14
Apr
2009

Postkarte aus dem Tessin

tessin09 008

Dieses Bild zeigt den Monte San Salvatore am Luganersee am Ostersonntagmorgen (fotografiert vom Monte Brè aus).

Ihr seht also: Das Wetter war nicht immer blendend. Aber meistens (entgegen anders lautender Prognosen). Und selbst wenn das Wetter einmal nicht mitspielt, ist das Tessin eine Osterreise doch immer wieder wert.

Diesmal:

- Wegen des wunderbar verschrobenen Hotels Brè Paese und des wunderbar schrägen Hoteliers Paul Gmür
- Wegen des Dörfchens Brè Paese - einer Augenweide
- Wegen der grossartigen Gastfreundschaft unserer Freunde in Mendrisio
- Wegen des himmlischen Zickleins, das es in Gandria zu schlemmen gab
- Weil in den Wäldern des Tessins der Kopf frei wird für die Träume, die im Geäst lauern

Wie konnte ich je etwas anderes behaupten!?

9
Apr
2009

Ab in den Süden!

Jedes Jahr an Ostern erlebt man hierzulande dasselbe Phänomen: Die Bewohner der Deutschschweiz brechen in Scharen auf. Sonnenhunger hat sie gepackt. Sie wollen dem lahmarschigen Frühling im Norden ein Schnippchen schlagen, indem sie die Sonne im Süden suchen. Genauer: im Tessin. In unsere landeseigene Sonnenstube. Jedes Jahr dieselben Bilder: Kilometerlange Staus am Gotthard, platschvolle Züge.

Auch Herr T. und ich stürzen uns ins Getümmel. Dabei weiss ich es lägst: Die fürchterlichsten Erkältungen holt man sich an Ostern im Tessin. Denn wer nicht Millionär ist, muss im Tessin über Ostern abseits der Seeufer logieren. Und abseits der Seen gbt es im Tessin nur Berge. Dort brennt einem vielleicht am hohen Mittag schon die Sonne aufs Näschen. Aber das machen die Tessiner Hoteliers mit ihrem mediterranen Misstrauen vor geschlossenen Türen abends und morgens mehr als wett. So schüttelt einen am Morgen Zugluft wach, die wahrscheinlich direkt aus der Arktis kommt. Und richtig geheizt ist auch nirgends. Da kann der Geniesser-Ausflug schnell zur Überlebensübung werden, das weiss die Frogg mittlerweile.

Und dann hat man sowieso keine Gewähr, dass es im Tessin wirklich schönes Wetter ist. Es kann durchaus so sein. Oder so.

Dieses Jahr haben wir uns spät entschlossen und vor einer Woche doch noch ein Zimmer in einem Albergo reserviert. Wir hätten es nicht tun sollen. Der Wetterbericht hat die fieseste Wetterlage für einen Ausflug ins Tessin überhaupt angekündigt: Föhn. Was das bedeutet, muss ich nur Nichtschweizern erklären. Wir lernen es hierzulande in unserer ersten Geografiestunde: Wenn der Föhn bläst, ist das Wetter im Norden schön. Im Tessin aber regnet es.

Dennoch, Freunde: Morgen reisen wir. Ich bin also für ein paar Tage weg.

7
Apr
2009

Hurra, er liebt mich!!!

Gestern ging ich zum Erstenmal mit meinen neuen Schuhen auf die Strasse. Ihr erinnert Euch: Diese hier.

"Na, wie gefallen sie Dir?" fragte ich Herrn T., bevor ich aus dem Haus stakste.

"Die sind aber gefährlich", brummelte Herr T.. Er klang wie ein Vater, der über den Zeitungsrand skeptisch die neueste Modelaune seiner ausgeflippten Tochter kommentiert. Ihr wisst nicht, was er damit sagen wollte? Keine Sorge, ich auch nicht. Ich vermutete so etwas wie ein Kompliment. Ich meine: Herr T. hat eine ausgesprochen minimalistische Art, Komplimente zu machen. Er ist zum Beispiel berühmt dafür, dass er an Neuanschaffungen stets das Manko entdeckt: einen losen Knopf. Oder die Tatsache, dass das neue T-Shirt gelb ist, obwohl ich doch ein Weisses wollte. Wenn er keinen Fehler findet, dann brummelt er jeweils irgend etwas vor sich hin. Zum Beispiel "Ach, ein bisschen bieder!" Das bedeutet dann "ganz ok", da bin ich mir im Grunde sicher.

Ihr seht: Wenn es um Komplimente geht, ist Herr T. nicht ganz einfach zu verstehen. Dennoch versuche ich ihm so zweimal im Jahr eins aus der Nase zu ziehen. Freiwillig macht er mir nie eins, das fände er uncool. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass er mich potthässlich findet und trotzdem seit neun Jahren Tisch und Bett mit mir teilt. Auch wenn das vielleicht naiv ist. Vielleicht müsste ich mich damit abfinden, dass nichts als Bequemlichkeit ihn so lange an meiner Seite gehalten hat.

