in frogg hall

16
Feb
2005

Morgenrituale

Das hier liefere ich noch zu meinem vorletzten Eintrag nach: Antworten zu fünf Fragen:

1) Aufstehen, aufs Klo, auf die Waage, Kaffee und Müsli machen. Dann Badezimmer und anziehen.

2) Wenn ich arbeite, stehe ich um 7.30 Uhr auf. Wenn ich nicht arbeite, schlafe ich aus.

3) Oh ja. Immer. Sonst werde ich tagsüber ohnmächtig. Ich habe einen tiefen Blutdruck.

4) Fünf Minuten, glaube ich.

5) Streit im Badezimmer haben wir nicht. Wenn der Tiger kommt, dann drängelt er einfach rein. Wenn ich komme, dann drängle ich. Aber das nützt meistens nix.

5
Jan
2005

5. Januar, 12 Uhr mittags

Draussen läuten gerade die Sonntagsglocken. Der Tiger ruft aus seinem Zimmer: «Hast Du die Fahnen auf Halbmast gehängt?!»

«Bin eben dabei!», rufe ich.

Eben ist auch mir eingefallen, woran uns die Sonntagsglocken an einem Mittwoch erinnern sollen. Und warum im ganzen Land die Fahnen auf Halbmast hängen.

Die Spendenkontonummer der Glückskette kann der Tiger längst auswendig:

Er ruft: «10-15000... Strich...»

«Strich sechs, Stichwort Seebeben Asien!» rufe ich hinüber. Die Adresse der Glückskette kann ich schon gar nicht verlinken. Total überlastet.

Soll man überhaupt über die Katastrophe schreiben?

Ja. Man soll es versuchen. Finde ich.

7
Dez
2004

Krieg und Schwangerschaft

«Weisst Du, ein bisschen feige bist Du ja schon», sagte die Frogg. Das war gestern abend. Ich lag neben dem Tiger im Bett. Er studierte Akten aus einer Sitzung, ich blätterte in einem Kunstband. Philemon Frogg sass hinter mir auf dem Kissen und blickte auf die Seiten. Eben hatte ich das Bild «Bombarding Lens» von Otto Dix aufgeschlagen.



«Wieso bin ich feige?» frage ich.

Sie zeigt auf die Frau am unteren Bildrand. Auf die Frau mit den zwei Kindern. «Weil Du nie schwanger geworden bist. Weil es Dir immer zu riskant war. Weil Du nie den Mut gehabt hast, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.»

«Philemon, wir haben Gründe!» rufe ich ihr in Erinnerung

«Lächerliche Gründe im Vergleich zu dem hier», sagt die Frogg

Ich sage: «Was weisst Du über die Frauen damals, im Ersten Weltkrieg?! Früher heiratete man und die Kinder kamen einfach. Keine Pille. Kein wenn und aber. Und die Männer waren, was sie waren. Man hatte keine Wahl!»

«Aber wenn dieser Mutter hier der Kleine an ihrer Hand umgekommen wäre, dann hätte sie sich doch auch schuldig gefühlt!» sagt die Frogg. «Und wenn sie die Kinder gerettet hätte, dann hätte sie noch bis in die fünfziger Jahre stolz davon erzählt und wäre als starke Grossmutter gestorben!»

«Wahrscheinlich», sage ich. Und dann: «Hör mal, Philemon! Wenn Du nicht so ein Spatzenhirn wärst, dann könntest Du über relevantere Dinge reden, wenn Du ein Bild anschaust. Zum Beispiel über die Frage, ob das Bild von Otto Dix jetzt zur neuen Sachlichkeit gehört. Oder über Motivgeschichte. Dann wüsstest Du, ob es das Motiv der flüchtenden Mutter mit Kindern in der Kunstgeschichte schon lange gibt und in welchem Kontext.»

«Jedes wirkungsvolle Motiv in der Kunstgeschichte hat einen starken Ursprung in der Realität!» flötet Philemon, hebt vom Bettrand ab und dreht eine Runde unter dem Dachfenster. Sie hat Flügel wie die Biene Maja früher am Fernsehen.

Da musste ich lachen. «Philemon Frogg, die geflügelte Kunsthistorikerin!!!»

Der Tiger hat von allem nichts mitbekommen.

19
Okt
2004

Wer ist eigentlich Herr Tiger?

Werdet Ihr Euch nach der Lektüre meines letzten Eintrags fragen. Ja, das habe ich mich auch gefragt, als ich heute wie bestellt und nicht abgeholt im Fröscher Kunstmuseum stand und mich die Frau an der Kasse fragte: «Möchten Sie ein Billett kaufen?»

«Noch nicht», sagte ich, «ich warte auf meinen...äh...»

«...Freund?» zu jugendlich
«...Mann?» gelogen, wir sind nicht verheiratet
«...Partner?» schauder!
«...Lebensabschnittspartner?» schauder!!!
«...Geliebten?» Aber ich bitte Euch!

Also, um es kurz zu machen: Er ist der Mann, mit dem ich seit dreienhalb Jahren meine Wohnung teile; morgens die Zeitungen; abends die Fernbedienung für den Fernseher; oft genug das Bett; bestimmte Vorlieben beim Theater- und Kinobesuch (andere nicht); der meine Freunde mag und ich seine; der mich zum Lachen bringt (manchmal); dem ich die Wohnung putze; der mich rundlich gekocht hat.

Das ist Herr Tiger

Und die Ausstellung, die wir besucht haben? Eine mit Arbeiten von Gerhard Richter

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