5
Aug
2008

Naive Journalisten

Journalist Oliver Stock schreibt über die Naivität seiner Berufskollegen in Peking. "Sie fliegen ein, berichten uns von ihrem Staunen und sind wieder weg." (gelesen im punkt.ch auf Seite 3).

Da fällt mir ein: Dasselbe tue ich, wenn ich hier von meiner Reise in die Türkei berichte. Aber ist das wirklich schlecht?

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https://froggblog.twoday.net/stories/5104873/modTrackback

walküre - 5. Aug, 21:08

Ich denke,

der Unterschied liegt in der beruflichen und privaten Ebene, wobei zu sagen ist, dass ich Ihren Türkeibericht auch gerne lesen würde, schrieben Sie als Reisejournalistin.

diefrogg - 6. Aug, 11:20

Genau!

Erst nachdem ich diesen Eintrag verfasst hatte, ist mir klar geworden: Ich bin hier ja keiner Art von Professionalität verpflichtet. Wie schön!
acqua - 5. Aug, 23:22

Naivität ist für Journalisten bestimmt die bessere Eigenschaft als Voreingenommenheit. Die Frage ist doch, worüber sie staunen: über die bunten Fahnen, schönen Tänze und muskulösen Sportler an der Eröffnungszeremonie oder über die Zensur, den Smog und die Essmanieren im Land oder darüber, was sie auf der Strasse, im Stadion oder an Anlässen beobachten und erleben?
Ist das nicht sogar auch eine Form von Authentizität: nicht nachplappern, was man schon irgendwo gelesen hat, nicht aufschreiben, was alle zu lesen erwarten, sondern das berichten, was man am eigenen Leib erfährt oder zumindest mit den eigenen Sinnen wahrgenommen hat?

diefrogg - 6. Aug, 10:58

Nun ja...

Stock tat weder noch: Er kommentierte die Tatsache, dass sich die derzeit in Peking herumhängenden Journalisten darüber aufgeregt haben, dass China viele Internet-Seiten gesperrt hat. Als ob es nicht selbstverständlich sei, dass ein autoritärer Staat so etwas halt tut. Als leuchtendes Gegenbeispiel erwähnte er einen Berufskollegen, der immer wieder nach China reist, China profund kennt und innig liebt. Solche Leute bringen dann gewissen Missständen in seiner zweiten Heimat nur noch ein gelassenes: "Jaja, so ist das eben", entgegen.

So gesehen entspringt Stocks Kolumne einem typischen Journalistenreflex: der Kollegenhäme.

Was die Naivität betrifft, so habe ich als Internet-Autorin sowieso einen grossen Vorteil: Korrigierende, mitunter auch sehr gut informierte Kommentarschreiberinnen und -schreiber.
steppenhund - 5. Aug, 23:32

Ich fand Ihre Berichte auch besser als die von so manchen Reisejournalisten.
-
Aber ich werde bei diesem Eintrag an einen Lieblingsschriftsteller von mir erinnert: Lawrence Durell.
Seine Reisebücher sind: * Prospero's Cell: A guide to the landscape and manners of the island of Corcyra (1945; republished 2000) (ISBN 0-571-20165-2) !!
* Reflections on a Marine Venus (1953)
* Bitter Lemons (1957; republished as Bitter Lemons of Cyprus 2001) !!
* Blue Thirst (1975)
* Sicilian Carousel (1977)
* The Greek Islands (1978) !!
* Caesar's Vast Ghost (1990)

Ich liebe allerdings am allermeisten seine Alexandra Tetralogie. Vier Bücher, die mich gelehrt haben, die Liebe aus vier verschiedenen Seiten zu sehen.

diefrogg - 6. Aug, 11:22

Durrell's Bücher...

kenne ich als vergilbte Schinken, die in einer Leihbibliothek standen, in der ich lange gearbeitet habe. Ich habe sie nie gelesen, weil sie mir so ältlich schienen. Aber vielleicht stehen sie ja immer noch da. Dann werde eins oder zwei nach Hause nehmen, wenn ich wieder einmal in jener Leihbücherei zu Besuch bin!
acqua - 6. Aug, 18:39

Die Titel klingen jedenfalls sehr verlockend.
diefrogg - 6. Aug, 10:49

@alle:

Danke für die Komplimente. Es klingt vielleicht ein bisschen heuchlerisch, wenn ich sage, ich sei nicht auf Komplimente ausgewesen. Die Frage, ob ich noch weiterfahren soll, habe ich mir aber schon gestellt. Nach diesem positiven Feedback werde ich es auch tun. Es sind immerhin noch vier Einträge geplant: "Die Katze", "Unser Freund in Pamukkale" und "Nachtbus nach Istanbul". Schon der Ordnung halber habe ich fest im Sinn, sie noch zu schreiben!

spirit2die4 - 6. Aug, 14:23

Das ist erfreulich, Frau Frogg! Ich freue mich schon auf die neuen Beiträge.
Grüßchen
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