6
Dez
2007

Rouge

Für unser jährliches Abteilungsfoto haben wir uns für einmal in Schale geworfen. Wir machen uns einen Spass draus, so auszusehen:


(Bild geklaut von www.stadtwanderer.net)

Wie die acht Aufrechten im Bundesrat. Schliesslich sind wir die Nachrichtenredaktion. Einige von uns haben sogar ab und an mit Bundesräten zu tun.
Ich absolviere für das Bild die ganze Schmink-Ochsentour: Eyeliner, Mascara, Lippenstsift und als krönender Abschluss ein Hauch Rouge auf jede Wange.
"Ui, jetzt siehst Du aber wirklich ein bisschen aus wie Frau Leuthard!*“ sagt Praktikantin Lea.

Als wir das Bild gemacht haben, gehe ich nach Hause. Beim Kindergarten an der Tagblattstrasse taucht plötzlich ein Bub neben mir auf und sagt: „Bist Du ein Clown?“
„Nein, wieso?“ frage ich.
„Weil Du rote Farbe im Gesicht hast!“


*Für Nichtschweizer: Doris Leuthard ist ganz links im Bild.

3
Dez
2007

Schweizer Hit

Soeben ist "Dr Schacher Seppli" von Ruedi Rymann am Schweizer Fernsehen zum grössten Schweizer Hit gekürt worden. Da kann es die Frogg nicht lassen, Euch ihr eigenes Werklein über diesen offenbar unverwüstlichen Song zu kredenzen. Hier.

1
Dez
2007

Dieser Geruch...

Freunde, ich bin auf der Suche nach einem Waschmittel, das wirklich weiss wäscht und auch noch gut riecht. Ja, ich weiss: Das Problem ist banal und wäre selbst auf einem Blog nicht erwähnenswert, wenn da nicht… aber lest selbst:

Bislang benutzte die Frogg für ihre Wäsche stets Skip Sunlight von Coop. Ein tiptopes Waschmittel. Nur hinterlässt es auf weissen T-Shirts in den Achselhöhlen mit der Zeit gelbliche Flecken. Unschön. Die Frogg hörte sich also nach etwas Besserem um. Den richtigen Tipp bekam sie von Mutter Frogg: „Nimm Copact Ariel. Das wäscht nicht nur weiss, es wäscht bei farbigen Kleidern die Farbe gleich mit weg.“ Was allerdings für die Frogg kein Problem darstellte. Schliesslich wollte sie mit Ariel nur ihre weissen T-Shirts waschen. Sie kaufte also eine Packung Ariel.

Doch nach dem ersten Gebrauch des neues Waschmittels war sie befremdet. Denn aus ihrer frisch gewaschenen Wäsche stieg ein Geruch hoch, dem sie sich nur höchst ungern aussetzt: der Geruch von Elend.

„Der Geruch von Elend? Wie willst Du wissen, wie Elend riecht?!“ höre ich Ulrike fragen. Lasst Euch gesagt sein: Ich weiss es. Ich weiss es, weil ich ein paar Jahre lang Redaktorin einer Lokalzeitung war. Damals begegnete ich dem Geruch von Elend alle paar Monate einmal. Verströmt von Personen, meist Männern, die eines Tages auf der Redaktion auftauchten und nullkommaplötzlich einen Journalisten zu sprechen wünschten. Sie brachten stets dicke Papierstösse mit und begannen, noch bevor sie sich gesetzt hatten, ohne Punkt und Komma zu reden. Sie redeten von einem Unrecht, das ihnen widerfahren war, oft in den Achtziger- oder Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Einem Unrecht, das stets neues Unrecht und wieder neues Unrecht nach sich gezogen hatte. Sie redeten darüber, dass sie arbeitslos, verarmt und von ihrer Ehefrau verlassen worden waren. Davon, dass sie ihre Kinder nicht mehr zu sehen bekamen. Der eine hauste in einer billigen Absteige und sagte, die Nutten dort wollten ihn vergiften. Der andere war überzeugt, dass gegen ihn immer noch eine Verschwörung gewisser alt-Regierungsräte im Gang war. Und dazu verströmten all diese Männer immer denselben Geruch: den Geruch abgestandener Aprilfrische, den leisen Geruch nie angezündeter Räucherstäbchen und den bittersüssen Geruch von Chemie. Den Geruch des Elends.

