13
Mai
2018

Danke, twoday!

Gleich vorweg: Dies ist mein letzter Beitrag für twoday.net. Ich schreibe ab sofort neu nur noch auf

www.froggblog.ch

Am 31. Mai ist hier sowieso Schluss. Ich sage den paar Lesern, die mir hier geblieben sind, danke für alle Kommentare. Ihr habt mich meistens gefreut, oft getröstet, selten geärgert - und immer inspiriert. Am meisten jene, die mich manchmal geärgert haben. Diejenigen unter Euch, die weiter bloggen, werde ich weiter lesen.

Es in letzter Zeit viel über twoday gelästert worden - weil der Host sich und uns aufgibt, eigentlich schon lange aufgegeben hat. Aber ich finde, es ist an der Zeit, Euch Leuten von twoday auch mal danke zu sagen. Mich für meinen Teil habt ihr lange Jahre zu einer sehr glücklichen Bloggerin gemacht. Wie glücklich weiss ich erst, seit ich mich mit den unendlichen Komplexitäten von Wordpress herumschlage. Twoday war auch für einen Nicht-Nerd wie mich einfach zu handhaben. Ich konnte mich aufs Schreiben und auf die Community konzentrieren statt aufs Dashboard.

Und die Community, sie war schlicht grossartig. Witzig, charmant, intelligent, im ganzen deutschen Sprachraum weit verzweigt. Ihr habt mir Diskussionen und Blogger-Treffen beschert, an die ich mit grossem Vergnügen zurückdenke. Das schönste war mein Geburtstag vor drei Jahren, dessen Höhepunkt eine Lesung der Toll3sten Weiber aus Wien war, die sich - und mich - auf twoday kennen gelernt haben. Mit dem steppenhund hatte ich einen weiteren Gast aus Twoday-Wien, der meinen Freunden aus meinem Städtchen nur schon mit seinem T-Shirt einen Hauch grosse Welt mitbrachte.

Den Hauch grosse Welt - ich werde ihn woanders suchen müssen. Ich verspreche Euch, dass ich versuchen werde, weiter zu bloggen. Möglichst oft. Und hoffe, Euch dort wieder zu treffen.

Euch allen alles Gute. Mit zwei weinenden Augen und herzlichen Grüssen

Frau Frogg

28
Mrz
2018

Die bittere Wahrheit

Meine letzten Beiträge haben es ja bereits erahnen lassen: Mein Gehör hat sich nochmals verschlechtert. Vor drei Wochen ging ich zur Hörgeräte-Akustikerin. Sie machte ein Audiogramm - und tatsächlich: Der Hörverlust betrug 60 Prozent auf dem linken Ohr. Sieben Jahre lang ist das linke Ohr mein besseres Ohr gewesen, der Hörverlust hatte lediglich 40 Prozent betragen, das reichte zum Telefonieren. Aber Telefonieren ist schwierig geworden. Auch mit neu angepasstem Hörgeräten und den tollen Headsets im Büro. Rechts höre ich zwar Lärm recht gut, aber so etwas wie Sprachverständnis habe ich nur noch an guten Tagen.

Das Ausmass der Katastrophe auf einem Audiogramm zu sehen, stresste mich dermassen, dass ich links einen weiteren Hörsturz hatte. Als ich eine Woche später zum Ohrenarzt ging, mass er schon 70 Prozent Hörverlust auf dem linken Ohr. Er verschrieb Cortison, Betahistin und Stugeron. Es hat genützt, aber nur ein bisschen.

Deshalb habe ich hier so lange nichts mehr geschrieben. Ich war geschockt. Das ist alles. Aber ich schreibe wieder. Wir machen Fortschritte.

4
Mrz
2018

Regeln für den Totalausfall

Vor einer Woche konnte ich im Buchladen noch halbfertige Gespräche führen. Seither hat sich mein Gehör nochmals verschlechtert. Das ist an sich normal bei einer Menière-Erkrankung. Es kann schnell bergab gehen. Unangenehm ist es dennoch: Gestern habe ich im Blumenladen die schüchterne, junge Frau an der Kasse gar nicht mehr gehört. Ich sah nur noch, wie sie inmitten von penetrantem Umgebungslärm die Lippen bewegte. Das hat mich so erschreckt, dass ich ganz durch den Wind war. Der Samstagseinkauf wurde zu einem einzigen Spiessrutenlauf. Dabei weiss ich eigentlich längst, wie man als Schwerhörige an der Ladenkasse besser zurechtkommt. Zeit, dass ich mir die Regeln wieder in Erinnerung rufe. Man verkraftet sogar den Irrsinn besser, wann man sich mittendrin am Betonpfeiler eines Regelwerks festhalten kann. Hier sind sie:

