26
Apr
2008

Coop senkt Preis für Reis

Da erzählen uns doch sämtliche Medien, dass Migros den Preis für Reis erhöht. Wegen Reisknappheit auf dem Weltmarkt. Und die Medien berichten darüber in einer Länge und Breite, die fürchten lässt, dass sich die Ärmsten der Schweiz bald keins mehr leisten können.

Aber so schlimm kann es um die Reisvorräte der Welt nicht bestellt sein. Bei Coop jedenfalls ist alles anders: Dort ist Reis im Moment für 10 bis 20 Prozent Preisabschlag zu haben (jedenfalls in der Filiale, in der ich einkaufe, im Coopcenter am Löwenplatz, Luzern). Allerdings habe offenbar nicht nur ich bemerkt, dass das ein bisschen aussergewöhnlich ist. Ich habe jedenfalls noch nie so leergefegte Gestelle* gesehen!

Dennoch beruhigte mich dieser Schachzug von Coop. Ich hatte mir nämlich schon Sorgen gemacht. Ich meine: Wir Westler kennen den Hunger ja zum Glück nur als jenen lästigen Kerl, der jeweils unserer Diätbemühungen sabotiert. Deshalb erstaunt es mich umso mehr, dass derzeit so viel über die Lebensmittelkrise geredet wird. Zum Beispiel wegen ein paar Rappen Preisaufschlag! Nagt an uns Westlern eben doch noch ganz leise die Furcht, wir könnten eines Tages verhungern? Oder haben wir einen echten Grund, uns Sorgen zu machen?

Erst lachte die Frogg ja über die Frage. Aber dann las sie die Beteuerungen von Migros-Sprecherin Monika Weibel: Die Migros-Reislager seien noch bis im Herbst gefüllt: «Es gibt keine Engpässe bei keiner Sorte», versicherte Weibel. Also, wenn Mediensprecher zu "versichern" beginnen, dann bimmeln bei der Frogg immer die Alarmglocken.

Da tut es gut zu merken, dass Coop und Migros noch Konkurrenz spielen. So lange sie das tun, muss die Welt in Ordnung sein.


*Doch, einmal, anno 1990, unmittelbar vor dem Ausbruch des Zweiten Golfkriegs. Damals glaubten ja vor allem ältere Leute, Saddams Helikopter würden demnächst vor dem Bundeshaus landen. Sie hamsterten deshalb Lebensmittel. Die Folge: In vielen Läden gabs nur noch Basmatireis, denn den kannten die älteren Leute nicht.

25
Apr
2008

Für die Füsse

Cortisonkur gibts keine, dem Himmel sei dank! Zur Stärkung meines Innenohrs soll ich jetzt ein Medikament namens Duralipon nehmen, sagt mein Ohrenarzt. Normalerweise wird es "gegen Empfindungsstörungen bei Diabetes mellitus" eingesetzt, steht auf der Packung. Auf ihr ist ausserdem ein verschiedenfarbig angemalter Fuss zu sehen.

23
Apr
2008

Ärzte!!!

"Ohrenärzte haben kein Taktgefühl", behauptet die Frogg steif und fest. "Die verschleiern mit unnötigen Grobheiten die Tatsache, dass sie über das menschliche Gehör überhaupt nichts wissen."

Naja, es gibt Ausnahmen. Aber nicht viele. Mein jetziger Ohrenarzt, der Herr Professor, ist mit Taktgefühl jedenfalls nicht gesegnet. Vor einem halben Jahr sagte er zu mir: "Nehmen Sie sich ein Beispiel an Beethoven! Der hat mit einer schweren Innenohrproblematik gearbeitet bis ganz zuletzt. Bis es einfach nicht mehr ging!"

Damals hätte ich ihn ohrfeigen können. Erstens, weil er mir offenbar keine besseren Perspektiven zu bieten hat.

Zweitens, weil der Herr Professor nicht einmal wusste, dass Beethoven gar kein Innenohrproblem hatte. Jeder halbwegs belesene Ohrenpatient weiss doch, das Ludwig van Beethoven eine Otosklerose hatte, also eine Erkrankung des Mittelohrs! Dass sein Innenohr vermutlich gar nicht krank war. Dass er deshalb ganz am Schluss einen Stock auf die Saiten seines Klaviers legte, auf den Stock draufbiss, die Tasten drückte und so die Töne durch die Kieferknochen noch hören konnte. Habe ich vor langer Zeit im Economist gelesen. Und glaubt mir Freunde, so etwas vergisst eine Ohrenarztpatientin nicht. Ein Ohrenarzt aber offenbar schon.

Inzwischen habe ich mich mit dem Herrn Professor versöhnt. Ich finde seine Aussage von damals sogar irgendwie tröstlich.

Und überhaupt gehe ich trotzdem noch zum Herrn Professor. Zum Beispiel morgen früh. Ja, genau: Mein rechtes Ohr blubbert und trötet wieder. Wenn ich Pech habe, steht wieder eine Schocktherapie mit Cortison bevor.

