24
Okt
2012

Die Telefon-Odyssee

Seit grauer Vorzeit laufen der Fernseher und das Radio von Frau Frogg und Herrn T. dank der Firma SchnarchCom. Bilder und Ton kamen aus einem diskreten SchnarchCom-Anschluss in unserer Wohnung.



Doch dann zogen mehrere technische Revolutionen übers Land. Ihr wisst schon: Internet, Digitalfernsehen und so. Eines Tages kam Herr T mit einer neuen Idee: "Wir könnten das alles viel billiger und besser haben! Wir könnten den Fernseher, das Internet und das Telefon über dasselbe Kabel und denselben Anbieter laufen lassen." Frau Frogg rümpfte die Nase. Technik ist nicht so ihr Ding. "Wenn etwas funktioniert, sollte man es in Ruhe laufen lassen", ist stets ihr Standpunkt gewesen.

Herr T. schwieg. Aber eines Tages bekam er Besuch von zwei Söldnern der Firma FixCom. Sie waren dabei, der SchnarchCom Kunden abzujagen - mit einem günstigen Angebot genau nach der Idee von Herrn T. Sie hatten alles, sogar ein Kästchen-Kündigungsschreiben an die SchnarchCom.

Frau Frogg geriet in die Defensive. Herr T. schwor, er werde sich um alles kümmern. Wir liessen uns von der FixCom erobern und schickten unser Kündigungsschreiben an die SchnarchCom. Die Firma hätte nur noch jemanden schicken müssen, der uns das diskrete Kästchen in der Wand versiegelt.

Doch, treue Leser, Ihr seht den Konjunktiv. Seit Ende August ist unsere Kündigungsfrist bei SchnarchCom abgelaufen. Das Kästchen ist noch unversiegelt. Noch droht uns das Ungemach, dass wir sowohl bei SchnarchCom, als auch bei FixCom fürs Fernsehen bezahlen müssen.

Da griff Frau Frogg zum Telefon - und machte nach einiger Zeit ein Gesicht wie weiland dieser Herr:



Das ist Odysseus. Und, ja genau: Frau Frogg wurde zum Telefon-Odysseus, bevor eine Lösung sich abzeichnete.

Bald könnt Ihr hier mehr darüber lesen.

21
Okt
2012

Die Abwaschmaschinen-Revolution

Es gibt ein Gerät, das den Haushalt in den letzten zwei Jahrzehnten radikal verändert hat: die Abwaschmaschine. Das habe ich letzte Woche auf die harte Tour gelernt - als wir begannen, die Wohnung des verstorbenen Tigervaters zu räumen.

Leider begibt es sich, dass wir puncto Geschirr ein wenig klamm sind. "Ach, wir übernehmen das Geschirr meiner Eltern, das ist doch ganz wunderbar!", sagte der Herr T.

In der Tat beweist das Geschirr, dass die Tigereltern Geschmack hatten. Nur ist es Goldrand-Geschirr. Etwas in der Art:


(Quelle: http://medien.markt.de)

Doch hat es über die Jahre innige Bekanntschaft mit einer Spülmaschine gemacht. Es beweist eindeutig, was auf gewissen Internet-Foren noch immer bestritten wird: Spülmaschinen verwaschen Goldränder, glaubt mir!

"Wollen wir verwaschenes Goldrand-Geschirr?" fragten Frau Frogg rhetorisch. Wären wir normale, vernünftige Mittelstandsschweizer, hätten wir an diesem Punkt gesagt: "Nein, wollen wir nicht. Wir trennen uns davon uns schaffen etwas Neues an, was unseren Bedürfnissen entspricht." Sprich: etwas Spülmaschinentaugliches.

Doch das sind wir nicht. Herr T. trennt sich schon von alten Papierfetzen nur mit schmerzverzerrtem Gesicht - von Porzellan wollen wir gar nicht anfangen! Und Frau Frogg sieht sich finanziell immer noch in ungewisser Lage. Neues Geschirr kaufen? Lieber nicht. Was also tun?

Erst an diesem Punkt rückte uns ins Bewusstsein, dass die Tigereltern noch einen zweiten Schrank voller Geschirr besessen hatten: das Goldrand-Geschirr der reichen Erbtante Dora. Schweres Geschütz. Dicke Goldränder. Die Suppenschüssel zum Seufzen schön! Etwas in der Art:


(www.mskusa.de)

Wir sollten versuchen, es zu verkaufen. Aber wer kauft Dir heute noch Goldrand-Geschirr zu vernünftigen Preisen ab?! Hat doch jeder eine Abwaschmaschine!

19
Okt
2012

Weiblicher Sexteufel auf der Alp

Die Geschichte vom Sennentuntschi ist ein Stoff, der in jeder Alpensagen-Sammlung vorkommt. Ich kannte ihn schon als Kind. Ich glaubte, mich könne daran nichts mehr überraschen. Aber seit ich vor ein paar Tagen die Verfilmung von Michael Steiner gesehen habe, verfolgt mich die Geschichte. Wer die DVD in die Hände bekommt, sollte sie sich unbedingt ansehen.