- Wenn möglich die Self-Checkout-Kasse benützen
- Wenn das nicht möglich ist: Ruhe bewahren. Die meisten Verkaufsgespräche über den Ladentisch sind stark normiert. Im Warenhaus oder Einkaufszentrum zum Beispiel wird die Verkäuferin zuerst fragen: "Möchten Sie eine Tüte?" Dann: "Haben Sie unsere Super-Profit-Bonus-Kundenkarte?" Dann wird sie den Preis eintippen und nennen. Dann wird sie etwas sagen wie: "Danke und einen schönen Tag noch." Auch als Anfängerin im Lippenlesen kann man nachprüfen, ob sie vielleicht doch etwas anderes sagt. Offensiv nachfragen bringt wenig, wenn ich schon beim ersten Mal gar nichts gehört habe. Am einfachsten sind übrigens die Verkaufsgespräche im Nespresso-Laden. Sie sind so streng durchnormiert wie die Verpackungen des Kaffees, der dort verkauft wird. Für mich geradezu ideal.
- Wichtig: Preise schon auf dem Etikett beim Gestell ablesen. Oder dann auf der Anzeige der Kasse. Nichts ist peinlicher, als venn man sich auf die Stimme des Verkäufers verlässt. Es passieren dann Szenen wie diese: Verkäufer: "2.90 bitte." Ich: Reiche Fr. 2.90. Verkäufer: dreht die Münzen in der Hand, blickt auf die Münzen, bewegt dabei die Lippen. Runzelt die Stirn. Zeigt dann auf das Etikett am Produkt. Dort steht Fr. 5.90.
- Klar, der Spielraum für Witzeleien, für das allgemein Menschliche fällt weg. Aber das ist Schicksal. Ausserdem bietet die Situation genug Anlass für Komik. Also. Den Humor bewahren.

28
Feb
2018

Bilanz heute

Zwei Stunden an der Blogroll meines neuen Blogs herumgebastelt. War schon stolz, dass ich den Code jetzt kann. Dann wegen eines kleinen Fehlers die ganze Blogroll versehentlich gelöscht. Gott, was werde ich twoday.net vermissen!

21
Feb
2018

Halbfertige Gespräche

In der Buchhandlung mache ich dem Mann an der Kasse ein Kompliment für die englische Abteilung hier im Laden. Es ist eigentlich gar keine englische Abteilung. Es ist nur ein einziges, kurzes Brett mit zehn, vielleicht 15 englischsprachigen Titeln. "Und doch steht dort jedes Mal ein Buch, dem ich einfach nicht widerstehen kann", sage ich. Er packt meine neuen Bücher in eine Tüte und freut sich. Ich glaube, er sagt: "Da sind sie an den Richtigen geraten. Ich bin für den englischen Bestand zuständig." Aber er könnte auch etwas leicht anderes gesagt haben. Ich habe entschieden, nicht nachzufragen. Ich habe entschieden, einfach so zu tun, als hätte ich ihn verstanden. Meine Tage sind jetzt voller solcher Entscheidungen. Mein Gehör hat sich wieder verschlechtert. Ich verstehe längst nicht mehr alles, was mir die Leute sagen. In Sekundenbruchteilen muss ich entscheiden, ob ich nachfrage oder nicht. Oft ist der Entscheid irreversibel. Man kann einem Gegenüber schlecht nach vier oder fünf Sätzen sagen: "Könnten Sie nochmals von vorne anfangen? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden." Das wirkt einfach unhöflich.

Früher hätte ich gesagt: "Man muss immer nachfragen! Das gebietet die elementare Freundlichkeit! Der Gesprächspartner hat das Recht darauf, verstanden zu werden. Immer."

Aber heute sehe ich auch: Ständiges Nachfragen streut Sand ins Getriebe jeder Konversation. Ständiges Nachfragen, manchmal zwei- oder gar dreimal, fühlt sich auch unhöflich an, so, als würde man den Gesprächspartner nicht ganz ernst nehmen.

Die Schwerhörigkeit ist ein Makel, eine Peinlichkeit. Sie zwingt uns, vom Gegenüber einen Dienst zu fordern. Den lästigen Dienst, sich zu wiederholen. Oft ist es für das Gegenüber schwer nachzuvollziehen, warum diese Wiederholungen jetzt nötig sind. Schwerhörigkeit kann man ja nicht sehen. Deshalb frage ich in Konversationen mit Fremden oft nicht viel nach. Ich versuche einfach, das Wesentliche irgendwie auf die Reihe zu bekommen.

Ich lasse den Buchhändler von seinen englischen Büchern erzählen. Er sagt: "Man muss halt irgendwie die Essenz finden, das Wichtigste. Das, was unsere Kunden wollen könnten." Das verstehe ich.
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Journal einer Kussbereiten

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