15
Dez
2007

Vater verschwindet

Ich bin keine Operettenliebhaberin. Aber einmal im Jahr muss die Frogg in die Operette. Denn einmal im Jahr, zum Geburtstag, lade ich Vater Frogg ins Theater ein. Und der will immer in die Operette. Und Mutter Frogg und Herr T. müssen jeweils auch mit, obwohl sie auch keine Operettenfans sind. Vor ein paar Tagen war es wieder soweit. "Der Bettelstudent“ stand auf dem Programm.

Im Theaterfoyer erschien Mutter Frogg allein, leicht aufgeregt. „Das Parkhaus beim Theater war voll. Pa fährt nur noch schnell ins Bahnhof-Parking. Dann kommt er auch“, sagte sie.
Als nächstes stellte sich Herr T. ein.
„Weisst Du, Pa freut sich so“, sagt Mutter Frogg. „Er hat zu Hause schon geschwärmt, dass er jetzt all die Lieder wieder hören wird, die er als junger Mann in der Muusig von Kurligen gespielt hat. ‚Ich hab`sie doch nur auf die Schulter geküsst‘“, deklamiert Mutter in diesem mokanten Ton, den sie für die unverständlichen Vorlieben von Vater Frogg reserviert hat.
Aber Vater Frogg erschien nicht. Nicht beim ersten, nicht beim zweiten und nicht beim dritten Gong.
„Doch, doch, es gibt einen Späteinlass“, beruhigte uns die Türsteherin.
Schon in den ersten Minuten sang Oberst Ollendorf aus voller Kehle „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“! Und Vater Frogg war immer noch nicht da.
„Dem muss etwas passiert sein!“ flüsterte Mutter Frogg vernehmlich.
Dennoch liessen wir das erste Drittel mit seinem Polendekor, mit seinen Hanswurstiaden und Sentimentalitäten so an uns vorüberziehen und entwickelten sogar mildes Interesse am Schicksal unseres Bettelstudenten.

Doch in der ersten Pause holte Mutter Frogg ihren Mantel und machte sich auf die Suche nach Vater Frogg.
Herr T. und ich suchten derweil unsere Sitze wieder auf. Wir übten uns in Sorglosigkeit. Was hätten sie sonst tun sollen?

Und schon hob Oberst Ollendorf wieder an „Ich hab sie doch nur…“
Im selben Moment sah die Frogg im Augenwinkel, etwa dort, wo die Tür war, einen Lichtblitz. Sie drehte sich kurz um, und wen sah sie direkt bei der wieder verschlossenen Tür sich setzen? Mutter und Vater Frogg.

Wenige Minuten später war zum Glück zweite Pause, und Vater Frogg konnte erzählen, was passiert war: Ein Lastwagen war auf der grossen Kreuzung beim Bahnhof in ihn hineingedonnert.
Sein Auto hat eine Riesenbeule hinten links. Vater Frogg war unversehrt und erstaunlich guter Dinge.

Wir ersparten uns vor lauter Erleichterung den Kommentar, bei der nächsten Operette fahre wohl besser irgendeiner von uns schnell ins Parkhaus, nur nicht Vater Frogg.

13
Dez
2007

Ok, ich verspreche...

Ich werde Euch nicht länger mit Politik langweilen! Anscheinend interessiert Politik keinen Menschen!

6
Dez
2007

Rouge

Für unser jährliches Abteilungsfoto haben wir uns für einmal in Schale geworfen. Wir machen uns einen Spass draus, so auszusehen:


(Bild geklaut von www.stadtwanderer.net)

Wie die acht Aufrechten im Bundesrat. Schliesslich sind wir die Nachrichtenredaktion. Einige von uns haben sogar ab und an mit Bundesräten zu tun.
Ich absolviere für das Bild die ganze Schmink-Ochsentour: Eyeliner, Mascara, Lippenstsift und als krönender Abschluss ein Hauch Rouge auf jede Wange.
"Ui, jetzt siehst Du aber wirklich ein bisschen aus wie Frau Leuthard!*“ sagt Praktikantin Lea.

Als wir das Bild gemacht haben, gehe ich nach Hause. Beim Kindergarten an der Tagblattstrasse taucht plötzlich ein Bub neben mir auf und sagt: „Bist Du ein Clown?“
„Nein, wieso?“ frage ich.
„Weil Du rote Farbe im Gesicht hast!“


*Für Nichtschweizer: Doris Leuthard ist ganz links im Bild.

3
Dez
2007

Schweizer Hit

Soeben ist "Dr Schacher Seppli" von Ruedi Rymann am Schweizer Fernsehen zum grössten Schweizer Hit gekürt worden. Da kann es die Frogg nicht lassen, Euch ihr eigenes Werklein über diesen offenbar unverwüstlichen Song zu kredenzen. Hier.

