Das Frisösen-Desaster
Freunde ich brauche einen Haarschnitt! Ich brauche ihn dringender als alles andere. Seit dem 7. September 2009 war ich nicht mehr "beim Coiffeur", wie man hierzulande sagt. Ich sehe aus wie eine Kreuzung zwischen einem verkaterten Beatle und einer Neandertalerin. Und was noch schlimmer ist: Jedesmal, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine Frau, die noch die abgetragenen Haare einer Hörsturz-Patientin auf dem Kopf trägt. Das muss sich jetzt ändern. Ich will wieder neu werden.
Meine treuen Leser wissen, dass ich mit meiner Coiffeuse Nicole schon viel erlebt habe. Einmal, ein einziges Mal hätte ich sie schier wegen ihrer Salon-Kollegin Lisette verlassen. Aber dann blieb ich Nicole doch treu. Vielleicht aus einer Loyalität, die stärker ist als die Verlockungen der freien Marktwirtschaft. Und vielleicht, weil ich einfach zu bequem war.
Nun wollte Nicole jahrelang schwanger werden. Bei jedem Besuch erzählte sie es mir. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass das immer so weitergehen würde. Dass wir in Jahrzehnten lächelnd wegwerfende Handbewegungen über solche Jugendträume machen würden. Ich im Coiffeurstuhl, sie mit der Schere in der Hand. Aber die moderne Fortpflanzungsmedizin schlug mir ein Schnippchen. Als ich im September bei Nicole war, war das Bäuchlein nicht zu übersehen.
Als ich sie vor zwei Wochen anrief, beschied sie mir, ich müsse zu Lisette. Sie habe keine freien Termine mehr und würde sowieso bald in Mutterschafts-Urlaub gehen. Ehrlich gesagt: Ich war gekränkt. Zwar ging ich ja gar nicht ungern zu Lisette. Aber zu Lisette, weil Nicole keine Zeit mehr für mich hatte?! Das fand ich denn doch ziemlich frech! Doch ich fand mich in mein Schicksal und machte mit Lisette einen Termin aus. Er wäre heute gewesen.
Nur: Am Mitwoch rief Nicole an. Sie musste mit Herrn T. sprechen, denn ich war nicht zu Hause. Der Termin mit Lisette falle flach. Lisette habe eine Embolie gehabt. Oder so etwas. Sie sei im Spital. Mehr war nicht aus Herrn T. herauszubekommen. Herr T. interessiert sich nicht für Krankheiten. Er erzählte es mir, als ich nach Hause kam.
Ich hätte Mitgefühl für Nicole emfpinden müssen. Statt dessen empfand ich zuerst Ärger. Nun würde ich weiter mit meiner Hörsturz-Matte herumlaufen müssen!
Mir blieb nichts anderes übrig als ein Notfall-E-Mail-Versand an meine Kolleginnen im Geschäft. Es zeigte sich, dass gute Coiffeusen oder Coiffeure schwer zu finden sind. Sehr schwer. Schliesslich rückte Löwenherz mit der Nummer ihres Figaros heraus. Das ist gut. Löwenherz ist immer chic frisiert. Ihr Coiffeur heisst Mehmet. Er ist nicht ganz billig, weshalb er wahrscheinlich eine Übergangslösung ist. Morgen wird er mir die Schere ansetzen. Ich bin gespannt.
Meine treuen Leser wissen, dass ich mit meiner Coiffeuse Nicole schon viel erlebt habe. Einmal, ein einziges Mal hätte ich sie schier wegen ihrer Salon-Kollegin Lisette verlassen. Aber dann blieb ich Nicole doch treu. Vielleicht aus einer Loyalität, die stärker ist als die Verlockungen der freien Marktwirtschaft. Und vielleicht, weil ich einfach zu bequem war.
Nun wollte Nicole jahrelang schwanger werden. Bei jedem Besuch erzählte sie es mir. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass das immer so weitergehen würde. Dass wir in Jahrzehnten lächelnd wegwerfende Handbewegungen über solche Jugendträume machen würden. Ich im Coiffeurstuhl, sie mit der Schere in der Hand. Aber die moderne Fortpflanzungsmedizin schlug mir ein Schnippchen. Als ich im September bei Nicole war, war das Bäuchlein nicht zu übersehen.
Als ich sie vor zwei Wochen anrief, beschied sie mir, ich müsse zu Lisette. Sie habe keine freien Termine mehr und würde sowieso bald in Mutterschafts-Urlaub gehen. Ehrlich gesagt: Ich war gekränkt. Zwar ging ich ja gar nicht ungern zu Lisette. Aber zu Lisette, weil Nicole keine Zeit mehr für mich hatte?! Das fand ich denn doch ziemlich frech! Doch ich fand mich in mein Schicksal und machte mit Lisette einen Termin aus. Er wäre heute gewesen.
Nur: Am Mitwoch rief Nicole an. Sie musste mit Herrn T. sprechen, denn ich war nicht zu Hause. Der Termin mit Lisette falle flach. Lisette habe eine Embolie gehabt. Oder so etwas. Sie sei im Spital. Mehr war nicht aus Herrn T. herauszubekommen. Herr T. interessiert sich nicht für Krankheiten. Er erzählte es mir, als ich nach Hause kam.
Ich hätte Mitgefühl für Nicole emfpinden müssen. Statt dessen empfand ich zuerst Ärger. Nun würde ich weiter mit meiner Hörsturz-Matte herumlaufen müssen!
