Traumreise
Als er sich auf seine erste grosse Reise machte, gab es noch keine Laptops, keine Digitalkameras, kein Internet, geschweige denn iPhones. Patrick Leigh Fermor träumte auch nicht von der Erfindung solcher Gadgets. Er war mehr der Poet. Er schrieb von Feen, vom Mittelalter, von Kathedralen.

Als er sich am 8. Dezember 1933 auf seine grosse Reise machte, stammte der grösste Teil seiner Ausrüstung aus "Millets Laden für Militär-Überbestände: ein alter Armeemantel, Unterwäsche in mehreren Schichten, graue Flanellhemden, ein paar weisse für Feiertage, eine weiche lederne Windjacke, Gamaschen, Nagelsteiefel, ein Schlafsack ..., Notizbücher und Skizzenblocks, Radiergummis, eine zylindrische Aluminiumdose mit Bleistiften Marke Venus und Golden Sovereign, ein altes Oxford Book of English Verse."*
Fermor bestieg am 8. Dezember bei der London Bridge ein Schiffe nach Hoek van Holland. Zu Fuss ging er von dort bis Istanbul. Ich habe mir neulich seinen zweibändigen Reisebericht bestellt. Als die Bücher gestern ankamen, blätterte ich schnell ein bisschen - und war gleich darauf geradezu fiebrig am Lesen. Fermor's Sprache ist poetisch und doch präzise. Sie lässt glasklar und gleichzeitig Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart aufleuchten. "Schon zu Elizabeths** Zeiten luden Boote aus der Zuiderzee hier zwischen London Bridge und Tower ihre Kisten mit Aalen aus", schreibt er, und ich spüre den Schauer der Jahrhunderte. Auf meiner ersten Reise nach London, 1985, besuchte ich die Tower Bridge - wie alle London-Erstbesucher. Die russigen, abgewirtschaftet Hafengebäude am südlichen Brückenkopf machten mir damals viel mehr Eindruck als die Brücke selber. 2008 war ich wieder dort - und aus den Hafengebäuden war eine trendige, urbane Freizeitlandschaft mit Fitness-Centern, Spazierwegen und Museen geworden. Aal gibts - wenn überhaupt - im Restaurant.
Wer heute noch mit dem Schiff reist, setzt von Harwich nach Hoek van Holland über.
Oh ja, ich möchte Fermor nachreisen!
Einstweilen tue ich es wenigstens auf meinem Laptop: mit Google und Google Maps.
*Patrick Leigh Fermor:"Die Zeit der Gaben", Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Mein, 3. Auflage, 2010, S. 30.
** Gemeint ist Elizabeth I., Königin von 1558 bis 1603.

Als er sich am 8. Dezember 1933 auf seine grosse Reise machte, stammte der grösste Teil seiner Ausrüstung aus "Millets Laden für Militär-Überbestände: ein alter Armeemantel, Unterwäsche in mehreren Schichten, graue Flanellhemden, ein paar weisse für Feiertage, eine weiche lederne Windjacke, Gamaschen, Nagelsteiefel, ein Schlafsack ..., Notizbücher und Skizzenblocks, Radiergummis, eine zylindrische Aluminiumdose mit Bleistiften Marke Venus und Golden Sovereign, ein altes Oxford Book of English Verse."*
Fermor bestieg am 8. Dezember bei der London Bridge ein Schiffe nach Hoek van Holland. Zu Fuss ging er von dort bis Istanbul. Ich habe mir neulich seinen zweibändigen Reisebericht bestellt. Als die Bücher gestern ankamen, blätterte ich schnell ein bisschen - und war gleich darauf geradezu fiebrig am Lesen. Fermor's Sprache ist poetisch und doch präzise. Sie lässt glasklar und gleichzeitig Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart aufleuchten. "Schon zu Elizabeths** Zeiten luden Boote aus der Zuiderzee hier zwischen London Bridge und Tower ihre Kisten mit Aalen aus", schreibt er, und ich spüre den Schauer der Jahrhunderte. Auf meiner ersten Reise nach London, 1985, besuchte ich die Tower Bridge - wie alle London-Erstbesucher. Die russigen, abgewirtschaftet Hafengebäude am südlichen Brückenkopf machten mir damals viel mehr Eindruck als die Brücke selber. 2008 war ich wieder dort - und aus den Hafengebäuden war eine trendige, urbane Freizeitlandschaft mit Fitness-Centern, Spazierwegen und Museen geworden. Aal gibts - wenn überhaupt - im Restaurant.
Wer heute noch mit dem Schiff reist, setzt von Harwich nach Hoek van Holland über.
Oh ja, ich möchte Fermor nachreisen!
Einstweilen tue ich es wenigstens auf meinem Laptop: mit Google und Google Maps.
*Patrick Leigh Fermor:"Die Zeit der Gaben", Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Mein, 3. Auflage, 2010, S. 30.** Gemeint ist Elizabeth I., Königin von 1558 bis 1603.
diefrogg - 21. Sep, 11:16
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Der Klappentext verzichtet leider auf eine Inhaltsangabe. Und Wanda hielt sich auch noch an die Empfehlung des Verlags: "Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie Ihren Freunden davon erzählen wollen. Wenn Sie es tun, erzählen Sie Ihnen bitte nicht, was darin geschieht. Die Magie des Buches liegt darin, wie sich die Geschichte entfaltet." Deshalb war ich ein Jahr lang unschlüssig, ob ich es überhaupt lesen sollte. Das Buch kam daher, als enthalte ein gut erzähltes Geschichtchen mit dem intellektuellen Gewicht eines Tropfens Patschuli-Öl.