8
Jun
2009

Nach dem Zahnarzt

Endlich. Nach fast zwei Wochen habe ich heute Hoffnung geschöpft, dass mein Mund eines Tages nicht mehr wehtun wird. In den 14 (vierzehn!) Tagen zuvor fühlte sich zeitweise jeder Schluck Wasser, jedes Wort, ja, jeder Atemzug, so an, als würde irgend so ein Typ sein Rasiermesser an meinem Zahnfleisch wetzen. Und zwar genüsslich.

Ja, ich gebe es zu: Ich habe mich von Zahnarzt Schwytzer zu einem kleinen Eingriff überreden lassen. Ich erlaubte ihm, mir den tief sitzenden Zahnstein am hintersten Backenzahn oben links operativ zu entfernen. Und als kleine Draufgabe durfte er mir das Zahnfleisch dahinter mit einem glühenden Dingsda wegsengen. "Damit sich das Zahnfleisch dort nicht noch mehr entzündet! Sonst fällt Ihnen in 10, 15 Jahren noch ein gesundern Backenzahn aus", erklärte die Zahnarztgehilfin sachlich. Es zischte und stank.

Ich hatte mir bekanntlich vorgenommen, Schwytzer abzuwimmeln. Ich verdächtigte ihn der Geldgier. Aber dann entpuppte sich eine meiner Bekannten als gelernte Zahnarzt-Gehilfin. "Oh, Zahnarzt Schwytzer!" schwärmte sie, "Das wäre der Chef meiner Träume gewesen. Der ist so ruhig und gelassen! Und er tut überhaupt nichts Unnötiges!"

Ich glaubte ihr.

Ich büsste schwer. Die Operation ging ja noch. Na gut, eine Weile hing Schwytzer mit seinem gesamten Gewicht an meinem Zahnstein. Und riss. Und riss. Also, wenn alles an mir so stark wäre wie mein Zahnstein, dann hätte ich auf der Welt nichts zu befürchten. Aber sonst ging alles gut.

Aber die Schmerzen nachher! Ich kann nur sagen: Tut es mir niemals nach! Verzichtet besser in ferner Zukunft auf Eure Backenzähne! Wie gut, dass endlich alles besser wird!

Dumm ist nur, dass ich übermorgen zum Kieferchirurgen muss. Über die Zukunft meiner verbliebenen drei Weisheitszähne entscheiden.
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Journal einer Kussbereiten

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