24
Dez
2008

Zweihändiges Christkind

Neulich fragte Veronika ihren Sohn Tim (bald 4): "Du, was wünschst Du Dir eigentlich vom Christkind?"
Tim überlegte nicht lange. "Einen Löwen", sagte er und dann: "Und einen Gepard. Denn weisst Du: Das Christkind hat ja zwei Hände."

Auch Euch wünsche ich ein zweihändiges Christkind. Möge es Euch mit der einen Hand reichlich materielle Güter bringen: Luxuriöse, praktische oder herzige Geschenke in Hülle und Fülle oder wie es Euch beliebt.

Mit der anderen Hand aber möge es Euch Gutes für die Seele bringen: Liebe, Freude, Anerkennung im Beruf, Mut, Glück, inneren oder äusseren Frieden so viel Ihr Euch wünscht.

23
Dez
2008

Mann mit Hörgerät

Ich hatte ein Problem mit dem Computer. Irgendwo in den labyrinthischen Eingeweiden unserer beiden Grossraumbüros fand ich schliesslich einen Mann, der mir helfen konnte. Ein Neuer.

Sofort merkte ich, dass er anders war als all meine anderen Kollegen: Er liess mich warten. Er müsse erst etwas fertig machen, sagte er ruhig. Jemanden warten lassen: Das tut sonst keiner in unserem Laden. Der hier tat es. Ich sah ihm beim Arbeiten zu und entdeckte dabei über seinem linken Brillenbügel ein unauffälliges, schwarzes Teil.

"Hast Du ein Hörgerät?" fragte ich ihn aufgeregt, als er sich mir schliesslich zuwandte. Ich treffe nicht viele Leute mit Hörgerät. Ich war neugierig.

Ich sah, dass er erschrak. Verständlich: Leute mit Brillen gelten als ganz normal. Leute mit Hörgeräten gelten als behindert, ja debil.

Um ihn zu beruhigen, sagte ich hastiger als nötig: "Ich habe auch eins." Und lüftete die Frisur über meinem linken Ohr, die mein Oticon Tego so umstandslos verdeckt. Diese Geste ist mir immer ein bisschen peinlich. Als würde ich mich ausziehen.



Er lächelte und fragte, welche Marke ich habe und wusste gut Bescheid über das Ding. Dann sagte er: "Ich habe sogar ein Cochlea-Implantant. Ein Hörgerät allein würde mir nicht viel bringen."

Da begann ich etwas deutlicher mit ihm zu sprechen. Obwohl es wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre. Ich erzählte ihm, dass mein Hörgerät auch nicht das ganze Problem aus der Welt schaffe. Dass mein rechtes Ohr aber meistens in Ordnung sei und ich deshalb eigentlich gut zurechtkomme.

Dann wandten wir uns der Arbeit zu. Wir hatten es beide eilig. Aber ich hoffe, ich treffe ihn bald wieder. Ich will ihm etwa
100 Fragen stellen.

22
Dez
2008

Vorweihnachts-Stress

Freunde, ich muss putzen. Schliesslich bekommen wir über die Festtage Besuch! Habe den Aufwand dafür komplett unterschätzt. Deshalb gibts diesmal keinen richtigen Eintrag. Sorry. Doch wie hiess es in unseren Teenager-Jahren? Das Genie beherrscht das Chaos! Falls nicht, empfehle ich den Ratgeber für die perfekte Vorweihnachts-Planung von frau walküre.

20
Dez
2008

Lächeln

Nichts passt so gut zum heutigen Tag wie dieser Postkartengruss:

laecheln
(Quelle: http://www.kulturrecycling.de/)

Seid also gegrüsst! Fakten und Argumente gibts ein andermal wieder.

17
Dez
2008

Lichterorgie

Zu den gediegensten hiesigen Advents-Vergnügen gehört ein Einkaufstag im nicht allzu fernen Zürich. Um meine Schwägerin Stella dort zu treffen, überwand ich gestern auf dem Weg zum Bahnhof Berge von Neuschnee und riesige Pflotsch*-Seen.