1
Dez
2007

Dieser Geruch...

Freunde, ich bin auf der Suche nach einem Waschmittel, das wirklich weiss wäscht und auch noch gut riecht. Ja, ich weiss: Das Problem ist banal und wäre selbst auf einem Blog nicht erwähnenswert, wenn da nicht… aber lest selbst:

Bislang benutzte die Frogg für ihre Wäsche stets Skip Sunlight von Coop. Ein tiptopes Waschmittel. Nur hinterlässt es auf weissen T-Shirts in den Achselhöhlen mit der Zeit gelbliche Flecken. Unschön. Die Frogg hörte sich also nach etwas Besserem um. Den richtigen Tipp bekam sie von Mutter Frogg: „Nimm Copact Ariel. Das wäscht nicht nur weiss, es wäscht bei farbigen Kleidern die Farbe gleich mit weg.“ Was allerdings für die Frogg kein Problem darstellte. Schliesslich wollte sie mit Ariel nur ihre weissen T-Shirts waschen. Sie kaufte also eine Packung Ariel.

Doch nach dem ersten Gebrauch des neues Waschmittels war sie befremdet. Denn aus ihrer frisch gewaschenen Wäsche stieg ein Geruch hoch, dem sie sich nur höchst ungern aussetzt: der Geruch von Elend.

„Der Geruch von Elend? Wie willst Du wissen, wie Elend riecht?!“ höre ich Ulrike fragen. Lasst Euch gesagt sein: Ich weiss es. Ich weiss es, weil ich ein paar Jahre lang Redaktorin einer Lokalzeitung war. Damals begegnete ich dem Geruch von Elend alle paar Monate einmal. Verströmt von Personen, meist Männern, die eines Tages auf der Redaktion auftauchten und nullkommaplötzlich einen Journalisten zu sprechen wünschten. Sie brachten stets dicke Papierstösse mit und begannen, noch bevor sie sich gesetzt hatten, ohne Punkt und Komma zu reden. Sie redeten von einem Unrecht, das ihnen widerfahren war, oft in den Achtziger- oder Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Einem Unrecht, das stets neues Unrecht und wieder neues Unrecht nach sich gezogen hatte. Sie redeten darüber, dass sie arbeitslos, verarmt und von ihrer Ehefrau verlassen worden waren. Davon, dass sie ihre Kinder nicht mehr zu sehen bekamen. Der eine hauste in einer billigen Absteige und sagte, die Nutten dort wollten ihn vergiften. Der andere war überzeugt, dass gegen ihn immer noch eine Verschwörung gewisser alt-Regierungsräte im Gang war. Und dazu verströmten all diese Männer immer denselben Geruch: den Geruch abgestandener Aprilfrische, den leisen Geruch nie angezündeter Räucherstäbchen und den bittersüssen Geruch von Chemie. Den Geruch des Elends.

Journalistin Frogg las sich jeweils in ihre Aktenberge hinein. Hoffte, irgend etwas für sie tun zu können. Versuchte ernstlich zu prüfen, ob da irgend eine behördliche Schlamperei im Gange sei. Doch stiess sie bei ihren Nachforschungen stets auf dem Schweigen verpflichtete Staatsdiener. Bekam von Kollegen zu hören: „Oh, der Mann ist verrückt! Er war auch schon bei mir. Und er hat beim Amt für Sowieso längst Hausverbot, weil er die Leute dort ständig drangsaliert.“ Selbst die Anwälte der Elenden (ja, die Elenden in diesem Land haben wenigstens Anwälte), sagten jeweils: „Bringen Sie nichts davon an die Öffentlichkeit! Sie schadem meinem Mandanten damit nur!“

So liess Journalistin Frogg den jeweiligen Elenden jeweils fallen. Entschied, sein Fall sei nicht von öffentlicher Relevanz, weil ein Einzelfall. Sie tat es stets im Einverständnis mit ihren Redaktionskollegen.

Dennoch denkt sie hie und da an einen von ihnen. Hofft, dass er Gerechtigkeit gefunden hat, oder wenigstens Ruhe. Dass er nach Frische und Wohlstand riecht. Aber sie denkt ungern an ihn, mit einer Mischung aus Verunsicherung („war er wirklich einfach und von sich aus verrückt? Oder hat der Amtsschimmel ihn mit seinem Wiehern verrückt gemacht?) und Ärger über die verlorene Zeit.

Dank Compact Ariel trage ich die Erinnerung an die Elenden jetzt auf dem Leib. Versteht Ihr jetzt, dass es mich drängt, darüber zu schreiben?
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Journal einer Kussbereiten

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Danke für diesen Kommentar, eine sehr traurige Geschichte....
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diefrogg - 9. Jan, 18:14
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ein bisschen versuch ich es ja, mir alles widrige mit...
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