Die so genannte Wehrpflicht
Ich sass da mit meinem Stimmzettel und war ratlos. Da fragte mich doch die Schweizerische Eidgenossenschaft, ob ich für oder gegen die Abschaffung der Wehrpflicht bin!
"Wehrpflicht?" dachte ich. Bei uns gibt es doch gar keine Wehrpflicht - jedenfalls keine allgemeine. Die Wehrpflicht gilt doch nur für Männer. Für Frauen gilt sie nicht. Jede Antwort, die ich auf den Stimmzettel schreibe, ist daher widersinnig. Man kann nicht etwas abschaffen oder beibehalten, was es gar nicht gibt.
Die Frauenbewegung hat nie an die grosse Glocke gehängt, dass es puncto Wehrdienst weder gleiche Rechte noch gleiche Pflichten gibt. Verständlich: Wer will auch gleiche Pflichten einfordern, wenn zum Beispiel die Lohngleichheit von Frauen und Männern noch immer nicht verwirklicht ist?
Ich persönlich muss gestehen: Ich war heilfroh, dass ich damals nicht in die Armee musste. Mit sinnlosem Drill und politischen Zweifeln hätte ich leben können - glaube ich jedenfalls. Ich hatte schon damals ein kleines Réduit innerer Freiheit, in das ich in solchen Lebenslagen flüchtete. Aber ich war im Sport eine solche Pfeife, ich wäre ein Klotz am Bein jedes Füsilier-Korps gewesen.
Dennoch kann ich von mir sagen, dass ich Dienst an der Allgemeinheit geleistet habe - wenn auch nicht an der schweizerischen. Ich habe ein Jahr in einem Heim in England Jugendliche mit einer geistigen Behinderung betreut - bei ähnlichen Präsenzzeiten und Soldverhältnissen wie meine Kollegen im Schweizer Militär.
Nun könnte mir die helvetische Armee genau so schnuppewurst sein wie ich als weibliches Wesen jenen bin, die jetzt das Hohelied auf das Milizwesen anstimmen. Ich war drauf und dran, den Stimmzettel leer einzulegen. Aber wenn frau den Milizgedanken ernst nimmt, dann kann sie das nicht. Also diskutierten Herr T. und ich ewig und drei Tage. Über Bedrohungsszenarien zum Beispiel. Man weiss ja, dass die Armee nicht in den erster Linie den nationalen Zusammenhalt der Männer fördern, sondern uns nötigenfalls vor einem Feind schützen soll.
Ich habe schliesslich doch etwas auf meinen Stimmzettel geschrieben. Was es war, sage ich hier nicht, dafür habe ich gute Gründe.
Falls die Miliz-Armee auch nach der Abstimmung am 22. September bestehen bleibt, bin ich aber neugierig auf ein paar kluge Gedanken zur Rolle der Frauen in der Armee. Nicht zuletzt von jenen, die jetzt das Hohelied des Milizwesens singen.
"Wehrpflicht?" dachte ich. Bei uns gibt es doch gar keine Wehrpflicht - jedenfalls keine allgemeine. Die Wehrpflicht gilt doch nur für Männer. Für Frauen gilt sie nicht. Jede Antwort, die ich auf den Stimmzettel schreibe, ist daher widersinnig. Man kann nicht etwas abschaffen oder beibehalten, was es gar nicht gibt.
Die Frauenbewegung hat nie an die grosse Glocke gehängt, dass es puncto Wehrdienst weder gleiche Rechte noch gleiche Pflichten gibt. Verständlich: Wer will auch gleiche Pflichten einfordern, wenn zum Beispiel die Lohngleichheit von Frauen und Männern noch immer nicht verwirklicht ist?
Ich persönlich muss gestehen: Ich war heilfroh, dass ich damals nicht in die Armee musste. Mit sinnlosem Drill und politischen Zweifeln hätte ich leben können - glaube ich jedenfalls. Ich hatte schon damals ein kleines Réduit innerer Freiheit, in das ich in solchen Lebenslagen flüchtete. Aber ich war im Sport eine solche Pfeife, ich wäre ein Klotz am Bein jedes Füsilier-Korps gewesen.
Dennoch kann ich von mir sagen, dass ich Dienst an der Allgemeinheit geleistet habe - wenn auch nicht an der schweizerischen. Ich habe ein Jahr in einem Heim in England Jugendliche mit einer geistigen Behinderung betreut - bei ähnlichen Präsenzzeiten und Soldverhältnissen wie meine Kollegen im Schweizer Militär.
Nun könnte mir die helvetische Armee genau so schnuppewurst sein wie ich als weibliches Wesen jenen bin, die jetzt das Hohelied auf das Milizwesen anstimmen. Ich war drauf und dran, den Stimmzettel leer einzulegen. Aber wenn frau den Milizgedanken ernst nimmt, dann kann sie das nicht. Also diskutierten Herr T. und ich ewig und drei Tage. Über Bedrohungsszenarien zum Beispiel. Man weiss ja, dass die Armee nicht in den erster Linie den nationalen Zusammenhalt der Männer fördern, sondern uns nötigenfalls vor einem Feind schützen soll.
