N wie Nordpol
Wenn ich von meinen Gehörproblemen erzähle, dann sagen hie und da Leute zu mir: "Willst Du nicht Gebärdensprache lernen?" Sie denken: Hördbehindert... Gebärdensprache... na, passt doch! Nun ja, man darf den Leuten solche gedankliche Kurzsichtigkeit nicht übel nehmen. Sie meinen es ja gut.
Aber es ist eben so: Wenn ich von Klein auf schwerhörig gewesen wäre, ja, dann würde mir die Gebärdensprache etwas nützen. Dann wäre ich in eine Schule für Menschen mit Hörbehinderung gegangen - und ich hätte ich viele Freunde, die auch gebärden. Bin ich aber nicht. Ich bin 48, habe erst seit ein paar Jahren Gehörprobleme und ganz wenige hörbehinderte Bekannte. Keiner von ihnen gebärdet.
Kurz: Wenn ich für den Alltag auf die Gebärdensprache angwiesen wäre, dann wäre ich so einsam wie auf dem Nordpol.
A propos Nordpol: Ähnlich wohlmeinende Ratschläge bekam ich kürzlich aus dezibel, der "Zeitschrift für Hören und Erleben". Ich muss hier vorausschicken: Ich bin dankbar, dass es dieses Magazin gibt. Es hat mir gewiss schon das Leben gerettet. Es zeigt mir immer wieder mit guten Porträts, dass ich nicht allein bin. Und es greift Themen auf, die uns Schlappohren* unmittelbar betreffen.
Vom Artikel über "Hörbehinderte Menschen am Telefon" (3/2013) war ich aber enttäuscht. Zunächst jedenfalls. Denn da steht zum Beispiel als Tipp: "Den Hörer so ans Ohr halten, dass die Verständlichkeit am besten ist." Also, Freunde, das habe ich nun wirklich selber schon gemerkt!
Ferner stand da: "Buchstabieren kann sich als sehr hilfreiche Unterstützung erweisen, insbesondere bei unbekannten ... Ausdrücken. Es empfiehlt sich, das Telefon-Alphabet zu verwenden." Ihr wisst schon: A wie Anton, N wie Nordpol (wobei es in der Schweiz 'N wie Niklaus' heisst, aber einerlei) und Z wie Zeppelin.
"Wozu soll das denn gut sein?!" fragte ich mich. "Die anderen müssen doch für mich buchstabieren, wenn ich nicht gut höre. Nicht ich für sie!" Ich stiess einen Schlappohren-Seufzer aus, diesen tiefen Seufzer des Nichtverstandenwerdens.
Aber ich wurde eines Besseren belehrt: Gestern hörte ich zwar ganz gut. Aber ich hatte ein Telefon von einem Kunden mit einem Sprachfehler. Er hiess Pfesch. Oder Zesch? Ganz sicher war ich mir nicht.
Sie meinen "P wie Paula und F wie Friedrich?" fragte ich höflich nach. Tatsächlich: Es klappte!
* Mit dem Begriff "Schlappohren" bezeichnen sich hier in Luzern einige Menschen mit Hörbehinderung. Wenn wir das selber tun, ist das natürlich ok und politisch korrekt!
Aber es ist eben so: Wenn ich von Klein auf schwerhörig gewesen wäre, ja, dann würde mir die Gebärdensprache etwas nützen. Dann wäre ich in eine Schule für Menschen mit Hörbehinderung gegangen - und ich hätte ich viele Freunde, die auch gebärden. Bin ich aber nicht. Ich bin 48, habe erst seit ein paar Jahren Gehörprobleme und ganz wenige hörbehinderte Bekannte. Keiner von ihnen gebärdet.
Kurz: Wenn ich für den Alltag auf die Gebärdensprache angwiesen wäre, dann wäre ich so einsam wie auf dem Nordpol.
A propos Nordpol: Ähnlich wohlmeinende Ratschläge bekam ich kürzlich aus dezibel, der "Zeitschrift für Hören und Erleben". Ich muss hier vorausschicken: Ich bin dankbar, dass es dieses Magazin gibt. Es hat mir gewiss schon das Leben gerettet. Es zeigt mir immer wieder mit guten Porträts, dass ich nicht allein bin. Und es greift Themen auf, die uns Schlappohren* unmittelbar betreffen.
Vom Artikel über "Hörbehinderte Menschen am Telefon" (3/2013) war ich aber enttäuscht. Zunächst jedenfalls. Denn da steht zum Beispiel als Tipp: "Den Hörer so ans Ohr halten, dass die Verständlichkeit am besten ist." Also, Freunde, das habe ich nun wirklich selber schon gemerkt!
Ferner stand da: "Buchstabieren kann sich als sehr hilfreiche Unterstützung erweisen, insbesondere bei unbekannten ... Ausdrücken. Es empfiehlt sich, das Telefon-Alphabet zu verwenden." Ihr wisst schon: A wie Anton, N wie Nordpol (wobei es in der Schweiz 'N wie Niklaus' heisst, aber einerlei) und Z wie Zeppelin.
"Wozu soll das denn gut sein?!" fragte ich mich. "Die anderen müssen doch für mich buchstabieren, wenn ich nicht gut höre. Nicht ich für sie!" Ich stiess einen Schlappohren-Seufzer aus, diesen tiefen Seufzer des Nichtverstandenwerdens.
Aber ich wurde eines Besseren belehrt: Gestern hörte ich zwar ganz gut. Aber ich hatte ein Telefon von einem Kunden mit einem Sprachfehler. Er hiess Pfesch. Oder Zesch? Ganz sicher war ich mir nicht.
Sie meinen "P wie Paula und F wie Friedrich?" fragte ich höflich nach. Tatsächlich: Es klappte!
* Mit dem Begriff "Schlappohren" bezeichnen sich hier in Luzern einige Menschen mit Hörbehinderung. Wenn wir das selber tun, ist das natürlich ok und politisch korrekt!
diefrogg - 18. Sep, 11:33
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