Unheimlicher Strand
Manche Momente sind so intensiv, so beinahe unwirklich real, dass ich sie nie mehr vergesse. Sie müssen nichts besonderes bedeuten. Doch starke Sinneseindrücke und so viele Geistesblitze treffen in diesen Augenblicken in meinem Kopf aufeinander, dass sie mir im Gedächtnis haften bleiben wie ein Brandloch in einem T-Shirt.
Einen solchen Moment erlebte ich, als ich am Strand von Maden auf den Auslöser drückte, um dieses Bild zu machen:
Es zeigt den Tahtalı, den berühmtesten Berg von Lykien. An schönen Tagen sieht man auf seiner Ostflanke auch den Mast der Seilbahn, die hinaufführt. Mir fiel beim Anblick jenes Masts jedes Mal der Mann ein, der die Bahn gebaut hat. Er setzte sich mit dem Bauwerk ein Denkmal - und verlor bei der Errichtung seinen Sohn, der am Berg abstürzte.
Eine Tragödie, die perfekt ins Land von Mausolos und Midas passt.
Auf diesem Bild ist der Mast unter der Wolke an der rechten Bergflanke verborgen. Das Wetter hatte vor kurzer Zeit umgeschlagen. "Auf dem Tahtalı regnet es vielleicht schon", sagte ich. "Ich finde, so sollte man ihn fotografieren! Die meisten anderen Touristen sehen ihn ja bloss bei Sonnenschein!" Ich legte gerade den Finger auf den Auslöser meiner Kamera, als ich selber die ersten Regentropfen spürte.
"Komm, wir stehen im Container unter!" rief Acqua und lief los. Ich stellte noch scharf, drückte auf den Auslöser.
Dann folgte ich ihr.
Der Container. Er war ein Transportbehälter für Laswagen oder Schiffe und stand einsam am einsamen Strand von Maden, der einzige Unterstand weit und breit. Wie von Gottes Hand eigens hingestellt, damit wir zwei Genusswanderinnen trocken blieben.
Der Strand von Maden. Er liegt zwei Stunden Fussmarsch von Çıralı. Aber er könnte auch in einem Traum vorkommen. Oder einem Alptraum, ich bin mir nicht ganz sicher. Denn eigentlich ist er ein Prachtsstrand. Mindestens einen Kilometer lang, aus grauschwarzem Sand und Kies. Dahinter zartgrüne Wiesen. Und dahinter Pinienwälder und Berge.
Baden aber hätte ich hier auch bei idealen Wassertemperaturen nicht wollen. Denn Menschen haben dem Idyll unübersehbare Schäden zugefügt: eine verlassene Chrom-Mine am Westende des Strandes. Kleine Lagerhütten einer Fischfarm am Ostende. Die kreisförmigen Gehege der Farm hatten wir von oben weit draussen auf dem Meer gesehen. Bei den Baracken selber wohnte auch eine hungrige Hundesippe, die mich an jene von Pamukkale erinnerte. Und irgendwo in der Mitte lagen zwei grosse, tote Fische am Strand. Und dahinter, auf der ersten Düne, stand unser Container.
"Die gute Nachricht ist: Es stinkt hier nicht nach Pisse", sagte Acqua, als ich zu ihr in den Container traf. Sonst lag allerhand Unrat in dem Kasten: eine rostige Kette, klumpiger Staub. Aufrecht standen wir da und warteten, bis der Regen aufhörte.
Nach zehn Minuten war es soweit. Wir machten uns auf den Weg zurück nach Çıralı. Die Sonne brach bald wieder zwischen den Wolken hervor.
Erst in Çıralı fanden wir knöcheltiefe Regenpfützen vor. Hier musste es den halben Nachmittag geregnet haben.
Einen solchen Moment erlebte ich, als ich am Strand von Maden auf den Auslöser drückte, um dieses Bild zu machen:
Es zeigt den Tahtalı, den berühmtesten Berg von Lykien. An schönen Tagen sieht man auf seiner Ostflanke auch den Mast der Seilbahn, die hinaufführt. Mir fiel beim Anblick jenes Masts jedes Mal der Mann ein, der die Bahn gebaut hat. Er setzte sich mit dem Bauwerk ein Denkmal - und verlor bei der Errichtung seinen Sohn, der am Berg abstürzte.
Eine Tragödie, die perfekt ins Land von Mausolos und Midas passt.
Auf diesem Bild ist der Mast unter der Wolke an der rechten Bergflanke verborgen. Das Wetter hatte vor kurzer Zeit umgeschlagen. "Auf dem Tahtalı regnet es vielleicht schon", sagte ich. "Ich finde, so sollte man ihn fotografieren! Die meisten anderen Touristen sehen ihn ja bloss bei Sonnenschein!" Ich legte gerade den Finger auf den Auslöser meiner Kamera, als ich selber die ersten Regentropfen spürte.
"Komm, wir stehen im Container unter!" rief Acqua und lief los. Ich stellte noch scharf, drückte auf den Auslöser.
Dann folgte ich ihr.
Der Container. Er war ein Transportbehälter für Laswagen oder Schiffe und stand einsam am einsamen Strand von Maden, der einzige Unterstand weit und breit. Wie von Gottes Hand eigens hingestellt, damit wir zwei Genusswanderinnen trocken blieben.
Der Strand von Maden. Er liegt zwei Stunden Fussmarsch von Çıralı. Aber er könnte auch in einem Traum vorkommen. Oder einem Alptraum, ich bin mir nicht ganz sicher. Denn eigentlich ist er ein Prachtsstrand. Mindestens einen Kilometer lang, aus grauschwarzem Sand und Kies. Dahinter zartgrüne Wiesen. Und dahinter Pinienwälder und Berge.
Baden aber hätte ich hier auch bei idealen Wassertemperaturen nicht wollen. Denn Menschen haben dem Idyll unübersehbare Schäden zugefügt: eine verlassene Chrom-Mine am Westende des Strandes. Kleine Lagerhütten einer Fischfarm am Ostende. Die kreisförmigen Gehege der Farm hatten wir von oben weit draussen auf dem Meer gesehen. Bei den Baracken selber wohnte auch eine hungrige Hundesippe, die mich an jene von Pamukkale erinnerte. Und irgendwo in der Mitte lagen zwei grosse, tote Fische am Strand. Und dahinter, auf der ersten Düne, stand unser Container.
"Die gute Nachricht ist: Es stinkt hier nicht nach Pisse", sagte Acqua, als ich zu ihr in den Container traf. Sonst lag allerhand Unrat in dem Kasten: eine rostige Kette, klumpiger Staub. Aufrecht standen wir da und warteten, bis der Regen aufhörte.
Nach zehn Minuten war es soweit. Wir machten uns auf den Weg zurück nach Çıralı. Die Sonne brach bald wieder zwischen den Wolken hervor.
Erst in Çıralı fanden wir knöcheltiefe Regenpfützen vor. Hier musste es den halben Nachmittag geregnet haben.
diefrogg - 6. Jun, 15:56
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acqua - 7. Jun, 10:24
Du hast die Stimmung am Strand von Maden wunderbar beschrieben. Es war unheimlich und unwirklich.
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