Journal einer Kussbereiten : Rubrik:in frogg hall
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diefrogg
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2021-08-17T16:19:45Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Journal einer Kussbereiten
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Deutschstunden
http://froggblog.twoday.net/stories/1022638539/
Damit ihr jetzt nicht denkt, meine Gedanken würden nur um mich selbst und meine Büchergestelle kreisen: In letzter Zeit helfe ich hier und da Geflüchteten in unserer Gegend ein bisschen beim Deutschlernen. Bislang hatte ich zwei Schülerinnen und einen Schüler. Ich tue, was ich kann. Es sind sehr unterschiedliche Leute, und es funktioniert auch unterschiedlich gut. <br />
<br />
Aber eins haben sie gemeinsam: Sie kommen zu mir nach Hause. Nun ist die Anreise aus dem Stadtzentrum zum Hause Frogg nicht ganz einfach. Für Busreisende bieten sich drei Anfahrtsrouten, eine komplizierter als die andere. Das kann bei Gastlichkeiten mit Freunden schon mal eine Viertelstunde Konversationsstoff zum Aperitiv hergeben. Und nicht selten begleite ich Gäste auf dem Nachhauseweg die ersten hundert oder zweihundert Meter - damit sie in der Dunkelheit den kürzesten Weg zur richtigen Busstation finden. Ich muss betonen, dass mir das nicht lästig ist. Ich bin ein Fan der Stilkolumnisten <a href="https://www.tagesanzeiger.ch/stichwort/autor/bettina-weber/s.html">Bettina Weber</a> - und die hat irgendwo mal geschrieben, Gastgeber müssten Gästen auf dem Nachhauseweg helfen. Damit sie den letzten Zug nicht verpassen und so. Das finde ich vollkommen in Ordnung.<br />
<br />
Aber meine Schüler sind da anders. Auch wenn sie das erste Mal kommen, stehen sie jeweils pünktlich und kommentarlos vor der Tür. Klar, ihre Deutschkenntnisse reichen noch nicht aus, um eine Viertelstunde über die Vorzüge des 19-er Busses gegenüber dem 18-er zu diskutieren. Das scheint ihnen auch alles nicht der Rede wert zu sein. Und wenn ich sie beim Gehen jeweils frage: "Findest Du den Weg?", dann sagen sie: "Klar, kein Problem."<br />
<br />
Ich weiss nicht viel über sie. Aber wenn ich sie jeweils aus unserem Haus hinaus in den Abend entlasse, dann muss ich an die weiten Wege denken, die sie überhaupt in unsere Stadt geführt haben.
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in frogg hall
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2017-11-18T17:10:00Z
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News vom bedrohten Paradies
http://froggblog.twoday.net/stories/1022632440/
Unser Haus gehört einer Organisation mit dem lapidaren Namen Wohnbaugenossenschaft Luzern. Man erwartet von einer Wohnbaugenossenschaft in der Schweiz zahlbare Wohnungen und wenigstens den Ansatz einer sozialen Ader.<br />
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Doch uns Mietern schwante Böses, als wir an einem kalten Samstagmorgen anfang September zur Information im nahen Kirchgemeindesaal eintrudelten. Seit mehreren Jahren kursieren Gerüchte: Ein Dutzend würden abgerissen, alle Mieter müssten ausziehen. Auf dem Internet findet man <a href="http://loeligerstrub.ch/gallery/libellenstrasse-luzern/">hier</a> schon seit geraumer Zeit die Baupläne der Architekten. Jetzt wollten die Damen und Herren von der Wohnbaugenossenschaft endlich die Katze aus dem Sack lassen.<br />
<br />
Beim Eingang sahen wir schon ein Modell der neuen Überbauung. Wir standen davor und lächelten und sagten: "Schön ist es geworden." Wir meinten es zynisch. 238 günstige Wohnungen in Stadtnähe werden verschwinden. Unsere Wohnungen.<br />
<br />
Aber es war dann doch ganz nicht so schlimm wie befürchtet. Erstens werden die Bauarbeiten frühestens im Sommer 2019 beginnen. Frühestens. Es gibt vorher noch zwei Planauflagen. Zweitens will die Baugenossenschaft gestaffelt vorgehen - nicht alle Häuser verschwinden gleichzeitig. Man hat uns drittens in die Hand versprochen: Wer im Quartier bleiben will, der bekommt eine Wohnung in der neuen Siedlung. Viertens werden diese Wohnungen einigermassen preisgünstig sein. Einigermassen: Eine neue Zweizimmerwohnung wird 1400 Franken monatlich kosten, eine neue Vierzimmerwohnung 2000 Franken. So viel muss man halt heute hinblättern, wenn man in einer neuen Wohnung in der Stadt leben will. Mindestens. Aber immerhin: Die Leute von der Genossenschaft haben sogar versprochen, dass sie, wenn nötig, beim Umzug im Quartier helfen werden.<br />
<br />
An jenem Abend habe ich zum ersten Mal seit Wochen wieder ruhig geschlafen.