Stella ist eine Frau mit Stil und Klasse und beinahe Zürcherin. Deshalb wusste ich von Anfang an, dass eine Tour mit ihr die Grundlage für den ultimativen Shopping-Guide für Provinzlerinnen in Zürich würde. Wurde er auch. Alles begann aber erstaunlich bescheiden, in einem kleinen Trendrestaurant namens Josef. Das Lokal ist designmässig wohltuend unprätentiös, das Mittagessen war gut und sagenhaft preisgünstig. Gestärkt und zu allem bereit begaben wir uns danach in Lilli Tulipan's kleine Warenhalle - ebenfalls im Kreis 5. Dort sieht es fast überall so aus:


(Quelle: www.mehrundwert.ch)

Zauberhaft. Ich weiss seither, was ich mir vom Christkind wünsche: ein Fläschchen "Schnee" aus der Library of Fragrance.



Weil es wirklich beinahe wie Neuschnee riecht. Frisch und wild und kalt. Und weil die Frogg die Idee einer Bibliothek der Düfte sooo poetisch findet. Meine Schwägerin Stella hat aber mehr Sinn für Stil als für Poesie. Sie drängte deshalb zum Aufbruch, nachdem ich ein Geschenk für Carina gefunden hatte.

So wandten wir uns nun weg vom Kunstgewerblichen und hin zum schamlosen Kommerz an der Bahnhofstrasse. Wobei ich die englische Buchhandlung Orell Füssli tunlich mied. Ich habe dort neulich erst ein kleines Vermögen liegenlassen.

Dafür mussten wir noch schnell zu Manor, etwas abholen. Das Warenhaus ist wohl nur etwa halb so gross wie seine grossen Schwestern in Paris und London: Doch die Verkäuferin, die uns dort bediente, bewies grossstädtisches Flair. Mit ihrer Miene liess sie uns keinen Augenblick im Ungewissen darüber, dass wir ihr viel Geduld abverlangten. Ich fühlte mich nach Paris versetzt, wo die Verkäuferinnen für ihr schnippisches Getue berühmt sind.

Doch das war schnell vergessen, denn nun gings hinein in die Plüschorgie im Franz Carl Weber. Wahnsinn! Da gibts Wände mit Tierli, leuchtend in allen Farben. Wände mit Autöli, classy und billig. Wände mit Playmobil und Lego. Wände mit... Ich fürchte, es sind dort schon Kinder wahnsinnig geworden vor all diesen Wänden. Die Erwachsenen schienen sich ausgerechnet gestern anzuschicken, alle diese Wände leerzukaufen. So ernsthaft, dass das Kreditkartensystem irgendwann im Laufe des Nachmittags den Geist aufgab.

Im Reformhaus nebenan sorgte ich noch schnell für Nachschub bei der frogg-gerechten Ernährung.



Die schmecken prima. Ehrlich. Von denen kaufte ich gleich sieben Stück.

Als wir danach die Limmat erreichten, wurde der Himmel dunkelblau und die Weihnachtsbeleuchtungen begannen in vollem Glanz zu erstrahlen. Habe ich schon einmal gestanden, dass ich diese weihnachtlich geschmückten Städte liebe? Dieses Funkeln und Strahlen? Diese Lichterorgien Diese Zurschaustellung von Vielfalt, Schönheit und Reichtum? Ich weiss, kein Mensch wird mir das glauben. Und doch. Es ist so.

Unsere nächste Station war Kolonialwaren Schwarzenbach im Niederdorf. Eine Augenweide, diese Auslage! Und im Frogg'schen Buch der gesammelten Rituale und Rituälchen ist Schwarzenbach die unausweichliche Zürcher Verkaufsstelle für kandierten Ingwer.

Danach irrten wir mit lichtertrunkenen Augen durch das Niederdorf.


(Quelle: www.zuetech.ch)

Bei den Oberen Zünen stolperte ich im Pflotsch und liess die Tüte mit Gauchs Schafsjoghurt fallen. Einer der Becher ging zu Bruch.

Aber das entdeckte ich erst, als wir in der Neumarkt-Bar bei einem Punsch den Abend ausklingen liessen. Ich musste das Joghurt an Ort und Stelle essen. Es hätte sonst alles versaut.

Das war nicht so gediegen. Alles andere schon.

*Schweizerdeutsch für Schneematsch
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