30
Sep
2008

A very strange moment

Heute Abend kam ich früh von der Arbeit nach Hause. Ich hängte Wäsche auf und ass etwas. Ich sah mir die "Tagesschau" und dann "Desperate Housewives" an. Dann zahlte ich meine Miete und Krankenkasse.

Kurz nach 21 Uhr rief ich English an. English ist mein Kumpel in Frankfurt. Es war an der Zeit, wieder mal zu fragen, wie es ihm geht. English ist reich. Sehr reich. Er hat viel Geld an der Börse.

Als er sich meldete, hörte ich im Hintergrund seinen Fernseher, ungwöhnlich laut. "You're calling at a very strange moment", sagte er und klang dabei, als starre er in einen schwindelerregenden Abgrund. "The New York Stock Exchange ist collapsing."

"Na, das ist ja nichts Neues!" sage ich, "Die New Yorker Börse stürzt doch in letzter Zeit ständig ab."

"Yes. But this time it's serious", sagt er. Eben hätte das amerikanische Parlament das Rettungspaket abgelehnt. Das sei gar nicht gut, sagte er, immer noch in diesem fassungslosen Ton. "They might destroy themselves."

Dann musste er zu telefonieren aufhören, denn es klingelte an seiner Tür.

Einen Moment lang stand ich da, mit dem Hörer in der Hand und dachte so etwas wie: "Ist das jetzt der letzte normale Abend unseresLebens?"

Dann widerstand ich der Versuchung, mich vor den Fernseher zu setzen. Ich rief statt dessen Helga an. Wir machten uns einen sehr normalen Abend.

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acqua - 30. Sep, 12:11

Kann ich aus den Informationen dass English einerseits viel Geld an der Börse hat und andererseits in Frankfurt lebt schliessen, dass er eine Ahnung davon hat, wie Börsencrashs in der Weltgeschichte einzuordnen sind? Ich hoffe nicht! Ich lasse mir jedenfalls die normalen Abende vorläufig auch nicht verderben.

diefrogg - 30. Sep, 14:57

Schwierig zu sagen...

English hat mal recht mit seinen Prognosen, manchmal täuscht er sich. Ausserdem schien er selber nicht recht einschätzen zu können, was da passiert. Mein Instinkt sagt mir allerdings, dass da was Gröberes auf uns zukommt. Und auf meinen Instikt kann ich mich in vielen Belangen ziemlich gut verlassen. Jedenfalls hatte ich richtig prognostiziert, dass wegen der ständigen Börsenturbulenzen der Inseratemarkt für Printmedien im Sommer einbrechen würde. Das ist tatsächlich passiert. Das heisst konkret: Journalisten, Werber und Drucker dürfen schon bald wieder um ihre Jobs bangen. Jobs für Lehrpersonen und ForscherInnen sind aber im Moment noch sicher, so weit ich weiss.
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