2
Mai
2009

Tamiflu-Hysterie

In den letzten Tagen habe ich mir ernsthaft überlegt, ob ich auch in Tamiflu-Hysterie verfallen sollte. Ja. Ihr lacht jetzt. Ach, Frau Frogg, die grün angemalte Angsthäsin, die Hypochonderin, denkt Ihr! Aber ich kann Euch sagen: Ich erinnere mich ungern daran, was die letzte Grippe mit meinem Gehör gemacht hat. Seither falle ich in Alarmbereitschaft, wenn ich das Wort Grippe nur schon höre. Und ich lasse mich Jahr für Jahr impfen.

Ich fürchte Grippen nicht so sehr, weil sie vielleicht töten. Nein. Ich fürchte sie, weil sie taub machen können. Jedenfalls mich.

Also spielte ich mit dem Gedanken, meinem Hausarzt auf die Pelle zu steigen und ihm so ein Tamiflu-Rezept auszureissen. Schliesslich reise ich ja morgen in die Türkei. Und wer weiss, ob unser erster Anlaufsort Çıralı überhaupt einen Arzt hat. Und ob dieser Arzt im Notfall Tamiflu hat. Und ob er Deutsch, Englisch oder Französisch versteht. Kumpel Fröhlich hat mich zwar ausgelacht und mir Anfang Woche einen Link geschickt: Da konnte ich nachschauen, ob das Virus die Türkei schon erreicht hat. Dann hat er gönnerhaft gelacht und gesagt: "Siehst Du?! Ein Fall in Israel. Mehr nicht! Aber ich verstehe Dich: Die Türkei liegt ja so nahe bei Mexiko!" Die Frogg liess ihm das Vergnügen, setzte dann ihr verschmitztes Lächeln auf und sagte weise: "Warts ab, Fröhlich, warts ab!" Inzwischen schickt er mir keine Links mehr. Er hat zu viel zu tun. Schweinegrippe kann eine schon von der Wirtschaftskrise angekränkelte Newsredaktion ganz schön auf Trab halten.

Die Newsredaktionen hierzulande trugen ihr Übriges dazu bei, dass die Frogg an den Rand einer Tamiflu-Hysterie geriet. Ich meine: Da heisst es immer und überall, das Medikament sei nur gegen Rezept zu haben. Und die Ärzte würden nur bei Leuten, die viel reisten, Rezepte ausstellen. Und doch gibt es bereits Lieferengpässe. Die Apotheker scheinen das Zeug zu verkaufen wie warme Weggli. Also: Was ist hier los? Wohnen tatsächlich so viele globale agierende Geschäftsleute in unserem Land? Oder sollten sich vielleicht auch einfache Türkeireisende vorsichtshalber eindecken - weil sie sonst im Notfall zu den Gelackmeierten gehören? Nun ja, kein Apotheker wird es einem Journalisten erzählen. Aber wissen würde ich es trotzdem gern. Es könnte mein Gehör retten.

Aber am Schluss bin ich meinem Hausarzt dann doch nicht auf die Pelle gestiegen. Ihr wisst ja, wie das ist: Man hat immer so viel zu tun vor einer Reise. Und es schien mir dann alles doch ein wenig übertrieben.

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