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in frogg hall
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2017-09-13T14:23:00Z
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Bedrohtes Paradies
http://froggblog.twoday.net/stories/1022631176/
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/frogghall.JPG" alt="" /><br />
<i>Im Mietshaus im Vordergrund wohnen wir. Es ist unser kleines Paradies. Wie lange noch, wissen wir im Moment nicht.</i><br />
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Im Herbst vor zwei Jahren sah unsere Nachbarin Katharina in den Gärten hinter unserem Haus einen Mann mit Plänen in der Hand. Sie fragte ihn: "Was machen Sie hier?" Er breitete die Arme aus, wies auf Häuser und Gärten und sagte: "Das kommt alles weg! Das kommt alles weg." Wir schlossen daraus: Die Häuser hier sollen abgerissen werden.<br />
<br />
Na gut. Sie sind fast neunzig Jahre alt. Sie haben ihren Lebenszyklus wohl bald abgeschlossen, wie es in der Immobilienmakler-Sprache heisst. Das klingt so, als wäre ein Haus ein Lebewesen, das den Gesetzen der Natur unterworfen ist. Es verschweigt, dass es Menschen in Immobilienfirmen sind, die über die Lebensdauer von Häusern entscheiden.<br />
<br />
Gut, unsere Häuser ächzen vor Alter. Die Treppenhäuser sehen sowjetisch aus. Die Wohnungen in den unteren Stockwerken sind gemacht für Kleinfamilien der dreissiger Jahre. Hier wohnen heute meist Singles, vor allem Frauen. Sie bleiben selten lange. Sobald sie einen Mann gefunden haben, ziehen sie mit ihm in etwas Grösseres. In einigen Wohnungen gibt hier auch Probleme mit Schimmel.<br />
<br />
Gut, wir sind privilegiert: Wir wohnen im obersten Stockwerk in einer 1993 geschmackvoll eingebauten Dachwohnung. Vielleicht sollten wir Verständnis dafür haben, dass die Besitzer hier etwas Neues hinstellen wollen.<br />
<br />
Aber hey, das hier ist Frogg Hall. Mein kleines Paradies. Es ist das Haus, in dem ich mit Herrn T. die bisher beste Zeit meines Lebens verbracht habe. 16 Jahre lang.<br />
<br />
Als unsere Nachbarin den Mann mit den Plänen gesehen hatte, bekam ich Panik. Ich rief unsere Hausverwalterin an. Sie redete und redete. "Ach, bis Ihr Haus abgerissen wird, dauert das mindestens noch zehn Jahre", beteuerte sie. Auf dem Internet fanden wir Pläne eines Architekturbüros für neue Häuser an unserer Strasse.<br />
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Vor einem halben Jahr wurde unsere Verwalterin pensioniert und von einer Grossverwaltung abgelöst. <br />
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Ich rief den neuen Verwalter an. Der sagte: "Ich sage Ihnen nichts über unsere Baupläne. Aber ich verspreche, dass Sie alle rechtzeitig informiert werden." Ich verkniff mir die Frage, was "rechtzeitig" genau heisse.<br />
<br />
Dann steckten Männer mit grünen Leuchtwesten Stöcke ins Kies auf dem Vorplatz. Sie sprayten rosarote Zahlen auf den Boden. Das war der Zeitpunkt, an dem ich unseren Estrich zu entrümpeln begann.<br />
<br />
Vor zwei Wochen bekamen wir einen Brief von der Verwaltung. Darin steht, dass sie die Katze am nächsten Samstag aus dem Sack lassen. 2. September. Dann werden wir wissen, wann wir hier ausziehen müssen. <br />
<br />
Seither entrümple ich wie eine Besessene meine Wohnung.
