Kleine Sünden
Auch bei mir haben die Feiertage auf die Waage geschlagen. "Heute gibts keine Schokolade nach dem Mittagessen", sagt sich Frau Frogg streng. Auf dem Weg zur Arbeit schwenke ich in den Coop, um Obst zu kaufen. Dort sehe ich ein Körbchen Litschi für sagenhafte Fr. 2.70.
Ich greife zu, denn ich liebe Litschi. Alles an ihnen. Auch ihre Schale, die aussen so bräunlich und höckrig ist. Zieht man sie ab, so offenbart sie ihre seidig glänzende Innenseite. Zartrosa. Wenn ich Litschis schäle, muss ich immer an eine erotische Szene mit knistriger Unterwäsche denken.
Erst nach der Kasse erlaube ich mir, es zu sehen: Die Früchte sind aus Madagaskar.
Normalerweise kauft Frau Frogg nur Lebensmittel aus der Schweiz oder wenigstens aus Europa - naja, ausser der einen oder anderen Banane und dem Kaffee natürlich. "Dafür gibts heute keine Schokolade!" bekräftigt Frau Frogg.
Aber sie hat die Rechnung ohne die Lage im Büro gemacht. Hier ist über die Feiertage die Heizung ausgefallen. Am Mittag in der Cafeteria isst Kollege Fröhlich mit dem Schal. Kollege Barbarossa hat sich die Winterjacke übergezogen. Es sieht aus wie in Russland. Dort werden viele öffentliche Gebäude nicht geheizt. In Altersheimen tendiert die Temperatur im Winter oft gegen Null. Die Bewohner sitzen im Wintermantel im Aufenthaltsraum und stossen beim Reden weisse Wolken aus.
Ich habe schon zweieinhalb Stunden gefroren. Jetzt schreit jede Faser meines Körpers nach Kohlehydraten. Als Barbarossa herzhaft in einen Torino-Stängel beisst, kann ich nicht mehr an mich halten. Ich hole mir auch einen aus dem Automaten. Man muss zu diesen Schoggistängeln anmerken: Das sind massive Dinger. Nicht umsonst heisst Schokolade in dieser Grösse und Form hierzulande "es Branchli" - von Französisch: "la branche", der Ast. Wobei die helvetische Verkleinerungsform nur ein Eindeutschungs-Zeichen ist. Man könnte jemanden erschlagen mit so einem Torino-Branchli. So eins esse ich.
Später am Nachmittag sitze ich dann im Büro und schäle sorgsam ein paar Litschi-Früchte. Ich frage mich, ob es meinen CO2-Fussabdruck vergrössert, dass ich sie gekauft habe. Und ob es furchtbar verwerflich wäre, am Feierabend zu Hause auch noch ein heisses Bad zu nehmen.
Ich greife zu, denn ich liebe Litschi. Alles an ihnen. Auch ihre Schale, die aussen so bräunlich und höckrig ist. Zieht man sie ab, so offenbart sie ihre seidig glänzende Innenseite. Zartrosa. Wenn ich Litschis schäle, muss ich immer an eine erotische Szene mit knistriger Unterwäsche denken.
Erst nach der Kasse erlaube ich mir, es zu sehen: Die Früchte sind aus Madagaskar.
Normalerweise kauft Frau Frogg nur Lebensmittel aus der Schweiz oder wenigstens aus Europa - naja, ausser der einen oder anderen Banane und dem Kaffee natürlich. "Dafür gibts heute keine Schokolade!" bekräftigt Frau Frogg.
Aber sie hat die Rechnung ohne die Lage im Büro gemacht. Hier ist über die Feiertage die Heizung ausgefallen. Am Mittag in der Cafeteria isst Kollege Fröhlich mit dem Schal. Kollege Barbarossa hat sich die Winterjacke übergezogen. Es sieht aus wie in Russland. Dort werden viele öffentliche Gebäude nicht geheizt. In Altersheimen tendiert die Temperatur im Winter oft gegen Null. Die Bewohner sitzen im Wintermantel im Aufenthaltsraum und stossen beim Reden weisse Wolken aus.
Ich habe schon zweieinhalb Stunden gefroren. Jetzt schreit jede Faser meines Körpers nach Kohlehydraten. Als Barbarossa herzhaft in einen Torino-Stängel beisst, kann ich nicht mehr an mich halten. Ich hole mir auch einen aus dem Automaten. Man muss zu diesen Schoggistängeln anmerken: Das sind massive Dinger. Nicht umsonst heisst Schokolade in dieser Grösse und Form hierzulande "es Branchli" - von Französisch: "la branche", der Ast. Wobei die helvetische Verkleinerungsform nur ein Eindeutschungs-Zeichen ist. Man könnte jemanden erschlagen mit so einem Torino-Branchli. So eins esse ich.
Später am Nachmittag sitze ich dann im Büro und schäle sorgsam ein paar Litschi-Früchte. Ich frage mich, ob es meinen CO2-Fussabdruck vergrössert, dass ich sie gekauft habe. Und ob es furchtbar verwerflich wäre, am Feierabend zu Hause auch noch ein heisses Bad zu nehmen.
diefrogg - 27. Dez, 18:04
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
acqua - 27. Dez, 21:34
Oh jeh! So viele Sünden! Da kann man nur hoffen, dass euer Büro mit Erdöl geheizt würde (wenn es geheizt würde).
diefrogg - 27. Dez, 21:55
Angeblich haben wir...
einen Minergie-Stadard. Aber wenn es wirklich so wäre, dann hätte ja die Heizung nicht kaputtgehen können. Also, ich weiss nicht, was da los war. War zu beschäftigt mit Frieren, um zu fragen.
