicht so unmodern. Er dreht sich um eine Frau, die lernt, im Haifischteich der Macht zu schwimmen, im richtigen Moment zu beissen und die richtigen Kumpels zu finden. Das einzige, was sie leider nicht hat, ist eine Waffe gegen Fussball-Overkill.
diefrogg - 6. Jul, 13:04
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