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in frogg hall
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2017-08-26T14:10:00Z
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Die neue Sucht
http://froggblog.twoday.net/stories/1022544607/
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/instagram_1.JPG" alt="" /><br />
<i>Mein bisher erfolgreichstes Bild auf Instagram</i><br />
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Vor einigen Monaten eignete sich Herr T. eine merkwürdige Gewohnheit an. Schon früh morgens lag er im Bett und starrte auf sein Handy. "Was machst Du denn?!" fragte ich. "Instagram", antwortete er einsilbig. Eine Zeitlang versuchte er mich für die Bildchenfluten zu begeistern, die über sein Handy flackerten. Aber ich lächelte nur - zunächst liebevoll desinteressiert. Später wurde mein Lächeln etwas gereizt. Ich bemerkte, dass er abends wegen Instagram sogar unseren Lieblingskrimi, den <a href="http://www.srf.ch/sendungen/der-bestatter/der-bestatter">Bestatter</a>, verschmähte. Und dass man ihm in den Skiferien gut zureden musste, damit er endlich das Handy wegsteckte und sich auf die Piste machte. <br />
<br />
Am letzten Samstag bekam ich selber ein neues Handy. Ich muss hier anmerken, dass mich Handys bislang wenig interessiert haben. Für SMS unentbehrlich - aber sonst?! Nö, nicht nötig. Doch jetzt bekam ich ein richtig schönes Teil - und Herr T. installierte mir einen tauglichen Internet-Zugang und ein paar Apps. "Soll ich Dir Instagram installieren?" fragte er. Ich schüttelte den Kopf.<br />
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Aber ich mochte das Handy. Die psychedelischen Farben auf dem Display. Das Format. Ich streichelte es oft. Am Montagmorgen machte ich mein erstes Bild damit.<br />
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<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/Instagram_24.JPG" alt="" /><br />
<i>Die Wildnis auf meinem Arbeitsweg</i><br />
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Am Mittag schaute ich das Bild nochmals an. Und dann wieder. Noch nie hatte ein Medium das glücksverheissende Leuchten an einem blassblauen Vorfrühlingshimmel so gut wiedergegeben. Schien mir. Kann man so einem Handy-Bildschirm süchtig machende Farbpixel mitgeben? Am Montagabend installierte Herr T. Instagram für mich.<br />
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Schon am Dienstagmorgen sah ich die Welt in quadratischen Bildausschnitten. Am Dienstagabend lud ich mein drittes Bildchen hoch. Und dann musste ich anderer Leute Bildchen anschauen. Viele. Ständig. Sie wirbeln an meinen Augen vorbei und fiepen vielstimmig auf mich ein - in einer Grammatik, die ich noch nicht wirklich verstehe. Herr T. sass neben mir schaute gelassen den Bestatter.<br />
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"Sag mal, wie bist Du eigentlich diese Instagram-Sucht wieder losgeworden?" fragte ich. Herr T. lächelte: "Ich habe sie einfach weitergegeben."
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in frogg hall
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2016-02-04T17:56:00Z
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Bedrohte Traumwohnung
http://froggblog.twoday.net/stories/1022492619/
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/frogghall.JPG" alt="" /><br />
<i>Frogg Hall im Sommer 2015. Wie lange wohnen wir wohl noch hier?</i><br />
<br />
Eines Tages im Frühjahr 2001 stieg ich in einem dieser Häuser die Treppen hinauf. Ich stieg und stieg, bis ich nicht mehr weiter konnte. Unter dem Dach sah ich meine Traumwohnung: geräumig, hell; Fenster, die sich direkt zum Himmel öffneten. Zehn Minuten Fussweg bis zum Stadtzentrum. Preislich war sie an der oberen Grenze, aber ich sagte zu Herrn T.: "Ich muss sie haben!" Wir bekamen die Wohnung, weil wir kein Auto hatten. Garagen waren Mangelware im Quartier.<br />
<br />
Ich nannte unser Haus Frogg Hall und habe es immer geliebt. Nach Norden geht unser Blick weit über grüne Hügel, gewelltes Land bis zum Horizont. Auf der Südseite bricht im Frühjahr eine Bärlauch-Epidemie aus, dann bauen dort uralte Eichen und Linden ein grünes Gewölbe über uns. Wenn man sie braucht, findet man geheime Gärten für rauschende Sommerfeste.<br />
<br />
Heute wohnen wir hier spottbillig. Die Immobilienpreise in unserer Gegend wachsen, wuchern, explodieren. Manchmal frage ich mich, wer sich diese Wohnungen für 2000, für 2500, für 2800 Franken überhaupt leisten kann.<br />
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Unser Haus ist 86 Jahre alt.<br />
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Heute sah meine Nachbarin <a href="http://froggblog.twoday.net/stories/1022432679/">Katharina</a> unter den Eichen einen Mann mit Plänen in der Hand. Sie fragte ihn, was er hier mache. Da machte er eine weite Geste mit der Hand. "Das kommt <b>alles</b> weg hier!" sagte er. "Das kommt <b>alles</b> weg."
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2015-11-05T17:47:00Z
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Verliebt
http://froggblog.twoday.net/stories/706568707/
Wenn meine Beiträge hier ein bisschen seltener oder fahriger werden, dann hat das einen seltsamen Grund: Seit einer Weile bastle ich ein bisschen an ein paar Kurzgeschichten herum. Nichts Ambitiöses. Aber jetzt habe ich mich in den Helden einer meiner Geschichten verliebt. Keine Spur von professioneller Distanz. Er macht merkwürdige Dinge mit mir. Ich bin sehr beschäftigt.
