Fax von einem Amokläufer
Die Diskussion über Extremismus von neulich hat mir ein Erlebnis aus dem Jahr 2001 in Erinnerung gerufen. Es war im Mai oder Juni jenes Jahres, als ich ein Papier aus dem Faxgerät im Büro fischte. Die Seite war vollgetippt mit einem wirren Gezeter über die Zuger Verkehrsbetriebe. Gezeichnet von einem gewissen Fritz Leibacher.
Ich arbeitete damals bei einer mittelgrossen Tageszeitung irgendwo in der Schweiz. Nicht in Zug. Solches Geschreibe sieht man bei einer Zeitung alle paar Tage. Wir waren nicht interessiert und nicht zuständig. Ich leitete das Schreiben an jemanden weiter, der Herrn Leibacher freundlich unser Desinteresse zu verstehen gab.
Am 27. September 2001 betrat Fritz Leibacher das Gebäude, wo gerade das Zuger Kantonsparlament tagte. Er war als Polizist verkleidet und trug mehrere Schusswaffen. Im Kantonsratssaal eröffnete er das Feuer. 14 Menschen starben im Kugelhagel. Viele, viele wurden verletzt. Viele leiden noch heute an den Folgen des Amoklaufs.
Ich war gerade in England in den Ferien. Erst später fiel mir jenes Fax wieder ein. Ich habe seither oft darüber nachgedacht. Ich sehe mich heute noch damit vor jenem Faxgerät stehen. Der Spannteppich unter meinen Füssen war stahlblau. Das Schreiben enthielt keinerlei Drohungen. Nur leicht paranoides Geschreibe. Vielleicht ein bisschen dringlicher und paranoider als anderes Geschreibe, das ich in all den Jahren gesehen habe. Aber ich würde mit einem ähnlichen Schreiben heute möglicherweise dasselbe tun.
Es hätte ja auch nichts geändert, wenn ich anders reagiert hätte. Leibacher hatte schon vorher ganz Zug und Umgebung mit seinen Wahnideen drangsaliert. Niemand war zuständig. Niemand sah die Katastrophe kommen.
Ich habe mir einfach die Vorstellung abgeschminkt, dass ich fähig wäre, einen gewaltbereiten Extremisten im voraus zu erkennen.
Ich arbeitete damals bei einer mittelgrossen Tageszeitung irgendwo in der Schweiz. Nicht in Zug. Solches Geschreibe sieht man bei einer Zeitung alle paar Tage. Wir waren nicht interessiert und nicht zuständig. Ich leitete das Schreiben an jemanden weiter, der Herrn Leibacher freundlich unser Desinteresse zu verstehen gab.
Am 27. September 2001 betrat Fritz Leibacher das Gebäude, wo gerade das Zuger Kantonsparlament tagte. Er war als Polizist verkleidet und trug mehrere Schusswaffen. Im Kantonsratssaal eröffnete er das Feuer. 14 Menschen starben im Kugelhagel. Viele, viele wurden verletzt. Viele leiden noch heute an den Folgen des Amoklaufs.
Ich war gerade in England in den Ferien. Erst später fiel mir jenes Fax wieder ein. Ich habe seither oft darüber nachgedacht. Ich sehe mich heute noch damit vor jenem Faxgerät stehen. Der Spannteppich unter meinen Füssen war stahlblau. Das Schreiben enthielt keinerlei Drohungen. Nur leicht paranoides Geschreibe. Vielleicht ein bisschen dringlicher und paranoider als anderes Geschreibe, das ich in all den Jahren gesehen habe. Aber ich würde mit einem ähnlichen Schreiben heute möglicherweise dasselbe tun.
Es hätte ja auch nichts geändert, wenn ich anders reagiert hätte. Leibacher hatte schon vorher ganz Zug und Umgebung mit seinen Wahnideen drangsaliert. Niemand war zuständig. Niemand sah die Katastrophe kommen.
Ich habe mir einfach die Vorstellung abgeschminkt, dass ich fähig wäre, einen gewaltbereiten Extremisten im voraus zu erkennen.
diefrogg - 2. Sep, 21:03
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
la-mamma - 3. Sep, 20:33
ich glaub auch nicht, dass das geht. leider.
diefrogg - 4. Sep, 14:04
Ich frage mich...,
ob Profis es können. Nach dem Attentat hat man ja bei uns die Sicherheitsvorkehrungen verbessert und Ombudsstellen geschaffen. Aber inzwischen hat es wahrscheinlich so oft falschen Alarm gegeben, dass die Alarmbereitschaft generell wieder nachgelassen hat.
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