Freud'scher Verhörer
"Sie haben gestern Abend ihr ganzes Programm ungeplagt gespielt", sagte Herr T. Er sprach von einer Band. "Ungeplagt?! Hä!?" fragte ich. Aber Herr T. redete einfach weiter und irgendwann begriff ich: Er hatte nicht "ungeplagt" sondern "unplugged" gesagt.
Mir war wieder mal ein Mondegreen passiert. Mondegreens passieren Schwerhörigen oft: Man hört zu, es muss schnell gehen, man verhört sich. Ich habe auch schon über sie geschrieben - darüber, wie aus Bohnenallergikern Pollenallergiker werden und so. Oft sind sie einfach lustig. Aber manchmal geben sie wie Poesie etwas über den Seelenzustand eines Menschen preis.
So habe ich nach einem ungeplagten Konzert seit Jahren eine tiefe Sehnsucht. Ich meine: Ich gehe ja schon lange nicht mehr an Konzerte, denn Musik tut mir Menière-Patientin weh in den Ohren, ist immer zu leise oder zu laut oder beides gleichzeitig. Kurz: eine Plage.
Ich musste an Freud'sche Versprecher denken. Ihr wisst schon: Jene sprachlichen Fehlleistungen, bei denen wir unwillkürlich zum Besten geben, was wir wirklich denken oder uns wünschen. Ob es auch Freud'sche Verhörer gibt?
Ich habe auch noch ein paar neue Mondegreen-Müsterchen. "Trotz Sturm eingeweiht", lautete die Schlagzeile zum riesigen Neubau auf dem Bild unten am 18. September am Schweizer Fernsehen:
(Bildquelle: handelszeitung.ch).
Ich hielt das Haus offenbar nicht für sehr wetterfest. Die Schlagzeile hiess in Wirklichkeit aber "Roche-Turm eingeweiht".
Und am 16. September stellte ein Sprecher am Radio seinen Interviewpartner vor: "In Sachen Bankgeheimnis ist er vom Saurus zum Paulus geworden." Freud'sche Verhörer? Mutmasst selber!
Dies ist mein Beitrag zum Projekt *txt auf neonwilderness. Das dreizehnte Wort heisst "verstehen".
Mir war wieder mal ein Mondegreen passiert. Mondegreens passieren Schwerhörigen oft: Man hört zu, es muss schnell gehen, man verhört sich. Ich habe auch schon über sie geschrieben - darüber, wie aus Bohnenallergikern Pollenallergiker werden und so. Oft sind sie einfach lustig. Aber manchmal geben sie wie Poesie etwas über den Seelenzustand eines Menschen preis.
So habe ich nach einem ungeplagten Konzert seit Jahren eine tiefe Sehnsucht. Ich meine: Ich gehe ja schon lange nicht mehr an Konzerte, denn Musik tut mir Menière-Patientin weh in den Ohren, ist immer zu leise oder zu laut oder beides gleichzeitig. Kurz: eine Plage.
Ich musste an Freud'sche Versprecher denken. Ihr wisst schon: Jene sprachlichen Fehlleistungen, bei denen wir unwillkürlich zum Besten geben, was wir wirklich denken oder uns wünschen. Ob es auch Freud'sche Verhörer gibt?
Ich habe auch noch ein paar neue Mondegreen-Müsterchen. "Trotz Sturm eingeweiht", lautete die Schlagzeile zum riesigen Neubau auf dem Bild unten am 18. September am Schweizer Fernsehen:
(Bildquelle: handelszeitung.ch).
Ich hielt das Haus offenbar nicht für sehr wetterfest. Die Schlagzeile hiess in Wirklichkeit aber "Roche-Turm eingeweiht".
Und am 16. September stellte ein Sprecher am Radio seinen Interviewpartner vor: "In Sachen Bankgeheimnis ist er vom Saurus zum Paulus geworden." Freud'sche Verhörer? Mutmasst selber!
Dies ist mein Beitrag zum Projekt *txt auf neonwilderness. Das dreizehnte Wort heisst "verstehen".
diefrogg - 27. Sep, 18:34
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
deprifrei-leben - 27. Sep, 21:38
In dem Text muss ich mich sehr reindenken. Da ist Hirn gefragt. Wie immer gut geschrieben.
deprifrei-leben - 27. Sep, 22:31
Tue ich doch gerne, wenn du magst kannst du ja mein Blog besuchen, hab da was über Nutzmenschen und -tiere geschrieben. Ein sehr aktuelles Thema.
diefrogg - 28. Sep, 12:27
Ich habe ...
Deinen Blog in letzter Zeit häufig besucht und lese ihn auch gerne (auch wenn ich nicht immer kommentiere). Deinen Beitrag zu Nutzmenschen lese ich gerne.
Lo - 28. Sep, 17:11
Ich höre auch schlecht und verstehe oftmals Gesagtes in anderem Sinn. Manchmal ist es lustig.
Manchmal aber auch ganz schön doof ;-)
Manchmal aber auch ganz schön doof ;-)
diefrogg - 28. Sep, 19:20
Ich staune immer wieder ...
... darüber, wie viele Leute schlecht hören, wenn man mal drauf zu sprechen kommt. Und es sind immer die Musikalischsten ;)
katiza - 30. Sep, 17:51
Liebe Frau Fröschin - nicht nur Menière-Patientinnen verhören sich manchmal - damals beim Radio hatten wir diese hübsche Rezeptionistin, die was von Ganz in Rosen ans Wunschprogramm weiterleitete....ungeplagt wahrscheinlich
diefrogg - 30. Sep, 19:53
:-)))
Schlappohr - 20. Okt, 18:35
Mondegreen
Einen witzigen Mondegreen habe ich letzthin im Fernsehen gelesen, nicht gehört. Es waren TXT-Untertitel einer Live-Sendung.
"...in Dock trainiert..." stand da genau. Also mit Fitness hatte die Sendung aber nichts zu tun. ;)
"...in Dock trainiert..." stand da genau. Also mit Fitness hatte die Sendung aber nichts zu tun. ;)
diefrogg - 20. Okt, 19:23
Loool!
Köstlich! Ja, ist mir auch schon aufgefallen, dass die Maschine, die die Untertitel schreibt, sich manchmal ganz peinlich verhört. Indoktrinieren kann man die offenbar nicht.
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