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2014-03-01T21:05:00Z
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Gruselgeschichte zu Weihnachten
http://froggblog.twoday.net/stories/582029513/
Mitternacht wird es jeweils im Nu an Weihnachten bei Familie Frogg. Wir sind ein mitteilsames Häufchen. Acht Leute, jeder hat viel zu erzählen. <br />
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Vater Frogg hatte zum Kaffee einen duftenden Williams kredenzt. <br />
<br />
Irgendwie war das Gespräch auf Ratten gekommen. Mit denen sei nicht zu spassen, sagte mein Vater. Dann setzte er an zu einer Geschichte aus seiner Kindheit in den engen Tälern des Napfgebirges. „Es war oben im Hinteren Chrachen, wo ein Bauer mit der ganzen Familie und einem Stall voller Vieh in ein neues Haus umgezogen war.“ Er rutschte sogar ein bisschen in den nasalen Dialekt seiner Heimat. „Wenig später, erzählte man sich, seien auch die Ratten umgezogen. Es war in der Nacht. Damit sie einander nicht verloren, hätten sich jeweils die hinteren mit der Schnauze an den Schwänzen der vorderen festgehalten. Der Menzi Sepp sei noch unterwegs gewesen und habe den Rattenzug gesehen, eine riesige Herde.“ Wir hingen an seinen Lippen. Das hatte er noch nie erzählt.<br />
<br />
Mir fällt gerade auf, dass das keine Weihnachtsgeschichte ist. Gruselig, eigentlich. Ich bitte um Entschuldigung. <br />
<br />
Also, der Menzi Sepp. „Er ging zu den Ratten und versuchte sie mit seinem Stock auseinanderziehen. Da stürzten sich die Tiere auf ihn und bissen auf ihn ein. Sie hörten nicht auf, bis er tot war.“<br />
<br />
Da sassen wir, im Licht, alle zusammen, warm und geborgen und waren froh.
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2013-12-25T18:37:00Z
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Laden geschlossen
http://froggblog.twoday.net/stories/506933695/
Dieser Blog hier bleibt für ein paar Tage geschlossen - kleine Grippe, nichts Ernstes! Bin bald zurück!
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2013-10-14T11:18:00Z
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Von Büchern erschlagen
http://froggblog.twoday.net/stories/400360459/
Neulich habe ich am Fernsehen Erdbeben-Modellfilme für Tokio gesehen. Man sah eindrücklich, wie bei einem Beben Stärke 7 "Büros zu tödlichen Fallen werden", wie es im Text hiess. Das Problem sind die Büchergestelle. Sie schütteln erst ihre Last ab und krachen dann um. Oft so, dass sie den Menschen in den Büros den Fluchtweg abschneiden. Im Video unten sieht man etwas Ähnliches.<br />
<br />
<object width="560" height="315"><param name="movie" value="http://www.youtube-nocookie.com/v/HR9Q-kfsx1c?hl=de_DE&version=3"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube-nocookie.com/v/HR9Q-kfsx1c?hl=de_DE&version=3" type="application/x-shockwave-flash" width="360" height="315" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true"></embed></object><br />
<br />
Vage ging mir durch den Kopf, dass ich ja meist inmitten meiner Bücher schlafe. Dann vergass ich die Sache wieder. Doch gestern Abend war ich kränklich und hatte eines jener Stimmungstiefs, bei denen ich leicht weinerlich und sehr furchtsam werde. Und da gerade keine anderen Katastrophen die Existenz von Frau Frogg bedrohen, begannen sich meine Ängste auf meine Bücherbretter zu fixieren. Die Gestelle sind hoch, an sich wackling und auch noch zum Bersten voll. Eines davon würde bei einem Erdstoss mit Sicherheit auf mich fallen.<br />
<br />
Herr T. lachte mich aus. Aber gänzlich abwegig sind meine Befürchtungen nicht. Wir hatten <a href="http://froggblog.twoday.net/stories/64972969/">letztes Jahr</a> ein Erdbeben Stärke 4,2. <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Das-staerkste-Erdbeben-seit-fast-50-Jahren/story/10722994">Hier</a> mehr über die Erdbeben-Wahrscheinlichkeit in der Schweiz.<br />
<br />
Mein Blick fiel vor allem auf die drei dicken, in Leinen gebundenen Romane oben links. "Hardbacks" nennt man so etwas in der Buchhändler-Fachsprache - und sie sind nicht nur hart, sondern auch schwer. Sie gehören Herrn T. Es sind Romane von Upton Sinclair. Meine Berechnungen ergaben, dass sie mir wie Projektile an den Kopf knallen würden.<br />
<br />
Einer von ihnen heisst "Weltende".