Warum er aber meine neuen Schuhe für gefährlich hielt, begriff ich dennoch nicht. Deshalb fragte ich nach.

"Na, die haben doch so hohe Absätze! Wo Du doch sagst, Dir sei ständig schwindlig!"

Glaubt mir, Freunde, nun war ich wirklich baff. Denn das war kein Kompliment. Das war eine Liebeserklärung! Der Mann hatte irgendwo aufgeschnappt, dass ich ungern auf hohen Absätzen herumlaufe, wenn mir schwindlig ist. Er brachte in einem hingebrummten Satz seine Sorge um mein Wohlergehen auf den Punkt! Und liess mich irgendwie verstehen, dass er nicht gleich aus dem Haus laufen würde, auch wenn er längst gemerkt hat, dass ich nicht die Gesündeste bin.

Ich war gerührt. Das muss ihm mal einer nachmachen!

Oder habe ich da etwas überinterpretiert?

5
Apr
2009

Krimi in der Krise

Neulich wachte ich um fünf Uhr morgens auf und konnte nicht mehr einschlafen. "Na gut", sagte sich die Frogg, "Dann arbeitest Du jetzt an Deinem Krimi weiter. Vielleicht wäre es sowieso besser, wenn Du diese Arbeit auf den frühen Morgen verlegen würdest."

So nahm ich das zweite Kapitel zur Hand, an dem ich gerade arbeite. Ich las es wieder einmal in seiner Gänze - und fand es unerträglich. Die Details erspare ich Euch. Vielleicht lag es ja nur daran, dass das Frogg'sche Urteilsvermögen um fünf Uhr morgens noch nicht in Vollbetrieb ist.

Aber wahrscheinlich habe ich Recht und das Ding ist einfach nur ein Riesenhaufen Mist.

Ich sagte mir: "Also gut. Ich vergesse dieses Geschreibe. Ich finde mich damit ab, dass ich doch nicht zur Schriftstellerin geboren bin. Statt dessen werde ich:

- den Frühling so richtig geniessen
- meine Türkisch-Kenntnisse für die Ferien im Mai aufpolieren
- wieder mehr bloggen
- noch ein paar dringende Anschaffungen machen, bevor die Wirtschaftskrise meine Ersparnisse vernichtet

Ich fühlte mich froh und erleichtert.

Bis mir Tree einfiel. Tree, der mir bei meinen Recherchen so viel geholfen hat. Ich habe ihn zum letzten Mal vor ein paar Wochen an einem Fest gesehen. Wir waren die Letzten, die noch in den Sofas hingen, vier fünf Leute, morgens um zwei oder drei. Irgendwie kamen wir auf Bücher zu reden, auf das, was wir so lesen und lesen möchten. Es gab eine kurze Pause, und plötzlich murmelte Tree, etwas betrunken wie wir alle: "Frogg möchte ich endlich lesen! Ja, Frogg möchte ich lesen!"

Wenn mir ein Gedanke wirklich einfährt, dann denke ich Englisch. Nicht immer the Queen's English, aber so ist es nun mal. Als mir Tree in diesem Sofa einfiel, dachte ich: "Oh God!" und dann sagte ich halblaut: "Fucking Hell!"

Heute Morgen um 10 Uhr habe ich beschlossen, dem Ding noch eine Chance zu geben. Ich weiss nur noch nicht, wann. Und wie genau.

3
Apr
2009

Beim Zahnarzt

"Kommen Sie im Mai wieder", sagt mein Zahnarzt. "Es wird Zeit, dass wir in dieser Sache zu einer Entscheidung kommen." Er spricht von den drei Weisheitszähnen, die seit Jahrzehnten so tief in meinen Kiefern ruhen wie verborgene Schätze. Er will sie endlich ausgraben.

Ich würde ihn gerne dran erinnern, dass es nicht Unentschlossenheit war, die ihn bislang daran gehindert hat. Ganz im Gegenteil. Ich habe ihn mit Entschiedenheit daran gehindert. Schon vor ein paar Jahren hat er mich zu überreden versucht, ihn an die vergrabenen Drei heran zu lassen. Er warnte mich damals vor allerhand hässlichen Problemen, die nie ausgewachsene Weisheitszähne verursachen können. "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich solche Komplikationen einstellen?" fragte ich. Da wusste er, dass das Spiel gelaufen war. Er grinste: "Zwei Prozent." Worauf ich Deutsch und deutlich sagte: "Dann lassen wir sie drin!"

Ich verzichte darauf, ihn auf seine kleine Erinnerungslücke anzusprechen. Ich werde meinen Atem brauchen, wenn er wir ernsthaft über die Sache reden. Er hat neue Argumente.

Ich bin kein misstrauischer Mensch. Ich lebe nicht in der ständigen Erwartung, dass mich jemand ausnehmen will. Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass mein Zahnarzt sich nicht in erster Linie aus Sorge um mich für meine Weiheitszähne interessiert?
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Journal einer Kussbereiten

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