5
Jan
2005

5. Januar, 12 Uhr mittags

Draussen läuten gerade die Sonntagsglocken. Der Tiger ruft aus seinem Zimmer: «Hast Du die Fahnen auf Halbmast gehängt?!»

«Bin eben dabei!», rufe ich.

Eben ist auch mir eingefallen, woran uns die Sonntagsglocken an einem Mittwoch erinnern sollen. Und warum im ganzen Land die Fahnen auf Halbmast hängen.

Die Spendenkontonummer der Glückskette kann der Tiger längst auswendig:

Er ruft: «10-15000... Strich...»

«Strich sechs, Stichwort Seebeben Asien!» rufe ich hinüber. Die Adresse der Glückskette kann ich schon gar nicht verlinken. Total überlastet.

Soll man überhaupt über die Katastrophe schreiben?

Ja. Man soll es versuchen. Finde ich.

3
Jan
2005

«80 Tage» mit Philemon Frogg

Ich musste den Streifen «In 80 Tagen um die Welt» einfach bei erster Gelegenheit sehen. Schliesslich reise ich seit geraumer Zeit unter dem Decknamen Philemon Frogg durch virtuelle Welten. Und schon früher habe ich keinen Hehl daraus gemacht, dass Phileas Fogg bei der Erfindung meines Nicks Pate gestanden hat.

Und gestern habe ich nun Phileas Fogg im Kino gesehen.

Nun?

Naja, der Anblick war zunächst einmal enttäuschend. Ich meine, dieser Fogg hätte Frogg’s kleiner Bruder sein können. Aber wie die Frogg ist er ängstlich, weltfremd und ungeschickt – und ein verkanntes Genie obendrein. Dabei bräuchte die Frogg genau im Bezug auf diese Eigenschaften nun wirklich keine brüderliche Konkurrenz!

Ausserdem: Kommt ein geistiger Vater so milchgesichtig daher?

Nein, entschied die Frogg.

Nur der Umstand, dass er überhaupt keinen Kunstverstand hat, unterscheidet ihn ein bisschen von der Frogg (einen van Gogh findet er total daneben, weil van Gogh violette Bäume malt – aber das muss man einer Figur des 19. Jahrhunderts verzeihen).

Nein, an den berühmten Fogg von David Niven der hier nicht heran. Und unser Bild von Phileas Fogg beruhte offenbar nun mal auf der Verfilmung von 1958, mit David Niven in der Hauptrolle. Den habe ich als Kind gesehen uns seither ist Niven ist in meiner Erinnerung für alle Zeiten ein Englischer Gentleman um die fünfzig, eine pedantische, aber liebenswürdig väterliche Figur. Und einen solchen Herrn Papa und keinen anderen wünschte sich die Frogg. Jawohl.

Und sonst? Ich muss sagen, ich hätte mir ein bisschen mehr Werktreue gewünscht. Fogg hätte die Reise so, wie das neue Drehbuch sie will, nie in 80 Tagen geschafft. Aber das haben schon andere bemerkt.

Gut unterhalten habe ich mich allerdings trotzdem, ich muss es gestehen.

Deshalb, wieder mal *** (von 5 möglichen)

30
Dez
2004

Hausfrau in Colombo

An der Bushaltestelle bekomme ich ein Gespräch zwischen zwei Frauen mit. Die eine sagt: «Nein, wir waren nicht auf der Seite. Wir waren mehr auf der Seite von Colombo und sind dann von dort nach Süden gefahren.»

Aha. Wieder mal ein Gespräch über die Flutkatastrophe in Südasien.

Ich drehe mich um und sehe die Sprecherin an. Sie trägt einen grauen Chignon, ist untersetzt und sieht so aus, als hätte sie sich seit ihrer Heirat 1958 nie mehr von ihrem festen Platz am Kochherd wegbewegt. Naja, ausser für zwei Geburten ins Elisabethenspital. Und für einmal im Monat zum Lädele in der Altstadt.

Es wird immer klarer: In der ganzen Schweiz gibt es kaum jemanden, der noch nie in Südasien gewesen ist.

Möge es den Betroffenen dort zu Gute kommen.

29
Dez
2004

Damenbart & Malediven

Heute war ich bei Frau Varlon. Gesichtshaare entfernen. Eine schmerzhafte Sache, und Frau Varlon ist keine gewöhnliche Kosmetikerin. Es schmerzte sie schrecklich, mir weh zu tun. Am meisten an den Augenbrauen, auf die freute sie sich gar nicht!

«Furchtbar!» sagte sie nach dem dritten Haar an der rechten Braue. Erst dachte ich, sie meine die Tatsache, dass Schönheit leiden muss.

