17
Feb
2008

Die Schweiz einmal anders

Heute Mittag in Einsiedeln, tief in der Innerschweiz. In einem riesigen Fenster mitten im Dorfkern hängt - wir staunen - eine riesige albanische Flagge, der schwarze Doppeladler auf rotem Grund. Da feiert ein Kosovare die Unabhängigkeit seiner Provinz.

Wir sitzen gegenüber in einem Restaurant. Es ist ein italienisches Restaurant, und der Wirt sagt akzentfrei "va bene, Signora?" Aber wenn er nicht hinhört, flüstern die Stammgäste ihren Bekannten zu: "Er ist gar kein Italiener. Er stammt aus Ex-Jugoslawien." Natürlich möchten wir den Wirt ausfragen. Wir möchten wissen, was er darüber denkt, dass Kosovo jetzt unabhängig ist und dass im Haus gegenüber eine kosovarische Flagge hängt. Aber das geht hier jetzt nicht. Das wäre Spielverderberei. Und ausserdem sind wir mit Verwandten hier und können nicht einfach so über Politik zu reden beginnen.

In Luzern feierten die Kosovaren noch vernehmlicher, mit Autokonvois. In der Schweiz leben Zehntausende Exil-Kosovaren. Zum ersten Mal merkte ich, dass es so viele sind.

Der Verkehr brach zusammen. Von der Autobahnausfahrt Emmen Süd bis zum Kantonsspital brauchen wir um 19 Uhr statt der üblichen fünf Minuten eine halbe Stunde. Stadteinwärts war Stau. Stadtauswärts fuhren hupende Dreierkolonnen vorbei. Aus offenen Autofenstern flatterten Albaner-Flaggen.

Vor uns begegneten sich zwei Kosovarenautos, eine jubelnde junge Frau versuchte aus dem offenen Fenster jemanden am Fenster des anderen Autos zu umarmen. Es ging nicht. Dafür jubelte sie umso lauter. Es klang überglücklich. Und ein bisschen überdreht. Beunruhigend überdreht.

13
Feb
2008

Film-Orgasmus

Mein geschätzter Leser, der Schallplattenfreund, hat neulich wieder einmal über den grössten Film-Orgasmus aller Zeiten geschrieben: über denjenigen in When Harry Met Sally. Das hat mir richtig Lust darauf gemacht, Euch meinen Beitrag über das Lokal zu kredenzen, in dem Meg Ryan so hinreissend stöhnte.

Hier.

5
Feb
2008

Richtig Urlaub

Freunde, die Frogg hat Urlaub. Ich meine: richtig Urlaub, drei Monate lang. Dies hier ist der zweite Tag. Wieso man drei Monate Urlaub macht, wenn man keine Weltreise oder wenigstens einen, zwei Monate trampen in Patagonien vorhat? Nun: Nach den Hörstürzen im letzten Herbst hatte ich Panik. Ich war kaputt. Ich wusste: Ich muss etwas tun. Mit heftigem Cortisonherzklopfen ging ich zum Chef und bat um eine Auszeit. Um mich einmal richtig zu regenerieren. Um herauszufinden, wie es mit meinem Leben weitergehen soll.
Mein Chef sagte ja, und hier bin ich also und habe Urlaub. Alles ganz wunderbar. Es geht mir gut.

Nur ein kleines Problem hat die gute Frogg: Sie hat das Gefühl, dass jetzt etwas wirklich Tolles passieren muss. Eine Veränderung. Eine Erleuchtung. Irgend so etwas.

4
Feb
2008

Fasnacht: Tapferes Kind

Da steht sie, die kleine Carina (2). Rund um sie herum ist es ist lärmig, ganz viele Leute sind da, auf dem Boden liegt eine eklige Sauce aus dreckigem Schneematsch und Konfetti und dunkel ist es auch schon. Und alle tragen so komische Kleider. Sie auch. Sie hat von Mami einen braunen Zweiteiler übergestülpt bekommen, und jetzt sagt Mami, sie sei ein Bär. Sie versteht nicht, was das soll, und sie ist ganz allein. Mami und Papi schnörren mit Herrn T. Und dann ist da zwar noch die Gotte, aber der kann man heute auch nicht trauen. Sie trägt ein schwarzes Kleid und hat Farbe im Gesicht und sieht gefährlich aus. Carina weiss nicht, was sie in diesem Gnosch verloren hat. Sie weiss nur, dass sie winzig ist und Angst hat und dass eben vorher eine böse Hexe vorbei gegangen ist. Aber sie ist tapfer, Carina. Da steht sie, bolzengerade, und starrt unentwegt ins Gewühl, immer auf den selben Punkt.

Ich habe noch nie ein so tapferes Kind gesehen.

1
Feb
2008

Fasnacht: Tim der Bär

Bevor Veronika gestern zum Fasnachtsumzug ging, ist sie mit den Kindern zu mir zum Mittagessen gekommen. Schliesslich ist ihr Kleinerer, Tim (bald 3), mein Göttibub, und ich soll sehen, wie er sich als Bär macht.

So schöpfe ich allen Reis und Sauce und schaue Veronika zu, wie sie Lisa Sirup eingiesst und dafür sorgt, dass sich Tim nicht schon wieder die Bärenschminke wegwischt. Ich schaue die Fasnachtsgwändli an, die die Kinder auf den Boden geworfen haben, und ganz langsam zieht denke ich etwas höchst Merkwürdiges: dass das Älterwerden wird leichter wird, wenn man weiss, dass allmählich eine Generation nachwächst, die uns so vieles abnehmen wird. Zum Beispiel die Fasnacht.
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Journal einer Kussbereiten

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