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in frogg hall
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2013-05-08T13:31:00Z
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Explosives im Eisfach
http://froggblog.twoday.net/stories/342799948/
Letzten Samstag wütete im Hause Frogg der Putzteufel. Herr T. rubbelte wie ein Besessener an den Fenstern. Ich reinigte den Kühlschrank mitsamt Eisfach. Ihr ahnt schon: Das ist eine Story aus meiner beliebten Serie <a href="http://froggblog.twoday.net/topics/in+frogg+hall/">Haushaltsdesaster und andere hübsche Häppchen</a>.<br />
<br />
Ich brauchte länger als geplant. Zwei tellergrosse Eisscheiben entfernte ich mit den Händen. Der Rest schmolz gemächlich weg. Kein Problem, wenn wir zum Abendessen nicht Besuch erwartet hätten. Acqua kam, ihr erinnert Euch, sie hat sich vor zwei, drei Jahren aus der Bloggosphäre abgesetzt. Wir treffen uns noch gelegentlich.<br />
<br />
Zum Apero wollte ich einen leichten Weisswein servieren. Kurz bevor unser Gast eintraf, stand der Weisse zwar wieder im Kühlschrank, war aber noch immer lauwarm. "Och, ich lege ihn kurz ins Eisfach, nur ein paar Minuten!", dachte Frau Frogg. <br />
<br />
Gesagt, getan. Acqua kam, es gab Apero. Acqua wollte aber keinen Weisswein trinken. Wir assen Oliven und später Spaghetti an <a href="http://froggblog.twoday.net/stories/16540630/">Bärlauch-Pesto</a> und zum Dessert ein himmlisches Rhubarb Crumble. <br />
<br />
<img src="http://www.freerecipes.org/wp-content/uploads/2009/07/rhubarb-apple-crumble.jpg" alt="" /><br />
(Quelle: www.freerecipes.org)<br />
<br />
Das Rezept habe ich von <a href="http://www.chefkoch.de/rezepte/576091156339198/Rhubarb-Crumble.html">hier</a>. Aber Achtung: Man könnte damit eine Hochzeitsgesellschaft sattkriegen. Wir hatten Reste, die ich am nächsten Morgen einfrieren wollte.<br />
<br />
Als ich die Tür zum Gefrierfach aufmachte, sah ich die Weissweinflasche. Ich hatte sie einfach vergessen. Etwas Merkwürdiges war mit ihr passiert: Sie hatte über Nacht zwei Korken bekommen. Der eine lag auf dem Grund des Tiefkühlfachs. Der andere sah märchenhaft gläsern aus. Aber er war aus vereistem Weisswein. Und am Grunde des frisch geputzten Eisfachs lag eine kleine, pissgelbe Weissweinlache.<br />
<br />
Ich verzog das Gesicht, aber Herr T. sagte: "Mann, hast Du Glück gehabt! Wenn der Zapfen nicht locker gesessen hätte, wäre die Flasche explodiert. Ich lernte: Man hat im Leben nicht immer Pech, auch wenn es manchmal zunächst so aussieht. <br />
<br />
Gestern probierten wir dann noch den längst wieder aufgetauten Weisswein. Er war nicht mehr so besonders.
diefrogg
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2013-04-20T09:38:00Z
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Der neue Kochherd
http://froggblog.twoday.net/stories/326525056/
Der Erfinder des <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Glaskeramik">Glaskeramikherds</a> muss ein Sadist gewesen sein. Er wollte Zwietracht zwischen Liebenden säen. Er wollte Hardcore-Hausfrauen ins Burn-out treiben. Er wollte die Errungenschaften der Emanzipation rückgängig machen. <br />
<br />
<img src="http://img.archiexpo.de/images_ae/photo-m/glaskeramikherd-56103-1498587.jpg" alt="" /><br />
(Quelle: archiexpo.de)<br />
<br />
Ich ahnte es schon, als ich 1997 das Reinigungsgerät für meinen ersten Glaskeramikherd in die Hände gedrückt bekam: eine Klinge so scharf, dass sie töten könnte! Ein gewöhnlicher Schrubber dagegen: streng verboten! Ich mühte mich redlich ab mit der Klinge. Vier Jahre lang, schlecht und recht.<br />
<br />
<img src="http://csimg.shopwahl.de/srv/DE/000037433398/T/340x340/C/FFFFFF/url/glaskeramik-reiniger-aus.jpg" alt="" width="50%" /><br />
<br />
2001 zog ich aus meiner ersten Wohnung mit Glaskeramikherd aus. Bei der Wohnungsabgabe strich die Vermieterin mit dem Finger über die für meine Augen spiegelglatte Oberfläche.* Sie hob missbilligend eine Augenbraue und machte ein Kreuzchen auf der Mängelliste. „Da ist eingebrannter Schmutz“, sagte sie. Diesen Blick spüre ich bis heute. Er ist die tiefste Demütigung, die einer Schweizerin passieren kann. Er bedeutet: „Sie sind nicht in der Lage, ihren Haushalt fleckenlos zu halten." Oder auch: „Sie sind eine Schlampe.“ <br />
<br />
Auch in Frogg Hall hatten wir einen Glaskeramikherd. Ich putzte den Herd, Herr T, kochte. Er erwies sich als zum Herdputzen ungeeignet. Als Mann kennt er die Demütigungen eines Schweizerinnen-Lebens nicht. <br />
<br />