Auch für Österreicher hat er einen Anknüpfungspunkt: Der Wiener Nicholas Ofczarek spielt darin einen jungen Dorfpolizisten. Hart an der Grenze zur Karikatur - aber auch voller verhaltener Zärtlichkeit. Stark.

Heutzutage konzentriert man sich ja vor allem auf den Sex in der Geschichte: Drei Männer auf der Alp erwecken im Rausch eine weibliche Puppe zum Leben. Ist ja klar, was die drei da oben mit ihr machen: Sie gehen so richtig zur Sache. Heutige Autoren vermuten, dass die eben Fleisch gewordene Puppe sich den notgeilen Viehhirten nicht freiwillig hingab. Sie wurde vergewaltigt. Dass das geschundene Weib sich grausam rächt, ist für uns heute beinahe legitim.

Aber die Geschichte hat auch eine Dimension. Hätte man mich als Kind gefragt, was denn das Frevelhafte am Benehmen der drei Älpler gewesen sei, hätte ich gesagt: "Sie gaben einer Puppe richtige Milch zu trinken." Natürlich, ich verstand als Kind die Sache den Vergewaltigungen noch nicht. Aber ich verstand die christliche Moral der Geschichte: Man behandelt tote Dinge nicht, als wären sie lebendig. Und man gibt ihnen sowieso kein richtiges Essen, denn Essen ist knapp und wertvoll. Wer so etwas tut, tut Teuflisches und wird teuflisch bestraft.

Aber mit solchem Zeug muss man den Leuten heute nicht mehr kommen. Da fangen sie zu gähnen an. Und doch braucht die Geschichte das Element des des Christlichen - sonst gibt es nichts Teuflisches. Steiner bringt daher einen Dorfpfarrer ins Spiel. Einen, der anscheinend etwas zu verbergen hat. Etwas, was schliesslich ganz der zeitgemässen Wahrnehmung der katholischen Kirche entspricht - ziemlich banal.

Reizvoll ist aber, dass Steiner dem Pfarrer den Polizisten als Gegenspieler gibt. Der Polizist ist der Mann aus dem Krimi, der in den ohnehin verlogenen christlichen Mythos einbricht. Weil das auch schon etwas altmodisch wirkt, hat man die ganze Geschichte in die siebziger Jahre verlegt. Purer nostalgischer Zuckerguss, aber ich gestehe: Er hat mir himmlisch geschmeckt. Warum? Hm, das erzähle ich ein andermal.

Hier nur noch so viel: Endgültig zeitgenössisch ist erst der Schluss. Dort wird aus der Story plötzlich ein Serienmörder-Schocker aus den nuller Jahren. Gruselig.

Und das Rätselhafte am Ganzen bleibt: Welche dieser ineinander verschachtelten Geschichten gilt nun? Der christliche Mythos? Der Krimi? Der Grusel-Schocker? Ich weiss es immer noch nicht.

Teuflisch.

13
Okt
2012

Tipps für den Arztbesuch

Von den Ärzten in öffentlichen Spitälern sollte man menschlich nicht viel erwarten. Die Mechanik einer Krankheit steht für sie im Vordergrund. Mit Problemen, die darüber hinausgehen, wollen die meisten nicht behelligt werden.

Gerade mit Assistenzärzten sollte man in dieser Hinsicht Verständnis haben. Sie haben astronomische Arbeitszeiten. Schwäche darf in ihrem Bewusstsein gar nicht vorkommen, sonst klappen sie zusammen. Sie haben sich ein schlagkräftiges Abwehrsystem gegen Anzeichen von Schwäche zugelegt. Einige von ihnen wenden es reflexartig auch dann an, wenn sie Anzeichen von Schwäche in Patienten sehen.

Falls Sie jedoch schlicht nicht um Fragen zu Krankschreibungen, Sozialversicherungen oder einem drohenden Nervenzusammenbruch herumkommen, hier ein paar Tipps:

1) Behandeln Sie den Arztbesuch ähnlich wie ein Vorstellungsgespräch bei einem potenziellen Arbeitgeber. Kleiden Sie sich nach Möglichkeit gut, gerade als Patientin. Denn Ärzte (edit: auch Ärztinnen!) können sich oft schlicht nicht vorstellen, dass auch Frauen ernst zu nehmende Arbeit verrichten und eventuell krank geschrieben werden müssen.

2) Bereiten Sie sich gut vor. Formulieren Sie im Voraus eine oder zwei Fragen (nicht mehr), die Sie unbedingt beantwortet haben müssen. Kürzen Sie die Vorgeschichte auf zwei klare Sätze zusammen. Das muss reichen. Üben Sie vor der Arztvisite.

