14
Sep
2011

Erschütterndes Buch

Dieses Buch hat mir Wanda empfohlen. Eine Bekannte, deren Urteil ich nicht restlos traue.
Der Klappentext verzichtet leider auf eine Inhaltsangabe. Und Wanda hielt sich auch noch an die Empfehlung des Verlags: "Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie Ihren Freunden davon erzählen wollen. Wenn Sie es tun, erzählen Sie Ihnen bitte nicht, was darin geschieht. Die Magie des Buches liegt darin, wie sich die Geschichte entfaltet." Deshalb war ich ein Jahr lang unschlüssig, ob ich es überhaupt lesen sollte. Das Buch kam daher, als enthalte ein gut erzähltes Geschichtchen mit dem intellektuellen Gewicht eines Tropfens Patschuli-Öl.

Aber jetzt habe ich es gelesen. In drei Tagen. Und ich stellte fest: "The Other Hand" ist eine brilliant und höchst unterhaltsam erzählte Geschichte. Aber eine Geschichte wie eine Faust in die Magengrube. Da schreckte wohl der Verlag vor zu viel Offenheit zurück. Man will die unterhaltungssüchtige Leserin ja nicht vom Kauf eines Buches abhalten, das unbequeme Fragen aufwirft.

Deshalb empfehle ich das Buch jetzt ausdrücklich zur Lektüre. Und ich sage die ungemütliche Wahrheit: "The Other Hand" ist ein Flüchtlingsdrama. Eine der beiden Heldinnen ist die junge Nigerianerin Little Bee. Sie ist eine Asylbewerberin in Grossbritannien. Ja, sie ist traumatisiert. Aber sie ist auch süss, gewitzt, sprachgewandt und kann gut mit kleinen Kindern - und, weiss Gott, sie hat selber kein blütenreines Gewissen.

Die andere Hauptfigur ist die Journalistin und Vororts-Mami Sarah. Vor ihrer Tür steht Little Bee eines Tages ohne gültige Papiere. Und hinfort müssen beide Frauen ständig existenzielle Entscheidungen treffen.

Das Buch tut genau das, was gute Literatur soll: Es führt uns in die Welt von Figuren, die wir im wirklichen Leben gar nie kennen lernen würden. Auch wenn sie viel für uns bedeuten. Und es wirft wichtige Fragen auf. Dieses hier lässt uns fragen: Was tun wir mit all diesen Menschen, die Hilfe suchend in unser Land kommen? Wie viel von dem, was wir haben, würden wir für sie hergeben?

Und: Es gibt keine pfannenfertigen Antworten.
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