Alle sechs Jahre löste sich der Metallrand des Herdes. Vor Weihnachten rief ich zwischen zwei Hörstürzen den Herdmonteur an. Er sollte den Rand wieder befestigen. Er stand vor dem Herd und sagte: „Es bringt nichts mehr, den zu reparieren. Sie brauchen einen Neuen. Ich werde es der Verwaltung schreiben.“ Frau Frogg rang die Hände. Sie wollte keinen neuen Herd. Wenn man mit einer Mietwohnung einen 25jährigen Herd abgeben muss, darf er ein paar Reste drauf haben. Bei einem zehnjährigen Herd geht das nicht. Mietrecht. <br />
<br />
Ich wollte der Verwalterin einen Brief schreiben. Ich hätte geschrieben: „Schonen Sie mich! Ich bin berufstätig und chronisch krank. Ich kann nicht auch noch einen neuen Glaskeramikherd pflegen.“ Aber dann brachte ich die Zivilcourage dafür doch nicht auf. Im Januar bekamen wir den neuen Herd. Herr T. versaute ihn am ersten Morgen mit seiner Kaffeemaschine. <br />
<br />
<img src="http://mohakaffee.files.wordpress.com/2010/12/bialetti-moka-express.jpg" alt="" width="50%" /><br />
<br />
Er verstand meine Aufregung nicht. "Das ist halt jetzt einfach der Anfang des Schmutzes", sagte er. <br />
<br />
Ich muss gestehen: Da machte ich richtig Terror. Ich verfasste ein kurzes Regelwerk für die Benutzung des neuen Herds. In den ersten Tagen polierte ich täglich etwa eine halbe Stunde an dem Ding herum. "Das ist ganz normal", smste meine Mutter. "In den ersten Wochen mit meinem neuen Herd wurde ich fast wahnsinnig."<br />
<br />
Heute brauche ich ein- bis zweimal pro Woche eine halbe Stunde. Herr T. hält sich ganz wunderbar an die Regeln. Aber manchmal ahne ich, dass seine Freude am Kochen ein wenig nachgelassen hat.<br />
<br />
* Eine Anmerkung für deutsche und vielleicht österreichische LeserInnen: In der Schweiz gehören Kochherd und Kühlschrank zur festen Einrichtung einer Mietwohnung und gehören dem Vermieter.
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Copyright © 2013 diefrogg
2013-03-24T15:17:00Z
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Haushalt als Spitzensport
http://froggblog.twoday.net/stories/197331916/
Wir brauchten eine Pause, liessen uns in die Sitzpolster fallen und starrten erschöpft auf den Boden. Vor uns lagen Orientteppiche - prächtige Stücke. "Schau mal die Fransen an!" sagte der Tigerschwager. "Ich habe ein Freundin, die bei solchen Teppichen immer die Fransen gerade streicht. Sie bekommt einen Nervenzusammenbruch, wenn die nicht sauber entwirrt sind." <br />
<br />
"Das hat meine Mutter auch gemacht", erinnert sich Frau Frogg und kommt ein bisschen ins Dozieren. "Das war noch zu der Zeit, als Frauen aus der Mittelschicht keine Erwerbsarbeit leisteten - das war ein Privileg. Auch deshalb betrieben viele Frauen das Haushalten als höchst kompetitiven Sport. Perfektion war das Minimum."<br />
<br />
Herr T. und der Tigerschwager nickten wissend. Wir waren dabei, den Haushalt des Tigervaters aufzulösen. Ein Haushalt, in dem zwei olympiamedaillenverdächtige Vertreterinnen aus dieser Hausfrauen-Generation gewirkt hatten. <br />
<br />
Es waren nicht gerade ideale Tage, um Möbel nach draussen zu tragen.<br />
<br />
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/tafelsilber_2.JPG" alt="" width="90%" /><br />
(Gartensitzplatz im Schweizer Mittelland am 29. Oktober 2012)<br />
<br />
Aber solche Dinge können nicht ewig warten. So räumten wir säuberlich mit Schrankpapier ausgelegte Schubalden und Schränke aus. Die Wäsche darin war gebügelt und auf den Millimeter genau zusammengelegt. Die Spitzendeckchen auf den Kommoden: blütenweiss. Die Vorhänge an den Fenstern: blütenweiss. Dabei steht die Wohnung seit zwei Monaten leer.<br />
<br />
Es war, als räumten wir ein Museum aus - das Museum der perfekten Hausfrauen. Später diskutierten wir darüber, wie sehr sich die Dinge geändert haben. Dass im Haushalt heute Zeitgewinn alles ist. Frau Frogg sagte: "Ich habe neulich mit einer Freundin darüber diskutiert, ob es gut wäre, zwei Spülmaschinen zu haben. Dann müsste man das Geschirr nie versorgen." Der Tigerschwager sagte: "Freunde von mir machen das so."<br />
<br />
Und falls Ihr jetzt glaubt, das hier sei das Operationsbesteck eines wahnsinnigen Chirurgen:<br />
<br />
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/tafelsilber_1.JPG" alt="" width="90%" /><br />
<br />
Nein, ist es nicht. Es ist das Tafelsilber von <a href="http://froggblog.twoday.net/stories/172011219/">Tante Dora</a> - der dritten Frau, die auf den Tigervater-Haushalt Einfluss gehabt hat. Zugegeben: Es ist nicht blitzsauber. Aber es ist ja auch noch eine Generation älter als das Tafelsilber der Tigermutter. Wir vermuten, dass Tante Dora ein Dienstmädchen hatte, um es zu reinigen. Aber das ist lange her.