Mir blieb nichts anderes übrig als ein Notfall-E-Mail-Versand an meine Kolleginnen im Geschäft. Es zeigte sich, dass gute Coiffeusen oder Coiffeure schwer zu finden sind. Sehr schwer. Schliesslich rückte Löwenherz mit der Nummer ihres Figaros heraus. Das ist gut. Löwenherz ist immer chic frisiert. Ihr Coiffeur heisst Mehmet. Er ist nicht ganz billig, weshalb er wahrscheinlich eine Übergangslösung ist. Morgen wird er mir die Schere ansetzen. Ich bin gespannt.
diefrogg - 5. Feb, 09:55
17 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Not quite like Beethoven - 5. Feb, 12:33
Ich fand Leib-Seele-Dualismus immer schon schiete. Natürlich pflegt man mit dem Leib auch die Seele und wenn die Seele die Matte nicht mehr sehen kann, dann muss die weg. Klare Sache. Insofern: Viel Glück mit Mehmet.
diefrogg - 5. Feb, 13:34
Danke!
"schiete", das ist mal ein neuer Euphemismus! Nebst Scheibenhonig etc. Muss ich in meinen Wortschatz aufnehmen. Sicher geeignet für Kontakte mit Norddeutschen! Und bei der Arbeit ist man manchmal froh um etwas Abwechslung.
acqua - 5. Feb, 22:30
Ich bin auch gespannt!
acqua - 6. Feb, 17:31
Genau. Und du darfst dann entscheiden, ob ich ihn auch noch hier schriflich festhalten soll. ;-)
Bist du denn zufrieden mit dem Werk des Meisters?
Bist du denn zufrieden mit dem Werk des Meisters?
diefrogg - 6. Feb, 18:05
Siehe im unteren Thread!
Kätzerin - 6. Feb, 01:30
Ein bis zwei Wochen
kann es danach bis zu Deiner wohlgefälligen Zufriendenheit dauern. Womit ich meine Erfahrung wiedergebe. Also, bring's hinter Dich. ;-)
diefrogg - 6. Feb, 10:14
Das will ich mal...
nicht hoffen. Ich erwarte, das Lokal schon äusserst zufrieden zu verlassen! Edit: Ich habe das Lokal mit einem ausgezeichneten Haarschnitt verlassen. Nur die Fransen hat er vielleicht einen Millimeter zu lang gelassen. Ich mag den Haarschnitt, aber Mehmet irgendwie nicht so richtig. Er mich auch nicht, glaube ich. Wird eine Übergangslösung sein, denke ich.
jueb - 7. Feb, 12:01
Mais oui! Und das schaut doch recht ordentlich aus :-)
diefrogg - 7. Feb, 12:12
Bin gespannt...,
wann meine Naturlocken wieder übernehmen. Jeder Coiffeur versucht sie zu zähmen. Aber sie sind nach spätestens zweimal Haarewaschen wieder da.
walküre - 9. Feb, 22:24
Frau Frogg, haben Sie schon einmal jene Sorte Coiffeur konsultiert, die man hierzulande als Naturfriseur bezeichnet ?
In solchen Salons wird selbstverständlich auf die Wünsche der Kunden eingegangen, allerdings nur soweit, wie es das Haar zulässt, und Dauerwellen sind strikt verpönt. Klingt sektiererisch, ist aber das, was mir, seit ich in Wien lebe (hier orientieren sich ganze Salons nach dieser Philosophie) erlaubt, zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Frisur zu haben, die zu mir passt. Feines Haar mit bockigen Wirbeln stellt nämlich eine Herausforderung für viele herkömmliche Friseure dar, welcher sie offensichtlich nicht gewachsen sind, und ähnliches denke ich über ihre Naturlocken, die entsprechende Schnitttechniken benötigen.
In solchen Salons wird selbstverständlich auf die Wünsche der Kunden eingegangen, allerdings nur soweit, wie es das Haar zulässt, und Dauerwellen sind strikt verpönt. Klingt sektiererisch, ist aber das, was mir, seit ich in Wien lebe (hier orientieren sich ganze Salons nach dieser Philosophie) erlaubt, zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Frisur zu haben, die zu mir passt. Feines Haar mit bockigen Wirbeln stellt nämlich eine Herausforderung für viele herkömmliche Friseure dar, welcher sie offensichtlich nicht gewachsen sind, und ähnliches denke ich über ihre Naturlocken, die entsprechende Schnitttechniken benötigen.
veronikaha - 9. Feb, 22:34
ich hab's gesehn..
Einverstanden, im Idealfall ist gegenseitiges Sich-gut-Mögen schon wünschenswert. Aber ich habe das Resultat gesehen: umwerfend! und sehr sehr elegant. Selbst wenn nicht natur und nur von kurzer Dauer: wow, das ist es doch wert! Hast mich an Annemarie Schwarzenbach erinnert wegen der klassischen Schönheit im Gesicht. Und das hat dieser Mehmet hervorgehoben. Womit übrigens die Zeichnung auch noch relativiert wäre: dein Kiefer ist doch viel zarter!
diefrogg - 10. Feb, 15:58
Na, das sind...
vielleicht Komplimente! Das geht runter wie Honig! Ideal wäre ja ein Haarschnitt, der zum Gesicht passt und doch Verständnis für die Beschaffenheit meiner Haare hat. Von daher werde ichs mir doch noch mal überlegen mit Mehmet.
pipistrella - 11. Feb, 15:52
ich hätte dir einen wunderbaren figaro, leider teuer und noch mehr leider (für dich) hat er seinen salon in zürich. falls du trotzdem interessiert bist, weil die sympatie eben wirklich wichtig ist, dann meld dich einfach :-)
diefrogg - 12. Feb, 14:11
Danke für das...
Angebot. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ich hier einen guten Coiffeur finden werde. Es wäre zwar schön, etwas öfter nach Zürich zu kommen. Aber für den Coiffeur... also ich weiss nicht.
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