19
Feb
2008

ach, übrigens...

Bis Sonntag ist hier Schreibpause: Ich fahre wieder mal nach Deutschland. Dafür werde ich viel Zeit zum Lesen haben. Im Zug nach Mannheim.

18
Feb
2008

Flachgewälzert

Es steht in allen Zeitungen: Philip Roth soll einen neuen Roman herausgegeben haben. Exit Ghost heisst er, und ich müsste ihn lesen. Denn seit mich um das Jahr 2000 sein Buch American Pastoral total gepackt hat, finde ich, eigentlich müsste ich jedes Buch von Roth lesen.

Nur: Exit Ghost ist ein Altherrenroman. Sein Held ist 71 und hat Prostatakrebs. Und von Altherrenromanen und Prostatakrebs habe ich gerade genug, ich lese nämlich seit bald einem Monat Richard Ford’s The Lay of the Land, auch einen Altherrenroman mit einem prostatakrebskranken Helden. Nicht, dass mich das Thema nicht interessieren würde. Es interessiert mich immer, wie Menschen mit der Nachricht umgehen, dass sie eine üble Krankheit haben. Aber zweimal hintereinander Prostatakrebs… das ist mir denn doch zu viel.

Dabei hatte ich mich auf The Lay of the Land gefreut. Der Titel gefiel mir, er verspricht Erdiges und einen gewissen Perspektivenreichtum, und die Besprechung auf DRS2 war geradezu euphorisch. Aber, Freunde, ich leide. Ich meine: 726 Seiten! Und das Buch hat noch nicht mal einen spannenden Plot. Nein. Held Frank Bascombe mäandert darin in seiner Heimat an der Küste von New Jersey herum wie weiland Leopold Bloom in Dublin. Frank badet ihm eiskalten Meer, versucht ein paar Häuser zu verkaufen (Er ist Immobilienhändler), bekommt Besuch von seinem lebenden Sohn, gerät in eine Barschlägerei, denkt über den Krebs, seinen verstorbenen Sohn und seine entlaufene Ehefrau Sally nach. Er wird sogar Verdächtiger in einem Bombenanschlag, was aber das Buch keineswegs an Dramatik gewinnen lässt. Im Gegenteil: Sämtliche Schilderungen bleiben geruhsam, wohl reflektiert, ausführlich. Jeder Moment wird ausgekostet. Das hat Witz und Weisheit, zieht die Lektüre für Voreinschlaf-Leserinnen wie die Frogg aber in uneeeendliche Längen. So ab Seite 550 wünschte ich Bascombe nur noch, dass er endlich seine Frau zurückbekomme, damit er aufhören könne zu erzählen. Ich erwog sogar, mit Lesen aufzuhören. Aber das ging nicht. Dafür habe ich zu viel Respekt vor Herrn Ford. Zudem wollte ich wissen, ob er Sally tatsächlich zurückbekommt.

Dennoch werde ich vorderhand keinen weiteren Altherrenroman lesen!

Alternativen gibt’s genug. In der Sonntagszeitung lese ich die euphorische Besprechung Jonathan Littell’s (41) Roman Die Wohlgesinnten. Ja, das müsste ich lesen. Der „Held“ ist eine Täterfigur im Dritten Reich, was für eine Ausgangslage! Aber, jesses, der Wälzer hat 1384 Seiten! Unzumutbar.

Nein, nein. Wenn ich erst Richard Ford fertig gelesen habe, ist ein kompletter Richtungswechsel angesagt. Weg von den Feuilletons mit ihren hoch aktuellen Altherren-Epen. Ich werde mich lektüremässig meinen Freundinnen und der Vergangenheit zuwenden. Jener Zeit, als junge, wilde Autoren noch Bücher im Bereich der Anstandsgrenze von 500 Seiten schrieben. Ich werde zum zweiten Mal White Teeth, den Erstling von Zadie Smith lesen (naja, 541 Seiten…). Weil ich den Roman meiner Freundin Veronika zur Lektüre für unsere London-Reise im März richtiggehend aufgedrängt habe. Weil ich ihn um das Jahr 2000 grossartig fand. Und weil Veronika über das Buch diskutieren wollen wird, wenn wir im März nach London reisen.