diefrogg
in frogg hall
Copyright © 2012 diefrogg
2012-10-31T10:31:00Z
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Die Telefon-Odyssee
http://froggblog.twoday.net/stories/176833237/
Seit grauer Vorzeit laufen der Fernseher und das Radio von Frau Frogg und Herrn T. dank der Firma SchnarchCom. Bilder und Ton kamen aus einem diskreten SchnarchCom-Anschluss in unserer Wohnung. <br />
<br />
<img src="http://www.kabel-internet-telefon.de/inhalte/2010/05/kabelanbieter-tele-columbus-multimediadose-netzausbau.jpg" alt="" width="60%" /><br />
<br />
Doch dann zogen mehrere technische Revolutionen übers Land. Ihr wisst schon: Internet, Digitalfernsehen und so. Eines Tages kam Herr T mit einer neuen Idee: "Wir könnten das alles viel billiger und besser haben! Wir könnten den Fernseher, das Internet und das Telefon über dasselbe Kabel und denselben Anbieter laufen lassen." Frau Frogg rümpfte die Nase. Technik ist nicht so ihr Ding. "Wenn etwas funktioniert, sollte man es in Ruhe laufen lassen", ist stets ihr Standpunkt gewesen.<br />
<br />
Herr T. schwieg. Aber eines Tages bekam er Besuch von zwei Söldnern der Firma FixCom. Sie waren dabei, der SchnarchCom Kunden abzujagen - mit einem günstigen Angebot genau nach der Idee von Herrn T. Sie hatten alles, sogar ein Kästchen-Kündigungsschreiben an die SchnarchCom.<br />
<br />
Frau Frogg geriet in die Defensive. Herr T. schwor, er werde sich um alles kümmern. Wir liessen uns von der FixCom erobern und schickten unser Kündigungsschreiben an die SchnarchCom. Die Firma hätte nur noch jemanden schicken müssen, der uns das diskrete Kästchen in der Wand versiegelt. <br />
<br />
Doch, treue Leser, Ihr seht den Konjunktiv. Seit Ende August ist unsere Kündigungsfrist bei SchnarchCom abgelaufen. Das Kästchen ist noch unversiegelt. Noch droht uns das Ungemach, dass wir sowohl bei SchnarchCom, als auch bei FixCom fürs Fernsehen bezahlen müssen.<br />
<br />
Da griff Frau Frogg zum Telefon - und machte nach einiger Zeit ein Gesicht wie weiland dieser Herr:<br />
<br />
<img src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b4/Head_Odysseus_MAR_Sperlonga.jpg/177px-Head_Odysseus_MAR_Sperlonga.jpg" alt="" /><br />
<br />
Das ist Odysseus. Und, ja genau: Frau Frogg wurde zum Telefon-Odysseus, bevor eine Lösung sich abzeichnete.<br />
<br />
Bald könnt Ihr hier mehr darüber lesen.
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in frogg hall
Copyright © 2012 diefrogg
2012-10-24T11:44:00Z
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Die Abwaschmaschinen-Revolution
http://froggblog.twoday.net/stories/172011219/
Es gibt ein Gerät, das den Haushalt in den letzten zwei Jahrzehnten radikal verändert hat: die Abwaschmaschine. Das habe ich letzte Woche auf die harte Tour gelernt - als wir begannen, die Wohnung des verstorbenen Tigervaters zu räumen.<br />
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Leider begibt es sich, dass wir puncto Geschirr ein wenig klamm sind. "Ach, wir übernehmen das Geschirr meiner Eltern, das ist doch ganz wunderbar!", sagte der Herr T.<br />
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In der Tat beweist das Geschirr, dass die Tigereltern Geschmack hatten. Nur ist es Goldrand-Geschirr. Etwas in der Art:<br />
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<img src="http://medien.markt.de/bilder/2011/05/30/19/588012bd/medium_image/0/54_teile_seltmann_weiden_goldrandgeschirr.jpg" alt="" /><br />
(Quelle: <a href="http://medien.markt.de">http://medien.markt.de</a>)<br />
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Doch hat es über die Jahre innige Bekanntschaft mit einer Spülmaschine gemacht. Es beweist eindeutig, was auf <a href="http://www.wer-weiss-was.de/theme93/article1980365.html">gewissen Internet-Foren</a> noch immer bestritten wird: Spülmaschinen verwaschen Goldränder, glaubt mir!<br />
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"Wollen wir verwaschenes Goldrand-Geschirr?" fragten Frau Frogg rhetorisch. Wären wir normale, vernünftige Mittelstandsschweizer, hätten wir an diesem Punkt gesagt: "Nein, wollen wir nicht. Wir trennen uns davon uns schaffen etwas Neues an, was unseren Bedürfnissen entspricht." Sprich: etwas Spülmaschinentaugliches. <br />
