5
Feb
2010

Das Frisösen-Desaster

Freunde ich brauche einen Haarschnitt! Ich brauche ihn dringender als alles andere. Seit dem 7. September 2009 war ich nicht mehr "beim Coiffeur", wie man hierzulande sagt. Ich sehe aus wie eine Kreuzung zwischen einem verkaterten Beatle und einer Neandertalerin. Und was noch schlimmer ist: Jedesmal, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich eine Frau, die noch die abgetragenen Haare einer Hörsturz-Patientin auf dem Kopf trägt. Das muss sich jetzt ändern. Ich will wieder neu werden.

Meine treuen Leser wissen, dass ich mit meiner Coiffeuse Nicole schon viel erlebt habe. Einmal, ein einziges Mal hätte ich sie schier wegen ihrer Salon-Kollegin Lisette verlassen. Aber dann blieb ich Nicole doch treu. Vielleicht aus einer Loyalität, die stärker ist als die Verlockungen der freien Marktwirtschaft. Und vielleicht, weil ich einfach zu bequem war.

Nun wollte Nicole jahrelang schwanger werden. Bei jedem Besuch erzählte sie es mir. Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass das immer so weitergehen würde. Dass wir in Jahrzehnten lächelnd wegwerfende Handbewegungen über solche Jugendträume machen würden. Ich im Coiffeurstuhl, sie mit der Schere in der Hand. Aber die moderne Fortpflanzungsmedizin schlug mir ein Schnippchen. Als ich im September bei Nicole war, war das Bäuchlein nicht zu übersehen.

Als ich sie vor zwei Wochen anrief, beschied sie mir, ich müsse zu Lisette. Sie habe keine freien Termine mehr und würde sowieso bald in Mutterschafts-Urlaub gehen. Ehrlich gesagt: Ich war gekränkt. Zwar ging ich ja gar nicht ungern zu Lisette. Aber zu Lisette, weil Nicole keine Zeit mehr für mich hatte?! Das fand ich denn doch ziemlich frech! Doch ich fand mich in mein Schicksal und machte mit Lisette einen Termin aus. Er wäre heute gewesen.

Nur: Am Mitwoch rief Nicole an. Sie musste mit Herrn T. sprechen, denn ich war nicht zu Hause. Der Termin mit Lisette falle flach. Lisette habe eine Embolie gehabt. Oder so etwas. Sie sei im Spital. Mehr war nicht aus Herrn T. herauszubekommen. Herr T. interessiert sich nicht für Krankheiten. Er erzählte es mir, als ich nach Hause kam.

Ich hätte Mitgefühl für Nicole emfpinden müssen. Statt dessen empfand ich zuerst Ärger. Nun würde ich weiter mit meiner Hörsturz-Matte herumlaufen müssen!

Mir blieb nichts anderes übrig als ein Notfall-E-Mail-Versand an meine Kolleginnen im Geschäft. Es zeigte sich, dass gute Coiffeusen oder Coiffeure schwer zu finden sind. Sehr schwer. Schliesslich rückte Löwenherz mit der Nummer ihres Figaros heraus. Das ist gut. Löwenherz ist immer chic frisiert. Ihr Coiffeur heisst Mehmet. Er ist nicht ganz billig, weshalb er wahrscheinlich eine Übergangslösung ist. Morgen wird er mir die Schere ansetzen. Ich bin gespannt.
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Journal einer Kussbereiten

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