Grossmutter gibt auf
Grossmutter Walholz wollte nie ins Altersheim. Niemals. Sie war eine starke Frau. Sie bekam, was sie wollte. Auch als ein Schlaganfall sie vor dreieinhalb Jahren halbseitig lähmte, fiel das Wort "Altersheim" höchstens draussen auf dem Korridor des Spitals. Hinter vorgehaltener Hand. Und nach ein paar Monaten schleppte sich Grossmutter Walholz zurück in die Wohnung, in der sie Jahrzehnte gehaust hatte.
Die Tochter (Mutter Frogg) machte ihr die Wäsche und half beim Duschen. Der Sohn brachte das Essen und zahlte die Rechnungen.
Mit der Zeit kam eine Putzfrau zum Helferteam. Dann die Spitex*. Dann zweimal am Tag die Spitex.
Sie hatte vom Sterben gesprochen, seit ich mich erinnere. Sie wurde schwächer, schwerhöriger, einsilbiger. Sie verbrachte den ganzen Tag in ihrem Sessel. In den letzten Monaten beanspruchte Grossmutter Walholz ihre Helfer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Aber sie starb nicht.
Vor ein paar Tagen textete mir Mutter Frogg: "Mit Grossmutter Walholz muss es bald eine Veränderung geben."
In der Nacht auf Sonntag träumte ich von ihr. Dann schreckte ich aus dem Schlaf. Ich blickte ins Dunkel und dachte: "Jetzt ist sie gestorben."
Aber sie war nicht gestorben. Sie war bloss hingefallen, direkt neben ihrem Bett, zum zweiten Mal in zwei Tagen. Jemand eilte zu ihr und legte sie ins Bett.
Sie isst nicht mehr und trinkt kaum noch. Und sie ist einverstanden, ins Heim zu gehen.
* kurz für: Spitalexterne Pflege, die schweizerische Pflege-Einrichtung für Menschen, die zu Hause wohnen wollen, aber Hilfe brauchen.
Die Tochter (Mutter Frogg) machte ihr die Wäsche und half beim Duschen. Der Sohn brachte das Essen und zahlte die Rechnungen.
Mit der Zeit kam eine Putzfrau zum Helferteam. Dann die Spitex*. Dann zweimal am Tag die Spitex.
Sie hatte vom Sterben gesprochen, seit ich mich erinnere. Sie wurde schwächer, schwerhöriger, einsilbiger. Sie verbrachte den ganzen Tag in ihrem Sessel. In den letzten Monaten beanspruchte Grossmutter Walholz ihre Helfer bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Aber sie starb nicht.
Vor ein paar Tagen textete mir Mutter Frogg: "Mit Grossmutter Walholz muss es bald eine Veränderung geben."
In der Nacht auf Sonntag träumte ich von ihr. Dann schreckte ich aus dem Schlaf. Ich blickte ins Dunkel und dachte: "Jetzt ist sie gestorben."
Aber sie war nicht gestorben. Sie war bloss hingefallen, direkt neben ihrem Bett, zum zweiten Mal in zwei Tagen. Jemand eilte zu ihr und legte sie ins Bett.
Sie isst nicht mehr und trinkt kaum noch. Und sie ist einverstanden, ins Heim zu gehen.
* kurz für: Spitalexterne Pflege, die schweizerische Pflege-Einrichtung für Menschen, die zu Hause wohnen wollen, aber Hilfe brauchen.
diefrogg - 9. Aug, 17:57
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Wüstenfuchs - 12. Aug, 19:31
Vielleicht gibt die Grossmutter nicht auf. Denn sich dem Sterben entgegenzustellen ist genau so sinnlos wie nicht altern zu wollen. Und dennoch tun das die meisten. Vielleicht ist Grossmutter jetzt einfach bereit sich auf das Thema "Ende des Lebens" einzulassen...und der fängt für viele mit dem Eintritt ins Heim an. (Als ehemalige Altenpflegerin ist mir das Thema nicht ganz unbekannt).
diefrogg - 13. Aug, 17:54
Das Theme "sterben"...
war ja bei meiner Grossmutter immer ein Grosses. Sie hat selber ihre Mutter mehr oder weniger allein "zu Tode gepflegt, als sie noch sehr jung war". Wir hatten immer den Eindruck, als werde es ihr einmal leicht fallen, sich damit abzufinden. Aber es scheint alles ziemlich kompliziert zu sein in diesem Zusammenhang mit diesem Thema...
Gut zu wissen, dass Du Altenpflegerin warst. Vielleicht werde ich mich einmal Rat suchend an Dich wenden.
Gut zu wissen, dass Du Altenpflegerin warst. Vielleicht werde ich mich einmal Rat suchend an Dich wenden.
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