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Doch das sind wir nicht. Herr T. trennt sich schon von alten Papierfetzen nur mit schmerzverzerrtem Gesicht - von Porzellan wollen wir gar nicht anfangen! Und Frau Frogg sieht sich finanziell immer noch in ungewisser Lage. Neues Geschirr kaufen? Lieber nicht. Was also tun?<br />
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Erst an diesem Punkt rückte uns ins Bewusstsein, dass die Tigereltern noch einen zweiten Schrank voller Geschirr besessen hatten: das Goldrand-Geschirr der reichen Erbtante Dora. Schweres Geschütz. Dicke Goldränder. Die Suppenschüssel zum Seufzen schön! Etwas in der Art:<br />
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<img src="http://www.mskusa.de/19.11.2009%20mitterteich%20sauciere%20goldrand/1.jpg" alt="" width="70%" /><br />
(www.mskusa.de)<br />
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Wir sollten versuchen, es zu verkaufen. Aber wer kauft Dir heute noch Goldrand-Geschirr zu vernünftigen Preisen ab?! Hat doch jeder eine Abwaschmaschine!
diefrogg
in frogg hall
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2012-10-21T09:05:00Z
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Ein Ende
http://froggblog.twoday.net/stories/133337262/
<img src="http://www.kulturkonzept.ch/daniela/kitsch_001.JPG" alt="" Width="435" /><br />
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Diese Ikone der Kleinbürgerlichkeit ziert unser Treppenhaus, seit ich es kenne. Und das sind jetzt doch 11 Jahre. Das Tischchen gehört unserer Nachbarin, Frau Baumgartner. <br />
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Gestern Morgen war es nicht an seinem angestammten Platz im zweiten Stock. Sondern unten, bei der Haustür. Jemand hatte es hinuntergetragen, um die Tür damit offenzuhalten. Ich sah es, blieb stehen und verspürte ein stilles Erdbeben. Ich wusste: Frau <a href="http://froggblog.twoday.net/stories/64959528/">Baumgartner</a> zieht aus.<br />
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Das kam zwar nicht ganz unerwartet. Frau Baumgartner ist gegen 90 und hat lange auf einen Platz im Altersheim gewartet. Sie hatte Schmerzen, das sah man. Aber ich habe sie in letzter Zeit selten gesehen. Ich hatte sie ein paarmal besucht, ihr meine Hilfe angeboten. Sie schien nichts zu wollen. Doch ich konnte ihre Hinfälligkeit im Treppenhaus riechen. Es war ein unheimlicher Geruch, ein dicker Breigeruch. Manchmal stieg er bis herauf in unsere Wohnung. Herr T. ignorierte ihn, aber mich beunruhigte er. Ich wusste: Es ist der Geruch des Verfalls.<br />
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Trotz all dieser Vorzeichen: Der Weggang von Frau Baumgartner erschüttert die selische Tektonik unseres Hauses wie ein Erdbeben der Stärke 6. Er hat eine stabile Erdschicht herausgerissen. Noch weiss niemand, was in das entstandene Loch hineinfallen wird.<br />
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Nicht, dass Frau Baumgartner eine besonders nette Nachbarin gewesen wäre. Sie gehörte jener Generation von Hausfrauen an, denen Hugo Lötscher in seinem Buch <a href="http://www.diogenes.ch/leser/katalog/a-z/w/9783257216332/buch">Der Waschküchenschlüssel</a> ein schonungsloses Denkmal gesetzt hat. Ihre Hausgemeinschaft war für diese nicht auf Rosen gebetteten Frauen ein Ort der Engherzigkeit. Eine Engherzigkeit, die sie selber hart hatten erlernen müssen - und die sie unnachgiebig jüngeren Frauen aufzwangen. Erst unsere Frauengeneration hat gelernt, sich dieser Welt zu entziehen. Die Berufstätigkeit hat uns befreit und die Nachbarschaft zur Nebensache gemacht. Unsere Welt ist grösser, und sie hat neue Rangordnungen.<br />
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Aber das bedeutet auch, dass wir kaum zu Hause sind.<br />
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Frau Baumgartner war klug genug, das zu akzeptieren. Sie liess uns unser Leben und lebte ihres. Aber sie war da. <br />
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Wohl deshalb werden wir Frau Baumgartner vermissen: Sie war immer da. Sie war die Seele unseres Hauses. Mitsamt Stoffblumen und Gartenzwergen.
diefrogg
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2012-08-25T09:04:00Z
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