21
Apr
2008

Nach Geheimnissen suchen

Ich habe ja immer geglaubt, wer im Abfall wühle, entdecke Geheimnisse. Oder wenigstens Kuriositäten. Aber als die Frogg gestern den Abfalleimer bei der nahen Tankstelle durchwühlte, entdeckte sie überhaupt nichts derartiges. Nur Bananenschalen, meterweise verdrecktes Papier, leere Colaflaschen, Quittungen von der Tankstelle und Zigarettenstummel. Viele Zigarettenstummel. Das höchste der Gefühle war ein leergegessener Becher Schoggidessert mitsamt Plastiklöffel. Keine zerfetzten Kleider, keine Schmuckstücke, keine zerknüllte Kündigung, nicht einmal ein gebrauchter Pariser (zum Glück).

Auch mein Hörgerät fand ich nicht. Und das Hörgerät, ja, das suchte ich.

Wie ich auf die Idee kam, mein Hörgerät im Abfalleimer der nahen Tankstelle zu suchen? Nun, das ist eine lange Geschichte (@Herr Redder: ein Mobility-Auto war involviert). Genügt es, wenn ich sage, dass ich den Engerling am Morgen nicht in dem Schächtelchen fand, in dem er hätte sein sollen? Dass ich voller Entsetzen an meine erst kürzlich verlorene Uhr denken musste. Daran, dass ein Hörgerät noch viel teurer ist als eine Uhr. Und daran, dass mir die Invalidenversicherung kein neues zahlen würde. Dass ich deshalb augenblicklich, ja augenblicklich, sämtliche auch nur im entferntesten möglichen Fundstellen abklappern musste?

Also wühlte ich schliesslich im Abfalleimer bei der nahen Tankstelle. Ich trug dazu einen blauen Plastikhandschuh. Das Hörgerät aber fand ich nicht.

Ich fand es erst eine Viertelstunde später, wieder zu Hause: in der Schmuckschatulle, in der ich meine Ohrringe versorge.

19
Apr
2008

Jaja, die Zürcher!

Eine Macke der Frogg ist, dass sie sich bei jeder Gelegenheit über die Zürcher aufregt. Ich meine: Zürcher mit ein bisschen Horizont fragen sich ja manchmal, warum man sie in der Restschweiz nicht besonders mag. "Zürcher mit Horizont? Gibt es das?" fragen jetzt die Nichtzürcher. "Ja, das gibt es", sagt die Frogg, "Ich lebe mit einem von ihnen zusammen. In Frösch, eine Zugstunde von Zürich entfernt, seit sieben Jahren." Doch im Allgemeinen gilt für Zürcher schon die Regel: je breiter der Dialekt, desto enger der Horizont.

Wie breit der Dialekt von Stephan Pörtner ist, weiss ich nicht. Ich habe heute lediglich seinen Feature über Zürich im "TagesAnzeiger" gelesen (Seite 15). Darin beschäftigt er sich mit der Lieblingsfrage der Zürcher: jener, ob Zürich nun eine Weltstadt sei oder nicht. Das lässt für seinen Dialekt und seinen Horizont nichts Gutes ahnen. Wie alle Zürcher kommt er schnell zu einem negativen Schluss. Nein, Zürich sei keine Weltstadt schreibt er. Und wer ist schuld daran? Natürlich die Provinzler, von denen es in Zürich laut Pörtner zu viele gibt. "Die begeistertsten Zürcher stammen aus Käffern", schreibt er, "Allen voran der Stadtpräsident, ein Engelberger, der zweite Innerschweizer Stapi in Folge. Die Dörfler sind vor allem davon begeistert , den Sprung in die vermeintliche Metropole geschafft zu haben." Pörtner selber ist selbstverständlich kein Dörfler. Er stammt aus Zürich Seefeld und hätte somit Kraft seiner Geburt das Zeug zum echten Weltstädter. Doch er, zu Hause geblieben, hat keine Chance, denn: "Provinzielle Selbstzufriedenheit hindert Zürich daran, Weltstadt zu sein."

Wenn ein Zürcher das Wort "Innerschweiz" unter die Tastatur nimmt, dann schnellt bei der Frogg das Ereiferungsbarometer sowieso jedesmal ein paar Grad in die Höhe: "Innerschweiz", jenes Wort, das den Weltzürchern Chiffre für alles ländlich-konservativ-Zurückgebliebene ist. Als wären sie je weiter als bis ins Sihltal gekommen und wüssten genau, was die Innerschweiz ist. Dabei haben sie ja keine Ahnung... ausser der Ahnung einer Angst, die Innerschweiz könnte sie in ihre Provinzialität aufsaugen vielleicht? Nicht nötig, liebe Zürcher: Die Innerschweiz ist mit sich selbst beschäftigt, deshalb bleibt sie, was sie ist. Ohne Zürich.

Aber das kann Pörtner nicht wissen. Denn er blickt noch kurz ein bisschen nach Berlin, dann befasst er sich wieder mit dem, was seinem Bauchnabel am nächsten ist: mit Zürich und seinen Bünzlis aus der Provinz. Dabei sollte er die nicht zu gering schätzen: Die wissen wenigstens, wovon sie reden, wenn sie das Wort "Provinz" in den Mund nehmen.
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