Wenn Freundinnen mitlesen
Veronika las bislang nicht mit. Obwohl sie in meinem Blog öfter vorkommt, meist als Mutter meines Göttibuben Tim. Ich wollte mich ja nicht schämen. Schliesslich finde ich selber, dass so ein Blog im Grunde eine unredliche Sache ist - weder Journalismus noch Fiktion, und das alles erst noch unter falschem Namen publiziert. Ich war mir nicht sicher, ob Veronika so etwas hätte gut finden können. Schliesslich befasst sie sich fast nur mit seriösen, redlichen Dingen: Sie stellt sich gerade einer neuen beruflichen Herausforderung - und das mit zwei noch recht kleinen Kindern. Ob sie für etwas so Frivoles wie einen Blog Verständnis haben würde?
Sie hatte, wie sich zeigte, als ich am Samstag dann doch leer schluckte und ihr einen Link aus meinem Blog schickte. Wie ich gewusst hatte, las sie sofort alles für sie Relevante hier und noch viel mehr. Gott weiss, wann sie sich die Zeit dafür nahm. Wahrscheinlich dann, wenn faule Leute wie die Frogg ihr schier unerschöpfliches Schlafbedürfnis bedienen. Und dann tat sie etwas in den Annalen der froggschen Bloggerei nie Dagewesenes: Sie beschwerte sich.
Sie beschwerte sich in freundlichem und durchaus leicht neckendem Ton: Sie werde in meinem Blog auf ihre Mutterrolle reduziert, schrieb sie schon am Sonntag. Stimmt, stellte ich fest. Merkwürdig. Nein, doch nicht so merkwürdig. Natürlich hat es auch damit zu tun, dass ich hier nicht einfach wahllos Geschichten über meine Freundinnen auftische. Es aber auch so, dass ich die Frogg manchmal dabei beobachte, wie sie die Mutterrolle intensiv studiert. Einfach, weil sie weiss, dass sie sie selber nie spielen und daher auch nie wissen wird, wie sie sich wirklich anfühlt. Nicht, dass ich das oft als Mangel empfinde. Ich bin einfach neugierig. Und Veronika ist nun mal eine der wenigen Mütter meiner Generation, die ich besser kenne.
Ja, und am nächsten Tag beschwerte sich Veronika gleich nochmals, wieder in diesem leichten, fröhlichen Ton. Wie ich darauf komme, sie Veronika zu nennen!? Für sie klinge das nach drallem, altmodischem Landei.
Also, da muss ich sagen: Für mich ist das nicht so. Ich hatte eine entfernte Bekannte namens Veronika. Eine durchaus urbane, künstlerisch tätige und erst noch gertenschlanke Frau in meinem Alter. Ich gebe aber zu: Der Name ist für einen Blog nicht sonderlich originell. Deshalb, liebe Veronika, verspreche ich: Ich werde über die Bücher gehen und Dir einen neuen Namen suchen. Vielleicht geht es nicht so schnell. Aber ich werde schon etwas finden, was Dir gefällt.
Und für Euch andere: Da seht Ihr, was man sich einhandeln kann, wenn man seine Freunde mitlesen lässt! Spannend, oder?
Gute Frage,
und Danke für den Querverweis gleich zu Anfang. Ich hab ganz zu Beginn auch niemandem davon erzählt - nicht einmal dem Liebsten. Ich wollt was ganz für mich allein haben. Und dann hab ich ja alte erotische Kurzgeschichten ausgegeraben, die sollte auch niemand aus Freundeskreis, Familie und KollegInnenschaft lesen - von wegen dem Licht, das es wirft und so und weil ich eh schon so ein offenes Buch bin. Der, den ich Erstgeborener nenne - nicht sehr Internetaffin - wusste als einer der Ersten davon, nachdem er bald drin vor kam.
Als ich schließlich Menschen aus der virtuellen Welt real näher gekommen bin - und die den Liebsten auch kennen gelernt haben - kam es raus. Und nach und nach hab ich noch ein paar anderen die Adresse gesteckt, verschämt und eitel zugleich. Der Liebste hat selbst einen Blog - auch wenn er nicht unbedingt so mitteilsam ist wie ich. Der Letzte, dem ich es mitgeteilt hab oder besser, den ich es wissen lassen hab - er musste drüber stolpern - war der Schwager. Ob der mitliest, weiß ich auch nicht. Die Tiroler Verwandschaft weiß nix - das halt ich wohl noch ein Weilchen so.
Es ist nicht einfach, wenn Menschen, die vorkommen auch mitlesen, es steht da schon manchmal die Frage im Raum, ob ich das gemeinsam Erlebte wohl bloggen würde, es gibt die Schere im Kopf. Um dem auszuweichen, schreib ich nach wie vor gerne Geschichten und Gedichte, poetisch Verbrämtes.
Danke für den Denkimpuls, Frau Frogg.
aber selbst wenn es so gewesen wäre, könnte ich dir nicht grollen... es gibt ja schließlich immer irgendwelche gründe, warum man jemanden gerne und interessiert liest. letztendlich ist wahrscheinlich keiner besser oder schlechter als der andere. noch mal herzliche grüße also :)
Unsinn,
Man kann
Das haben Sie...
Direkt
Jedenfalls bin ich damals beim Lesen diverser Blogs nach dem System "Quer durch den Gemüsegarten" (also ohne bestimmte Taktik) über einen Eintrag "gestolpert", in dem eine etwas eigenwillige Form der Trennung aus der Sicht des Leidtragenden geschildert wurde; da ich in ähnlich drastischer Form während meiner ersten Ehe mit den Seitensprüngen meines damaligen Ehemannes konfrontiert worden war, konnte ich nicht umhin, mein Mitgefühl in einem Kommentar auszudrücken. Daraus ergaben sich zunächst wechselseitige Kommentare, dann ein Austausch der Mailadressen und wenig später auch ein erstes Telefonat mit einer unglaublich sympathisch wirkenden Männerstimme. Ungefähr zwei Monate nach dem ersten Kommentar vereinbarten wir ein Blind Date (das erste meines Lebens !), das den Eindruck voll und ganz bestätigte. Wiederum ca. zwei Monate später zogen wir in eine gemeinsame Wohnung, und vorigen Dezember sind wir nach Wien, die Heimatstadt meines Mannes, übersiedelt, um zu bleiben ...
Die schönsten Geschichten schreibt noch immer das Leben, nicht wahr ?
Veronika, der Lenz ist da
Liebe Frogg, lass ihn wie er ist, mach dich weiterhin auf viel Lob und wenig Tadel gefasst und geniess den Frühling mit Swatch am Handgelenk!
Du seist aber gewarnt,
meine familie liest mit, die freundinnen oder bekannte, die es interessiert. sehe ich jemand längers nicht, muss ich nicht meine vergangenheit erzählen. vieles kann man im blog nachlesen. will ich etwas sagen und könnte mir probleme einhandeln, mache ich eine geschichte oder ein märchen daraus. und so kann ich immer das schreiben, was ich will. und gibt es probleme mit einem text, gibt es interessante dinge aufzudecken und neue seiten werden geweckt.
bloggen ist manchmal fast besser, als in eine gesprächstherapie zu gehen :-)
Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/4827570/modTrackback