19
Nov
2014

Sofa

Etwa Mitte letzter Woche passierte etwas Merkwürdiges mit mir. Ich bekam Sehnsucht danach, mich aufs Sofa zu legen und zu lesen. Ich zog einen John Le Carré aus dem Büchergestell und legte mich hin. Ich las und las. John LeCarré schreibt die richtigen Bücher für Sofazeiten. Fesselnd.

Ich habe selten Sofazeiten. Meistens lässt mich die Ruhelosigkeit doch schnell wieder nach dem Schreibgerät greifen. Oder nach dem Putzlappen. Oder sie treibt mich nach draussen. Oder zu anderen Büchern.

Aber diesmal wollte ich nichts anderes als den Trost eines spannenden Schmökers. Erst am Wochenende begann ich mich zu fragen, weshalb ich eigentlich Trost brauchte. Dann erinnerte ich mich wieder: Am Montag war ich im Spital gewesen. Hörtest. Dann sass eine Ohrenärztin vor mir, deren Namen ich nicht verstanden hatte und sagte: "Sie brauchen ein zweites Hörgerät. Und zwar brauchen sie eines mit einem Zusatzgerät, um Lautstärken zu verstellen. Und sie sollten eine Cortison-Kur machen. Unbedingt."

Ich weiss längst, dass ich ein zweites Hörgerät brauche. Aber irgendwie hat mir das dennoch den Rest gegeben. Vielleicht wegen des Zusatzgeräts. So weit wollte ich es nie kommen lassen.

und die Cortisonkur... ich weiss nicht.

5
Nov
2014

Gute Manieren

Seit Wochen kann ich nicht mehr mit meinen Kollegen essen gehen. Ich höre einfach nicht gut genug. So bringt das niemandem etwas. Auch sonst lebe ich zurzeit zurückgezogen. Allmählich frage ich mich: Wenn man seine Umgangsformen zu lange nicht trainiert - verliert man sie dann?

2
Nov
2014

Lieben, sterben



Über dieses Buch habe ich mit mehreren Bekannten leidenschaftlich diskutiert. Es ist ein englischer Liebesroman, ein Bestseller - und viele lesen ihn als Beitrag zur Diskussion über die Sterbehilfe - und sind sogar begeistert. Ich war es nicht. Im Gegenteil: Ich fand das Buch zum Kotzen. Hier habe ich geschrieben, warum. Wer sich für das Thema interessiert: Bittebitte lesen!!! Ich habe beim Schreiben viel Herzblut vergossen und diskutiere auch gerne. Hier oder drüben.

1
Nov
2014

Schwindel

Nachts habe ich Schwindelanfälle. Herr Menière schickt seine Grüsse. Wenn ich mich umdrehe, merke ich, wie die Welt unter meinem rechten Ohr wegfällt. Ich träume, ich sei an einer Ausstellung. Ich sehe ein Bild von Georges Braque, und es saugt mich wie ein Wirbel in seine Tiefen.



Ich falle wieder und wieder in dieses verdammte Bild hinein. Mir wird leicht übel. Seltsam, denke ich und noch um Traum merke ich mir den Titel der Ausstellung, damit ich später davon erzählen kann. Sie heisst "Braque - Picasso - Leger" oder war es "Braque - Picasso - Modigliani"? Ich bin nicht mehr sicher.

31
Okt
2014

Heute

Vor acht Jahren habe ich mein erstes Hörgerät erhalten. Für mein linkes Ohr. Im Herbst 2006. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich heute um ein zweites betteln würde - für mein rechtes Ohr - ich wäre gestorben vor Bestürzung und Angst.

Ich sage nicht, dass alles seither ein Sonntagsspaziergang gewesen ist.

Ich will bloss sagen: Es lohnt sich nicht, Angst zu haben. Das Unvorstellbare kommt, ob man sich davor fürchtet oder nicht.
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Journal einer Kussbereiten

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