5
Nov
2014

Gute Manieren

Seit Wochen kann ich nicht mehr mit meinen Kollegen essen gehen. Ich höre einfach nicht gut genug. So bringt das niemandem etwas. Auch sonst lebe ich zurzeit zurückgezogen. Allmählich frage ich mich: Wenn man seine Umgangsformen zu lange nicht trainiert - verliert man sie dann?

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gamine - 5. Nov, 20:23

ich denke nicht. allenfalls wird man höchstens ein bisschen schrullig, aber ich glaube, das werden wir alle mit zunehmendem alter sowieso ;-). ansonsten bleiben wir doch im kern immer die, die wir schon immer waren, tief drin...

diefrogg - 5. Nov, 21:42

Na, dann...

kann ich ich ja heiter und optimistisch bleiben.
sunsan2 - 5. Nov, 21:50

Liebe Frau Frogg,

da haben wir wieder mal das selbe Thema zur gleichen Zeit. Auch ich merke derzeit wieder verstärkt, dass ich mich so rein gar nicht mehr mit anderen unterhalten kann, sobald das kleinste Nebengeräusch ist und bin die letzten Tage viel zu viele Stunden mit anderen zusammen gesessen (Familienbesuch), ohne mich an Gesprächen beteiligen zu können.
Unsere Umgangsformen behalten wir gewiss, sofern wir es wollen ;).
Sei mir herzlich gegrüßt
Susanne

diefrogg - 6. Nov, 19:40

Oje, dieses Dabeisitzen...

oder -stehen wie hinter einer Wand und begreifen zu müssen, dass die anderen längst vergessen haben, dass Du überhaupt existiert. Oder dass sie keine Ahnung haben, was Du für ein Problem hast... ja, das erlebe ich jetzt auch oft. In Meran war das so, zum Teil jedenfalls. Es hat mich traurig gemacht. Und wütend.

Ich wünsche Dir, dass Du eine andere Art von Nähe gefunden hast zu Deinen Verwandten. Manchmal ist das ja möglich. Ich hatte auch solche Momente. Gott sei Dank.
Kienspan - 5. Nov, 21:51

Nein, liebe Frau Frogg. Ganz im Gegenteil.
Im "erzwungenen" Rückzug stellen sich mit der Zeit tiefgreifende Betrachtungen ein zu Beziehungen im allgemeinen und zu deren Qualität im besonderen. Ich habe es als eine intensive Schärfung erlebt.

sunsan2 - 5. Nov, 21:57

Welch' schöne Worte, denen ich gerne zustimmen will :).
diefrogg - 6. Nov, 19:38

Ja, diese Erfahrung...

habe ich auch schon gemacht. Viele meiner Freundschaften haben heute mehr Tiefe und mehr Bedeutung. Sie sind mir sehr wertvoll. Aber darum geht es mir in diesem Beitrag eigentlich nicht. Es geht mir mehr um die Leichtigkeit, die vielleicht abhanden kommt. Das Wissen um subtile, kleine Regeln, die ja auch Moden und Änderungen unterworfen sind. Ich habe manchmal ein wenig Angst, dass nie mehr jemand Neues dazukommt zu den Freunden. Dieses Problem haben die Leute doch sonst erst um die 80.
speedhiking - 6. Nov, 19:48

Als gut Hörender, werte Frau Frogg, habe ich, weil ich den Verlust freilich nicht wirklich ermessen kann, Bedenken zu sagen, obwohl beruflich mit derlei beschäftigt: Das Hören ist doch nur ein Sinneskanal der Kommunikation. Die anderen Kanäle (erst recht die Aufmerksamkeit und das Denken) mögen sich entsprechend schärfen, anpassen, entfalten. Und sicherlich gibt es doch die Möglichkeit, mit anderen in gleicher schwer hörender Situation Kontakt aufzunehmen? Das mit dem niemanden mehr Neues Kennenlernen glaube ich sicher nicht.

(Freilich eine eher schreckliche Vorstellung, ich verlöre - mein wichtigster Sinn - die Fähigkeit, zu sehen.)

diefrogg - 6. Nov, 20:16

Oh ja, ...

meine schlappohrigen Freunde schätze ich sehr. Ich treffe sie auch, so oft es geht (unsere letzten beiden Treffen habe ich leider verpasst, weil ich der Sache gesundheitlich nicht gewachsen war).

Was die anderen Sinneskanäle betrifft: Man ist ja in einem Alter, wo auch die Sehkraft ein wenig nachlässt, aber nur ein wenig - neulich, als ich mir im Zusammenhang mit dem Thema Sterbehilfe ein paar Gedanken machte, da wurde mir dann doch auch klar: Wenn ich nun auch nicht mehr lesen könnte, dann wäre das schlecht, wirklich sehr, sehr schlecht.

Und was die Aufmerksamkeit betrifft, sollte sich der Hörende keine Illusionen machen: Die ist oft vollauf damit beschäftigt, das zu kompensieren, was das Gehör nicht mehr kann. Es ist zwar interessant, dabei Selbstbeobachtungen anzustellen: Wie geht das nun eigentlich? Aber man wird davon schnell ziemlich müde und will sich dann am liebsten mit einem Roman ins Bett legen. Wo man dann beim Lesen staunt, was diese Romanfiguren jeweils so alles hören. Und dann denkt man: "Verdammt, nicht einmal mit einer Romanfigur kann ich mich mehr identifizieren. Die hören ja alle!"

Aber ich will Sie jetzt nicht zu sehr belasten mit meinen Problemen. Das Ganze hat auch Vorteile. Neulich habe ich zum Beispiel in einem Hotel mit Oktoberfest übernachtet. Meine Bekannten klagten, sie hätten fürchterlich schlecht geschlafen, wegen der Musik und dem betrunkenen Gequatsche um drei Uhr morgens draussen auf dem Parkplatz. Ich nicht. Ich hörte keinen Ton. Ich schlief wie ein Stein.
seifenblasenpusterin - 7. Nov, 08:04

offtopic

Wie kann ich dir denn hier eine verdeckte Nachricht zukommen lassen? Wenn das nicht geht, bräuchte ich mal deine email-Adresse... denn öffentlich will ich den Link zum neuen Ufer keinesfalls posten ;)

diefrogg - 7. Nov, 13:00

Also, meine...

E-Mail-Adresse ist pfrogg@gmx.ch. Und sonst ist ja da immer noch der andere andere Ort.
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