Ich bin gerne Landstreicherin
"Ich habe ein paar Regeln aufgestellt für den Fall, dass ich je Kinder haben sollte", lässt eine Kollegin verlauten, "Zum Beispiel habe ich mir geschworen: Ich werde mich nie so weit gehen lassen, dass ich aussehe wie eine Landstreicherin."
Ich habe dazu nicht viel zu sagen. Ich habe keine Kinder und würde mir nie ein Urteil darüber bilden, wie Frauen mit Kindern auszusehen haben. Aber das Wort "Landstreicherin" dreht Runden in meinem Kopf. Erst später wird mir klar: Ich bin schon viel zu lange nicht mehr über Land gestrichen! Wenn meine Bekannte wüsste, welch ungeheure Freiheit es mir gibt, in einem paar alten Jeans und ausgelatschten Schuhen einfach loszumarschieren! Eine Art Minimalsmus des Reisens mit maximaler Lüftungswirkung für den Kopf.
Natürlich könnte ich auch in diesen neuen, speziell für Wanderer angefertigten Designer-Klamotten aus dem Sportgeschäft aufbrechen. Ich würde dann auch auf der Landstrasse Status zur Schau stellen. Aber das finde ich unnötig. Die meisten Begegnungen, die ich da draussen habe, sind auch so freundlich und respektvoll.
Und: Als Frau allein da draussen bin ich sowieso privilegiert. Wer Familienpflichten hat, schuften oder ein Haus sauber halten muss, kommt meist gar nicht auf solche Ideen.
In den achtziger Jahren wurde die Vagabundin auch mit sexueller Freiheit assoziiert. Zum Beispiel hier:
Aber darum geht es mir nicht. Im Gegenteil: In abgelegenen Gegenden fühle ich mich manchmal sicherer, wenn ich gar nicht auffalle.
So packte ich gestern endlich meine alte Skijacke und meine Winterlatschen und zog los - strikt gegen Norden. Schon nach den ersten Metern stellte sich mir eine Bauabschrankung in den Weg. Sie stand da ohne ersichtlichen Grund. Kein Problem: Landstreicherinnen müssen ihre Kleider nicht schonen und kriechen souverän zwischen solchen Abschrankungen durch.

Was ich dann erlebte, erzähle ich später.
Ich habe dazu nicht viel zu sagen. Ich habe keine Kinder und würde mir nie ein Urteil darüber bilden, wie Frauen mit Kindern auszusehen haben. Aber das Wort "Landstreicherin" dreht Runden in meinem Kopf. Erst später wird mir klar: Ich bin schon viel zu lange nicht mehr über Land gestrichen! Wenn meine Bekannte wüsste, welch ungeheure Freiheit es mir gibt, in einem paar alten Jeans und ausgelatschten Schuhen einfach loszumarschieren! Eine Art Minimalsmus des Reisens mit maximaler Lüftungswirkung für den Kopf.
Natürlich könnte ich auch in diesen neuen, speziell für Wanderer angefertigten Designer-Klamotten aus dem Sportgeschäft aufbrechen. Ich würde dann auch auf der Landstrasse Status zur Schau stellen. Aber das finde ich unnötig. Die meisten Begegnungen, die ich da draussen habe, sind auch so freundlich und respektvoll.
Und: Als Frau allein da draussen bin ich sowieso privilegiert. Wer Familienpflichten hat, schuften oder ein Haus sauber halten muss, kommt meist gar nicht auf solche Ideen.
In den achtziger Jahren wurde die Vagabundin auch mit sexueller Freiheit assoziiert. Zum Beispiel hier:
Aber darum geht es mir nicht. Im Gegenteil: In abgelegenen Gegenden fühle ich mich manchmal sicherer, wenn ich gar nicht auffalle.
So packte ich gestern endlich meine alte Skijacke und meine Winterlatschen und zog los - strikt gegen Norden. Schon nach den ersten Metern stellte sich mir eine Bauabschrankung in den Weg. Sie stand da ohne ersichtlichen Grund. Kein Problem: Landstreicherinnen müssen ihre Kleider nicht schonen und kriechen souverän zwischen solchen Abschrankungen durch.

Was ich dann erlebte, erzähle ich später.
diefrogg - 4. Dez, 10:56
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Dieser 2010 erschienene, hoch gelobte Roman des amerikanischen Roman-Giganten Johnathan Franzen macht sich das Ur-Thema des Romans gleich zum Titel. Er ist ein wuchtiges, hervorragend erzähltes Buch. Die Figuren wirken geradezu hyper-realistisch komplex. Der Stil ist elegant, zuweilen ist da dieser satirische Unterton. Das Milieu - die USA der liberalen Mittelschicht im frühen 21. Jahrhundert - ist klar gezeichnet. Der Titel scheint nahe zu legen, dass wir neu über die Freiheit - und damit neu über den Roman - nachdenken müssen. Der Klimawandel und die Bevölkerungs-Explosion scheinen im Text den traditionellen Freiheits-Begriff in Frage stellen. Doch Franzen scheint sich in der Komplexität seiner Figuren zu verlieren. Ihre Ängste sind Ängste des 20. Jahrhunderts, und schliesslich rettet er sie alle. "Freedom" ist ein mit den Mitteln des 20. Jahrhunderts geschriebener Roman für Leser des 20. Jahrhunderts. 