Und dann, ja, dann, ist endlich Armistead Maupin an der Reihe!

17
Feb
2008

Die Schweiz einmal anders

Heute Mittag in Einsiedeln, tief in der Innerschweiz. In einem riesigen Fenster mitten im Dorfkern hängt - wir staunen - eine riesige albanische Flagge, der schwarze Doppeladler auf rotem Grund. Da feiert ein Kosovare die Unabhängigkeit seiner Provinz.

Wir sitzen gegenüber in einem Restaurant. Es ist ein italienisches Restaurant, und der Wirt sagt akzentfrei "va bene, Signora?" Aber wenn er nicht hinhört, flüstern die Stammgäste ihren Bekannten zu: "Er ist gar kein Italiener. Er stammt aus Ex-Jugoslawien." Natürlich möchten wir den Wirt ausfragen. Wir möchten wissen, was er darüber denkt, dass Kosovo jetzt unabhängig ist und dass im Haus gegenüber eine kosovarische Flagge hängt. Aber das geht hier jetzt nicht. Das wäre Spielverderberei. Und ausserdem sind wir mit Verwandten hier und können nicht einfach so über Politik zu reden beginnen.

In Luzern feierten die Kosovaren noch vernehmlicher, mit Autokonvois. In der Schweiz leben Zehntausende Exil-Kosovaren. Zum ersten Mal merkte ich, dass es so viele sind.

Der Verkehr brach zusammen. Von der Autobahnausfahrt Emmen Süd bis zum Kantonsspital brauchen wir um 19 Uhr statt der üblichen fünf Minuten eine halbe Stunde. Stadteinwärts war Stau. Stadtauswärts fuhren hupende Dreierkolonnen vorbei. Aus offenen Autofenstern flatterten Albaner-Flaggen.

Vor uns begegneten sich zwei Kosovarenautos, eine jubelnde junge Frau versuchte aus dem offenen Fenster jemanden am Fenster des anderen Autos zu umarmen. Es ging nicht. Dafür jubelte sie umso lauter. Es klang überglücklich. Und ein bisschen überdreht. Beunruhigend überdreht.

13
Feb
2008

Film-Orgasmus

Mein geschätzter Leser, der Schallplattenfreund, hat neulich wieder einmal über den grössten Film-Orgasmus aller Zeiten geschrieben: über denjenigen in When Harry Met Sally. Das hat mir richtig Lust darauf gemacht, Euch meinen Beitrag über das Lokal zu kredenzen, in dem Meg Ryan so hinreissend stöhnte.

Hier.

5
Feb
2008

Richtig Urlaub

Freunde, die Frogg hat Urlaub. Ich meine: richtig Urlaub, drei Monate lang. Dies hier ist der zweite Tag. Wieso man drei Monate Urlaub macht, wenn man keine Weltreise oder wenigstens einen, zwei Monate trampen in Patagonien vorhat? Nun: Nach den Hörstürzen im letzten Herbst hatte ich Panik. Ich war kaputt. Ich wusste: Ich muss etwas tun. Mit heftigem Cortisonherzklopfen ging ich zum Chef und bat um eine Auszeit. Um mich einmal richtig zu regenerieren. Um herauszufinden, wie es mit meinem Leben weitergehen soll.
Mein Chef sagte ja, und hier bin ich also und habe Urlaub. Alles ganz wunderbar. Es geht mir gut.

Nur ein kleines Problem hat die gute Frogg: Sie hat das Gefühl, dass jetzt etwas wirklich Tolles passieren muss. Eine Veränderung. Eine Erleuchtung. Irgend so etwas.
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