25
Jan
2012

Angst vor dem Einbrecher

Wenn ich unser Treppenhaus betrete, beschleicht mich in diesen Tagen oft ein ungutes Gefühl. In den bald elf Jahren, in denen wir hier wohnen, hat unser Besitzer gar nichts daran gemacht. Das Treppenhaus sah damals schon vernachlässigt aus. Heute erinnert es an jene Entrées aus der Sowjet-Zeit, die ich 1998 im heruntergewirtschafteten Russland sah: Die Farbe blättert. Der Verputz bröckelt.

Ich fürchte, unser Vermieter wird die neunzigjährigen Mietshäuser im Quartier bald niederwalzen und etwas Neues hinstellen. Etwas Teures. Die Mieten sind in unserer Stadt in den letzten paar Jahren in unglaubliche Höhen geschnellt.

Das ist schade. Denn in unserem Quartier hat sich ein kleinbürgerlicher Lebensstil erhalten, der vor 10 Jahren schon liebenswert altmodisch wirkte. Frau Froggs erste Postings setzten sich nicht zuletzt deshalb intensiv mit unserem Haus und seinen Bewohnern auseinander - etwa im Beitrag Es eint sie die Angst vor dem Einbrecher.

Frau Baggenstoss und Frau Baumgartner sind immer noch hier. Frau Baggenstoss ist geradezu unheimlich nett geworden. Und Frau Baumgartner wartet auf einen Platz im Altersheim.

Eines Tages ist es wohl auch vorbei mit den den geheimeimen Fusspfaden hinter dem Haus, dem Bärlauch unter den Wäscheleinen und den wilden Erdbeeren.

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trox - 26. Jan, 00:20

ich lieb sie

noch immer, diese sätze: "Hinter diesen Fenstern haben Hunderte von Philemons Zeitgenossinnen und Zeitgenossen katholische Kindheiten verbracht."

diefrogg - 26. Jan, 12:45

Ja, nicht?!

Das waren noch Zeiten! Das waren noch Sätze!
steppenhund - 26. Jan, 17:53

Philemon und Baucis waren ja ein Paar, das quasi als Vorbild oder Wunschbild in meiner Kindheit herumgeisterte. In der Regel waren alte Leute bissig, unzufrieden und haben gejammert. Mein Großvater väterlicherseits war eine Ausnahme, aber er lebte allein und ich hatte wenig Kontakt mit ihm. (Immerhin war er ein echter Künstler und darauf bin ich ein bisschen stolz.)
Philemon und Baucis verkörperten Frieden und Zufriedenheit. Mein Leben war bisher recht turbulent und ist es teilweise noch. Doch meine Frau entspricht den Ansprüchen bzw. Wunschvorstellungen recht gut. Gestern hatte sie Geburtstag und mit 66 fängt für sie das Leben erst richtig an.
Allerdings muss man nicht unbedingt katholisch sein. Das könnte einen ziemlichen Schatten auf die Zufriedenheit werfen, die man anderen gegenüber verkörpern sollte.

diefrogg - 28. Jan, 10:55

Ja, die Assoziation...

zu glücklichen, alten Paar Philemon und Baucis war natrülich da - und es hat einige Leser befremdet, dass ich als Nick den Namen des Mannes wählte. Ob ich alt werden kann, ohne bissig und unzufrieden zu werden, weiss ich noch nicht. Ist Glück- und Charaktersache, glaube ich. Aber ich arbeite dran.

Meine Assoziation zum Namen Philemon ist aber relativ frei kam aber woanders her. Ich habe sie hier eingeführt. Und es gibt noch eine ältere Figur in meinem Geschichten-Repertoire, die den Namen Philemon Frogg trug. Der Text existiert nur auf Papier. Vielleicht finde ich ihn.
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