Ich habe schliesslich doch etwas auf meinen Stimmzettel geschrieben. Was es war, sage ich hier nicht, dafür habe ich gute Gründe.
Falls die Miliz-Armee auch nach der Abstimmung am 22. September bestehen bleibt, bin ich aber neugierig auf ein paar kluge Gedanken zur Rolle der Frauen in der Armee. Nicht zuletzt von jenen, die jetzt das Hohelied des Milizwesens singen.
diefrogg - 5. Sep, 19:27
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
trox - 10. Sep, 19:35
Danke
für die Erinnerung, dass da noch Vaterlandspflichten warten... da haben wir also über drei "Vorlagen" zu entscheiden, die voll von ideologischen Fallstricken sind. Die Miliz-Frauen-Bedrohungs-Kiste ist ja nur eine.
Die dritte ist, ob in Tankstellenshops an "Autobahnraststätten und an Hauptverkehrswegen mit starkem Reiseverkehr" am Sonntag und in der Nacht gearbeitet werden darf. Diese Frage ist ja genau so falsch gestellt, wie die mit der Miliz ... oder wieso darf man denn am Freitag oder am Samstag arbeiten, wo sich doch zumindest fortschrittlichere Religionswissenschaftler und praktizierende Religiöse einig sind, dass dies alles mit demselben Gott zu tun hat. Wo, wann und vor allem: warum ist eigentlich in der Hinsicht die Säkularisierung auf Grund gelaufen?
Und dann noch das "Epidemiegesetz" -- Epidemien sollen demnächst in der Schweiz verstaatlicht werden: 88 Artikel auf 26 Seiten sollen wir also mit "JA" oder "NEIN" beantworten. Schon mal nicht ganz einfach. Erschwert auch noch durch den fehlenden Vergleich mit den bestehenden Regelungen. Absurd, dass "Beurteilung strafbarer Handlungen" Sache der Kantone ist. Die einzigen brauchbaren Hinweise sind die "Argumente der Referendumskomitees": kein Impfobligatorium, keine Zwangssexualisierung ... ach Gott, aus welchen Winkeln der Welt kennen wir diese Einwände?
Die dritte ist, ob in Tankstellenshops an "Autobahnraststätten und an Hauptverkehrswegen mit starkem Reiseverkehr" am Sonntag und in der Nacht gearbeitet werden darf. Diese Frage ist ja genau so falsch gestellt, wie die mit der Miliz ... oder wieso darf man denn am Freitag oder am Samstag arbeiten, wo sich doch zumindest fortschrittlichere Religionswissenschaftler und praktizierende Religiöse einig sind, dass dies alles mit demselben Gott zu tun hat. Wo, wann und vor allem: warum ist eigentlich in der Hinsicht die Säkularisierung auf Grund gelaufen?
Und dann noch das "Epidemiegesetz" -- Epidemien sollen demnächst in der Schweiz verstaatlicht werden: 88 Artikel auf 26 Seiten sollen wir also mit "JA" oder "NEIN" beantworten. Schon mal nicht ganz einfach. Erschwert auch noch durch den fehlenden Vergleich mit den bestehenden Regelungen. Absurd, dass "Beurteilung strafbarer Handlungen" Sache der Kantone ist. Die einzigen brauchbaren Hinweise sind die "Argumente der Referendumskomitees": kein Impfobligatorium, keine Zwangssexualisierung ... ach Gott, aus welchen Winkeln der Welt kennen wir diese Einwände?
diefrogg - 11. Sep, 11:28
Danke, Trox,
für diesen Kommentar! Er gibt mir immerhin das Gefühl, dass ich mit meiner Irritation über die vorliegenden Abstimmungsvorlagen nicht allein bin. Das ist schon mal etwas Wert.
Beim Epidemiegesetz ist ja zurzeit ein interessanter Vorgang zu beobachten: Das politische Establishment hat damit gerechnet, dass das eine dieser Vorlagen wird, die das Volk aus lauter Überforderung einfach so durchwinkt. Dass in den Bergtälern Widerstand gegen die Aufhebung der Kantonshoheit über Epidemien regen würde, damit hatte niemand gerechnet. Jetzt gehts hart auf hart - mit teils abstrusen Argumenten.
Dabei habe ich von besser informierter Seite auch gute Argumente gegen die Vorlage gehört. Dumm, dass ich meinen Stimmzettel schon ausgefüllt habe - ich hätte sonst die 88 Artikel noch gelesen.
Beim Epidemiegesetz ist ja zurzeit ein interessanter Vorgang zu beobachten: Das politische Establishment hat damit gerechnet, dass das eine dieser Vorlagen wird, die das Volk aus lauter Überforderung einfach so durchwinkt. Dass in den Bergtälern Widerstand gegen die Aufhebung der Kantonshoheit über Epidemien regen würde, damit hatte niemand gerechnet. Jetzt gehts hart auf hart - mit teils abstrusen Argumenten.
Dabei habe ich von besser informierter Seite auch gute Argumente gegen die Vorlage gehört. Dumm, dass ich meinen Stimmzettel schon ausgefüllt habe - ich hätte sonst die 88 Artikel noch gelesen.
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