Wieso wäre denn Erdöl besser als sonstwas?
Wieso wäre denn Erdöl besser als sonstwas?
acqua - 27. Dez, 22:09
Weil du dann das durch Litschi, Schoggi und Schaumbad verbrauchte CO2 durch das nicht geheizte Büro schon eingespart hättest. ;-)
Bei einem Minergie-Haus kann die Heizung schon noch kaputt gehen. Oder meinst du Minergie P (Passivhaus)?
Bei einem Minergie-Haus kann die Heizung schon noch kaputt gehen. Oder meinst du Minergie P (Passivhaus)?
Kulturflaneur - 27. Dez, 22:22
Ja, eben...
hab ichs begriffen. T t t! lange Leitung! Also, der Energiespar-Effekt unserer kaputten Heizung war garantiert gleich Null. All die heissen Bäder, die all diese Kollegen heute genommen haben!
Minergie oder Passivhaus? Bislang hatte ich keine Ahnung. Solange es warm ist, interessieren mich an Heizungen nur ihr Gesang. Du weisst schon. Das Rauschen des Wassers in ihren Röhren. Weil man das als Schwerhörige nicht mehr hört... Und dass es sich bei unserem Bürohaus um ein Minergie-Haus handeln muss, weiss ich ja jetzt. Zum Glück hatten wir die Computer. Wir konnten uns an den Harddisks die Hände wärmen.
Minergie oder Passivhaus? Bislang hatte ich keine Ahnung. Solange es warm ist, interessieren mich an Heizungen nur ihr Gesang. Du weisst schon. Das Rauschen des Wassers in ihren Röhren. Weil man das als Schwerhörige nicht mehr hört... Und dass es sich bei unserem Bürohaus um ein Minergie-Haus handeln muss, weiss ich ja jetzt. Zum Glück hatten wir die Computer. Wir konnten uns an den Harddisks die Hände wärmen.
Täuschblume - 28. Dez, 10:14
Anstatt Branchli zu essen hätte ich dir folgende Alternative:
tue es wie Mister Bean, damals an Sylvester. Als er seinen Gast bewirten wollte,
realisierte er, dass er ja nicht einmal so etwas wie Grissinistängel oder ähnliches zum Aperitiv anbieten konnte.
Er behalf sich mit diesen, kleinen feinen Astchen, die vor seinem Küchenfenster wuchsen.
Die sahen immerhin aus wie Salzstengeli ......
tue es wie Mister Bean, damals an Sylvester. Als er seinen Gast bewirten wollte,
realisierte er, dass er ja nicht einmal so etwas wie Grissinistängel oder ähnliches zum Aperitiv anbieten konnte.
Er behalf sich mit diesen, kleinen feinen Astchen, die vor seinem Küchenfenster wuchsen.
Die sahen immerhin aus wie Salzstengeli ......
diefrogg - 28. Dez, 11:00
Ha, gute Idee!
Daran werde ich denken, wenn wir an Silvester Besuch haben ;)
Zorra - 28. Dez, 12:45
Ohja, ein Torino hätte ich jetzt auch gerne, oder noch lieber ein Ragusa. ;-)
diefrogg - 28. Dez, 21:50
Das wäre ein...
Tauschhandel! Ein Torino gegen ein Vanille-Zimt-Cookie! Grossartig!
rosawer - 2. Jan, 14:58
utamu wa shokishoki ni
nyama yake peke yake. Ein sprichwortähnlicher Text auf Swahili, der heißt: Die Süßigkeit der Litschi ist ganz allein ihr Fleisch. Der Text wird auf "sprechenden Objekten" angebracht, d.h. auf Alltagsgegenständen, die nebst ihrer Alltagsfunktion dazu benutzt werden können, das zu sagen, über das man nicht reden darf. In diesem Fall ein Wickelstoff (kanga oder leso), den die Frauen meist paarweise tragen. Ein Ehepaar teilt sich ein solches Paar Wickelstoff im Schlafzimmer als ??Schlafanzug?? (oder eben nicht ...), und das ist ein typisches Geschenk, das ein Ehemann seiner Ehefrau machen kann. Er sagt also etwas, ohne etwas zu sagen. Die Implikation ist klar. Ich zitiere diesen Text hier, weil Du, Frau Frogg, ebenfalls eine erotische Bedeutung mit Litschis verbindest. Bemerkenswert. Oder vielleicht auch nicht.
diefrogg - 2. Jan, 18:27
Oh, das ist eine schöne...
Überraschung! Es freut mich ja immer zu erfahren, dass jemand ähnliche Erfahrungen macht wie ich! Und erst noch auf Swahili! Als Liebeserklärung (ich nehme an, das ist es) finde ich das sehr schön: Es kommt nicht auf die "Verpackung" an... Allerdings bleibt es doch seltsam mehrdeutig. Denn gerade die "Verpackung" ist ja bei der Litschi das, was (jedenfalls mich) an Erotik erinnert.
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