3) Lächeln Sie! Egal, ob Sie gerade ertaubt oder erblindet sind oder aus dem Anus bluten - lächeln Sie! Ein leidendes Gesicht zerstört jede Koorperationsbereitchaft des Arztes.

4) Erwähnen Sie unbedingt früh Ihre berufliche Tätigkeit. Tun Sie dies nicht beiläufig, sondern klar und deutlich. Der Arzt wird Sie dann belächeln, aber er hat wenigstens die Information registriert.

4) So sorgen Sie dafür, dass Sie zu Wort kommen: Was der Arzt gern als "Gespräch" bezeichnet, ist oft ein Ärztemonolog. Sorgen Sie also dafür, dass der Arzt etwas tun muss, was ihn am Sprechen hindert. Zum Beispiel Blutdruck messen oder Ohren reinigen. Nutzen Sie unverzüglich die Chance!

5) Schmeicheln Sie dem Ego des Arztes: Fangen Sie an mit einem Satz wie: "Wissen Sie Herr Doktor X, ich habe da ein Problem, bei dem ich unbedingt den Rat eines Experten brauche." Klingt blöd, hat aber noch nie geschadet!

6) Bleiben Sie stets sachlich! Erheben Sie nie effektvoll die Stimme an einem dramaturgisch zentralen Punkt. Der Arzt könnte das als Schwäche missverstehen und dann... siehe oben.

7) Lassen Sie ihn dann reden, so lange er will. Auch wenn er nebst dem Wesentlichen Dinge sagt, auf die Sie nicht gewartet haben. Sie lernen so den Arzt besser kennen. Das hilft beim nächsten Mal.

10
Okt
2012

Kindheitserinnerung

Ich war damals noch nicht neun Jahre alt. Das weiss ich. Denn es geschah am Hang vor unserer ersten Wohnung. Ein Hang, der in meiner Erinnerung so unglaublich grün und so voller Wasebürsteli* ist.


(Quelle: www.blackstein.de)

Der Hang gehörte zu den Grünflächen zwischen den Wohnblöcken unseres Quartiers. Ganze Kinderscharen durchstreiften sie und spielten in den Hecken verstecken. Doch wehe, wenn wir in die Rosenbüsche trampelten oder einen Mucks zu viel machten! Dann bekamen wir Ärger mit zwei alten Männern.

Der eine war unser Abwart - Gott habe ihn selig. Er hiess Haessig, und das ist wahr. Und er konfiszierte gerne unsere Dreiräder. Der andere hiess Laut und schimpfte viel. Er schimpft heute noch - als Sprachrohr der ultrakonservativen Katholiken in den Leserbriefspalten unserer Lokalzeitung. Er muss so alt wie Methusalem sein.

Meine Eltern hatten irgendwann genug von Laut und Haessig. Als ich neun war, zogen wir weg. Es muss also vorher passiert sein. Aber ich erinnere mich noch sehr genau daran: Ich stand an jenem Hang, allein. Ich blickte hinüber zu einem Grüppchen anderer Kinder. Ich hörte sie spielen. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, sie mit dem linken Ohr nicht mehr richtig zu hören. Es war ein düsterer Moment. Die Ahnung eines grossen Unglücks streifte mich.

Ich weiss noch: Ich entschied mich für einen merkwürdigen Hörtest. Ich warf mich uns Gras und legte mein rechtes Ohr auf die Erde. Ich wollte wissen, ob ich meine Gspänli dann mit dem linken Ohr noch hören konnte.

Doch. Ich konnte sie noch hören. Ich war sehr erleichtert.


* Wasebürschteli (Vasenbürsten) haben in der Schweiz ein gutes Dutzend Namen, zum Beispiel Margritli - zu Deutsch heissen sie wohl Massliebchen
logo

Journal einer Kussbereiten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Impressum

LeserInnen seit dem 28. Mai 2007

Technorati-Claim

Archiv

März 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Kommentar
Liebe Frau frogg, schauen Sie bitte bei WordPress...
Freni - 28. Nov, 20:21
Ein schreckliches Tal
Soglio im Bergell, Oktober 2013. Was habe ich Freunde...
diefrogg - 6. Okt, 20:27
Liebe Rosenherz
Danke für diesen Kommentar, eine sehr traurige Geschichte....
diefrogg - 11. Jan, 15:20
Ja, die selektive Wahrnehmung...
auch positives oder negatives Denken genannt. In den...
diefrogg - 9. Jan, 18:14
liebe frau frogg,
ein bisschen versuch ich es ja, mir alles widrige mit...
la-mamma - 5. Jan, 14:04

Status

Online seit 7478 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 17. Sep, 17:51

Credits


10 Songs
an der tagblattstrasse
auf reisen
bei freunden
das bin ich
hören
im meniere-land
in den kinos
in den kneipen
in den laeden
in frogg hall
kaputter sozialstaat
kulinarische reisen
luzern, luzern
mein kleiner
offene Briefe
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren