Weiblicher Sexteufel auf der Alp
Die Geschichte vom Sennentuntschi ist ein Stoff, der in jeder Alpensagen-Sammlung vorkommt. Ich kannte ihn schon als Kind. Ich glaubte, mich könne daran nichts mehr überraschen. Aber seit ich vor ein paar Tagen die Verfilmung von Michael Steiner gesehen habe, verfolgt mich die Geschichte. Wer die DVD in die Hände bekommt, sollte sie sich unbedingt ansehen.
Auch für Österreicher hat er einen Anknüpfungspunkt: Der Wiener Nicholas Ofczarek spielt darin einen jungen Dorfpolizisten. Hart an der Grenze zur Karikatur - aber auch voller verhaltener Zärtlichkeit. Stark.
Heutzutage konzentriert man sich ja vor allem auf den Sex in der Geschichte: Drei Männer auf der Alp erwecken im Rausch eine weibliche Puppe zum Leben. Ist ja klar, was die drei da oben mit ihr machen: Sie gehen so richtig zur Sache. Heutige Autoren vermuten, dass die eben Fleisch gewordene Puppe sich den notgeilen Viehhirten nicht freiwillig hingab. Sie wurde vergewaltigt. Dass das geschundene Weib sich grausam rächt, ist für uns heute beinahe legitim.
Aber die Geschichte hat auch eine Dimension. Hätte man mich als Kind gefragt, was denn das Frevelhafte am Benehmen der drei Älpler gewesen sei, hätte ich gesagt: "Sie gaben einer Puppe richtige Milch zu trinken." Natürlich, ich verstand als Kind die Sache den Vergewaltigungen noch nicht. Aber ich verstand die christliche Moral der Geschichte: Man behandelt tote Dinge nicht, als wären sie lebendig. Und man gibt ihnen sowieso kein richtiges Essen, denn Essen ist knapp und wertvoll. Wer so etwas tut, tut Teuflisches und wird teuflisch bestraft.
Aber mit solchem Zeug muss man den Leuten heute nicht mehr kommen. Da fangen sie zu gähnen an. Und doch braucht die Geschichte das Element des des Christlichen - sonst gibt es nichts Teuflisches. Steiner bringt daher einen Dorfpfarrer ins Spiel. Einen, der anscheinend etwas zu verbergen hat. Etwas, was schliesslich ganz der zeitgemässen Wahrnehmung der katholischen Kirche entspricht - ziemlich banal.
Reizvoll ist aber, dass Steiner dem Pfarrer den Polizisten als Gegenspieler gibt. Der Polizist ist der Mann aus dem Krimi, der in den ohnehin verlogenen christlichen Mythos einbricht. Weil das auch schon etwas altmodisch wirkt, hat man die ganze Geschichte in die siebziger Jahre verlegt. Purer nostalgischer Zuckerguss, aber ich gestehe: Er hat mir himmlisch geschmeckt. Warum? Hm, das erzähle ich ein andermal.
Hier nur noch so viel: Endgültig zeitgenössisch ist erst der Schluss. Dort wird aus der Story plötzlich ein Serienmörder-Schocker aus den nuller Jahren. Gruselig.
Und das Rätselhafte am Ganzen bleibt: Welche dieser ineinander verschachtelten Geschichten gilt nun? Der christliche Mythos? Der Krimi? Der Grusel-Schocker? Ich weiss es immer noch nicht.
Teuflisch.
Auch für Österreicher hat er einen Anknüpfungspunkt: Der Wiener Nicholas Ofczarek spielt darin einen jungen Dorfpolizisten. Hart an der Grenze zur Karikatur - aber auch voller verhaltener Zärtlichkeit. Stark.
Heutzutage konzentriert man sich ja vor allem auf den Sex in der Geschichte: Drei Männer auf der Alp erwecken im Rausch eine weibliche Puppe zum Leben. Ist ja klar, was die drei da oben mit ihr machen: Sie gehen so richtig zur Sache. Heutige Autoren vermuten, dass die eben Fleisch gewordene Puppe sich den notgeilen Viehhirten nicht freiwillig hingab. Sie wurde vergewaltigt. Dass das geschundene Weib sich grausam rächt, ist für uns heute beinahe legitim.
Aber die Geschichte hat auch eine Dimension. Hätte man mich als Kind gefragt, was denn das Frevelhafte am Benehmen der drei Älpler gewesen sei, hätte ich gesagt: "Sie gaben einer Puppe richtige Milch zu trinken." Natürlich, ich verstand als Kind die Sache den Vergewaltigungen noch nicht. Aber ich verstand die christliche Moral der Geschichte: Man behandelt tote Dinge nicht, als wären sie lebendig. Und man gibt ihnen sowieso kein richtiges Essen, denn Essen ist knapp und wertvoll. Wer so etwas tut, tut Teuflisches und wird teuflisch bestraft.
Aber mit solchem Zeug muss man den Leuten heute nicht mehr kommen. Da fangen sie zu gähnen an. Und doch braucht die Geschichte das Element des des Christlichen - sonst gibt es nichts Teuflisches. Steiner bringt daher einen Dorfpfarrer ins Spiel. Einen, der anscheinend etwas zu verbergen hat. Etwas, was schliesslich ganz der zeitgemässen Wahrnehmung der katholischen Kirche entspricht - ziemlich banal.
Reizvoll ist aber, dass Steiner dem Pfarrer den Polizisten als Gegenspieler gibt. Der Polizist ist der Mann aus dem Krimi, der in den ohnehin verlogenen christlichen Mythos einbricht. Weil das auch schon etwas altmodisch wirkt, hat man die ganze Geschichte in die siebziger Jahre verlegt. Purer nostalgischer Zuckerguss, aber ich gestehe: Er hat mir himmlisch geschmeckt. Warum? Hm, das erzähle ich ein andermal.
Hier nur noch so viel: Endgültig zeitgenössisch ist erst der Schluss. Dort wird aus der Story plötzlich ein Serienmörder-Schocker aus den nuller Jahren. Gruselig.
Und das Rätselhafte am Ganzen bleibt: Welche dieser ineinander verschachtelten Geschichten gilt nun? Der christliche Mythos? Der Krimi? Der Grusel-Schocker? Ich weiss es immer noch nicht.
Teuflisch.
diefrogg - 19. Okt, 18:47
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/172010535/modTrackback