Journalistin Frogg las sich jeweils in ihre Aktenberge hinein. Hoffte, irgend etwas für sie tun zu können. Versuchte ernstlich zu prüfen, ob da irgend eine behördliche Schlamperei im Gange sei. Doch stiess sie bei ihren Nachforschungen stets auf dem Schweigen verpflichtete Staatsdiener. Bekam von Kollegen zu hören: „Oh, der Mann ist verrückt! Er war auch schon bei mir. Und er hat beim Amt für Sowieso längst Hausverbot, weil er die Leute dort ständig drangsaliert.“ Selbst die Anwälte der Elenden (ja, die Elenden in diesem Land haben wenigstens Anwälte), sagten jeweils: „Bringen Sie nichts davon an die Öffentlichkeit! Sie schadem meinem Mandanten damit nur!“

So liess Journalistin Frogg den jeweiligen Elenden jeweils fallen. Entschied, sein Fall sei nicht von öffentlicher Relevanz, weil ein Einzelfall. Sie tat es stets im Einverständnis mit ihren Redaktionskollegen.

Dennoch denkt sie hie und da an einen von ihnen. Hofft, dass er Gerechtigkeit gefunden hat, oder wenigstens Ruhe. Dass er nach Frische und Wohlstand riecht. Aber sie denkt ungern an ihn, mit einer Mischung aus Verunsicherung („war er wirklich einfach und von sich aus verrückt? Oder hat der Amtsschimmel ihn mit seinem Wiehern verrückt gemacht?) und Ärger über die verlorene Zeit.

Dank Compact Ariel trage ich die Erinnerung an die Elenden jetzt auf dem Leib. Versteht Ihr jetzt, dass es mich drängt, darüber zu schreiben?

28
Nov
2007

Das Frisösen-Dilemma

Zwei Dinge vorweg: Erstens heisst in der Schweiz eine Frisöse „Coiffeuse“. Zweitens steht die Frogg nicht vor einem Dilemma, sondern sogar vor einem Trilemma. Aber wer würde einen Eintrag mit dem Titel „Das Coiffeusen-Trilemma“ lesen? Eben.

Doch zur Sache: Meine Coiffeuse heisst Nicole, und ich besuche sie schon seit Jahren. Bislang fand ich stets, sie mache ihre Sache gut. Nun musste ich mir aber das vorletzte Mal bei Nicoles Salonkollegin Lisette die Haare schneiden lassen, weil Nicole nicht da war. Und just zu jenem Zeitpunkt hatte sich die Frogg für einen radikalen Stilwechsel entschieden: kürzer, und keine Farbe mehr. Denn die Frogg muss jetzt nichts mehr darstellen, und die Welt sollte die weissen Striche sehen, die das Leben ihr in die Haarpracht gezeichnet hat. Nicole hatte stets von solch radikalen Brüchen abgeraten, und die Frogg hatte sich von ihr leiten lassen. Jetzt aber war der Entscheid genügend gereift: Lisette sollte eine Stiländerung ins Werk setzen und tat wie geheissen.

Das Resultat gefiel nicht nur der Frogg, sondern auch dem Rest der Welt. So viele Komplimente hatte ich noch nie für einen Haarschnitt bekommen.

Beim letzten Mal aber war Nicole wieder da. Die Frogg sagte klipp und klar zu ihr: „Ich will es gleich wie beim letzten Mal.“ Doch das erwies sich als Fehler. „Ich kann Dir zwar denselben Schnitt verpassen wie Lisette. Aber genau gleich wird es nicht herauskommen“, sagte Nicole, nicht ohne gekränkten Stolz, „Da hat jeder Coiffeur so etwas wie seine Handschrift.“ Nach einer Weile des Schweigens und Schneidens fügte sie hinzu: „Wenn Du willst, kannst Du in Zukunft gerne zu Lisette gehen. Es macht mir im Fall überhaupt nichts aus.“
„Ach was!“ sagte ich, und damit war das Thema vom Tisch. Nur: Als ich zu Hause vor dem Spiegel stand, gefiel ich mir doch weniger gut als beim letzten Mal.

Jetzt aber denkt und denkt die Frogg: Soll sie beim nächsten Mal stinkfrech zu Lisette gehen? Oder halt doch wieder zu Nicole? Oder soll sie wie eine konfliktscheue alte Frau den Laden wechseln, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden?

24
Nov
2007

Sprachlos

„Ich glaube, ich werde Buddhistin“, sagte die Frogg neulich zu Herrn T. Es war abends, auf dem Nachhauseweg, im Bus.
Herr T. fragte sofort ungläubig zurück: „Warum denn das!?“
Es ist ein Gradmesser der gegenwärtigen allgemeinen Sprachlosigkeit der Frogg, dass sie auf diese Frage einfach keine Antwort wusste. Ich meine, es war ein schöner Abend gewesen, die beiden kamen eben von einem Auftritt von Wladimir Kaminer, und der ist, weiss Gott, ein toller Performer. Auch hatten sich ein paar hübsche Gelegenheiten zum Plaudern ergeben.
Aber eigentlich hatte die Frogg nicht viel zu sagen gewusst. Eigentlich war ihr das alles zu viel und zu gleichzeitig doch zu wenig. Eigentlich klafft da dieses merkwürdige Desinteresse an allem mitten in der Frogg. Eigentlich.
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