Aber dann sagt sie: «Diese Katastrophe in Südasien!»

Da denke ich, dass sie davon redet, um mir den Schmerz leichter zu machen. Anderswo ist es noch viiiel schlimmer, so lautet das Prinzip dieser Erzählform.

Dann stellt sich heraus, dass Frau Varlon vor ein paar Jahren auf den Malediven gewesen ist. «Auf einer Insel, nur 50 Meter breit und ganz flach! Die Flut hat alle Leute dort fortgeschwemmt! Alle Leute, die dort gearbeitet haben! Stellen Sie sich das vor!»

Sie wechselt zu meiner linken Augenbraue ich begreife, dass sie mir all das auch erzählt, um es für sich leichter zu machen.

Das bin ich

Neulich hat mich ein wohlmeinender Kollege darauf aufmerksam gemacht, dass meinem Blog ein Impressum fehlt. Jetzt, wo ich mich auch zu Buchkritiken aktueller Titel versteige, wird es wohl Zeit, eins nachzuliefern. Also:

Autorin dieses Blogs ist diefrogg. Geboren am 2. 7. 1965, wohnhaft in Frösch, Schweiz, seit 10 Jahren beruflich als Redaktorin diverser Printmedien tätig.

Dies ist eine private Homepage. Für Inhalte der extern verlinkten Seiten wie auch für Kommentare, die nicht ich schrieb, übernehme ich keine Verantwortung. Da für mich keine presserechtliche oder gar meinungsbildende Relevanz dieser Seite erkennbar ist, können die für das Presserecht relevanten Impressumsdaten nur aus wichtigem Grund unter folgender E-Mail-Adresse erfragt werden:

pfrogg@gmx.ch

Einer kommerziellen Nutzung der oben genannten Adresse widerspreche ich.

Vielleicht noch eine Anmerkung zu meinen Gehörproblemen, von denen hier ab und zu (vorsichtig ausgedrückt) die Rede ist: Ich habe Morbus Menière, seit vielen Jahren und auf beiden Ohren. Hier schreibe ich mir oft den Frust von der Seele. Aber nicht nur. Dieser Blog sagt auch: "Ich lasse mich von den Ohrenproblemen nicht definieren. Ich bleibe kussbereit."

28
Dez
2004

Zum Buch «Blogs»



Ok. Die beiden Herausgeber Don Alphonso und Kai Pahl haben mit ihrem Buch das Bloggen geadelt. Das ist verdienstvoll. Denn noch immer gilt für fast alle: Nur was auf Papier erscheint, ist auch etwas Wert.

Allerdings scheint das Papier für dieses Buch wieder mal besonders geduldig gewesen zu sein. Jedenfalls das für den Theorieteil verwendete Papier.

Denn was die Begriffe Medien, Journalismus und News betrifft, so machen die beiden Herausgeber meiner Meinung nach ein Durcheinander.

Ja, «die Medien» haben heute beträchtliche strukturelle Probleme – egal ob sie in Print oder im Internet erscheinen. Und ja: «die Medien» verlieren Leser an Blogs.

Aber daran wird sich auch dann nichts ändern, wenn Blogs bei «den Medien» einen Platz bekommen. Denn «die Medien», die Kai Pahl und Don Alphonso wahrscheinlich meinen, sind von Journalisten produzierte Medien. Und Blogger sind keine Journalisten (mit Ausnahme von Don Alphonso und ein paar anderen mit ihren Fachblogs, klar). Das sage ich als Bloggerin und als Journalistin.

Von Journalisten will ich wissen, dass Phuket überflutet wurde. Ich will von ihnen wissen, was mit unserer Altersversorgung passiert und ob unsere Kinder anständige Schulen besuchen. Und ob es morgen eine neue Radspur gibt in Frösch. Ich will von ihnen auch wissen, ob das gut ist oder nicht.

Blogger aber lese ich, weil ich mich in der Alltagswelt anderer wieder finden möchte. Weil ich lachen möchte. Bloggerin bin ich, weil ich die Welt durch mit noch anderen Mitteln beschreiben möchte als mit denen des Journalismus.

Deshalb sage ich: Sie ergänzen einander gut, Journalisten und Blogger.

Und: Im Buch lieber nur den Teil mit den Blog-Texten lesen. Schöne Texte sind das! Literarische Texte!

Ja. Und die Frogg wird noch den Schlussteil des Buches lesen. Damit sie endlich weiss, wie ein schöner Blog aussehen soll ;)

Bewertung: *** (von fünf möglichen).

«Blogs! – Text und Form im Internet», Hrsg. Don Alphonso und Kai Pahl; schwarzkopf & schwarzkopf, 2004
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