19
Feb
2005

Fehlerteufel

Gestern habe ich beim Zeitung machen einen Fehler gemacht. Einen dieser Fehler, der einem am nächsten Morgen beim Zeitung lesen als erstes in die Augen sticht: Ich habe Marla Glen mit 2 «n» geschrieben. In einer Bildlegende. Man schreibt Marla Glen mit einem «n», so wie's im Text neben der Bildlegende steht.

Das ist etwas vom Schlimmsten, was einem beim Zeitung machen passieren kann. Das ist einer der Fehler, bei denen man denkt: «Oh nein, Scheisse! 10 Stunden Arbeit vergeben!»

Der Leser sieht ja nie, was man alles richtig macht auf so einer Zeitungsseite. Dem Leser stechen immer nur die Fehler ins Auge. Und zwar nur die banalen Fehler. Ich meine, denken kann einer, was er will, und wenn es noch so blöd ist. Aber wenn er einen Namen falsch schreibt in einer Bildlegende, das ist furchtbar. Steinigenswert. Verdammenswert.

Man möchte sich zur Strafe in den eigenen Hintern beissen vor Ärger. Nachdem man dreimal den Oberkörper um die eigene Achse gedreht hat, ohne dabei die Beine zu bewegen.

Man möchte im Versandhandel ein neues Hirn bestellen. Eines dieser ordentlichen, wohl organisierten Hirne, die funktionieren wie die Hirne einer Rechenmaschine.

Warum bin ich mit so einem fransigen Hirn geboren?

16
Feb
2005

Morgenrituale

Das hier liefere ich noch zu meinem vorletzten Eintrag nach: Antworten zu fünf Fragen:

1) Aufstehen, aufs Klo, auf die Waage, Kaffee und Müsli machen. Dann Badezimmer und anziehen.

2) Wenn ich arbeite, stehe ich um 7.30 Uhr auf. Wenn ich nicht arbeite, schlafe ich aus.

3) Oh ja. Immer. Sonst werde ich tagsüber ohnmächtig. Ich habe einen tiefen Blutdruck.

4) Fünf Minuten, glaube ich.

5) Streit im Badezimmer haben wir nicht. Wenn der Tiger kommt, dann drängelt er einfach rein. Wenn ich komme, dann drängle ich. Aber das nützt meistens nix.

Nörgeln über Dan Brown

Als Dan Brown «Angels & Demons»* (auf Deutsch heisst das Buch Illuminati)

schrieb, hat er ganz offensichtlich zwei Themen minimal recherchiert: die Schweiz und die Schweizer Garde. Wenn er über diese beiden Themen schreibt, macht er einen Fehler nach dem anderen. Zum Beispiel:

1) Heldin Vittoria, erinnert sich an ihre ersten Kindheitsjahre in der Schweiz: «She was nine years old, rolling down hills of edelweiss flowers» (S. 126). Da kann die Frogg nur aufheulen: «Ja, und sie kam unten mit total zerschmetterten Knochen an!!!» Ist es doch der älteste aller Alpenmythen, dass Edelweiss nur an exponierten Stellen wächst. Und dass, wer ein Edelweiss auch nur zu pflücken versucht, bestimmt einen steilen Felshang hinunterstürzt. Klein Vittoria aber rollt zum Spass Edelweiss-Hügel hinunter. Naja, Vittoria rettet im Buch auf spektakuläre den Vatikan mit samt Bewohnern. Da kann sie sicher schon als Kinde mehr als andere...

2) Der Kommandant der Schweizer Garde heisst Olivetti. Ich bitte Euch! Einen italienischeren Namen gibt’s wohl kaum! Dabei wissen wir doch: Gardekommandanten heissen Estermann, Mäder oder Segmüller und entstammten bislang erstaunlich oft dem Luzerner Adel. Weitere Ungenauigkeiten Browns in Sachen Schweizer Garde zähle ich auf Anfrage gerne auf.

3) CERN-Sekretärin Sylvie Baudeloque sitzt in Genf und denkt über die Kirche nach: «The church recorded the benchmarks of her life – funerals, weddings, baptisms, holiday – and it asked for nothing in return» (S. 366). Ja weiss denn Herr Brown nicht, dass man in der Schweiz Kirchensteuern zahlen muss??!!

Okay. Ich bin ja sonst nicht der Typ, der über jeden kleinen Lapsus in einem Buch nörgelt. «Wer schreibt, macht Fehler» sage und ich aus eigener Erfahrung und, «Details, das alles», sage ich, und: «Brown’s Hauptthema sind ja nun mal die Illuminati, die Kunstschätze von Rom und die Antimaterie und nicht die Schweiz und ihre Edelweiss-Bestände».

Aber die Frogg lässt mir keine Ruhe. Sie insistiert: «Meinst Du denn, ich würde das ganze Gelaber über Rom, die Antimaterie und die Illuminati glauben, wenn er über die Schweiz nichts, aber auch gar nichts korrekt hinkriegt?! Und weißt Du, wie viele Leute diese Bücher lesen, weil sie glauben, aus ihnen etwas zu lernen?!»

Na gut. Deshalb Froggs Tipp: Lest Brown, wenn ihr erkältet im Bett liegt (wie die Frogg letzte Woche) oder aus sonst einem Grund die Zeit mit anspruchsloser aber fesselnder Lektüre totschlagen müsst. Aber glaubt dem Kerl kein Wort!

*Dan Brown: «Angels and Demons», London, Corgi, 2001.

13
Feb
2005

Perspektive verloren?

Mein Blogg heisst «Die Welt aus der Frogg-Perspektive». Gestern an der Bar aber sagte ich zu meinem Kumpel Nitro: «Vielleicht haben wir als Blogger gar keine Perspektive! Vielleicht sind wir nur Varianten von Fragebogen-Resultaten. Oder Kühe beziehungsweise Munis am Computer, die die Informationshäppchen im Netz durch unsere Rechner wiederkauen.»

Das war, nachdem ich «Interferenz» gesehen hatte. Eine Produktion, über die ich mir hier kein Urteil anmassen werde. «Il n’y a rien a comprendre», heisst es zu Beginn des Stücks, und ich werde mich hüten, so zu tun, als hätte ich viel davon verstanden. Nur geahnt, dass es um so etwas wie den Verlust der Identität im Medienzeitalter gehen könnte. Unter anderem, natürlich.

Aber heute früh, als ich aufwachte, dachte ich: «Nein, dass wir die Perspektive verloren haben, ist doch eine zu pessimistische Sicht. Hat ja doch jeder von uns seinen eigenen Stil. Seine eigenen Themen.

Jawohl!

10
Feb
2005

«2046»: Nicht hingehen!

Frauen, «2046» ist ein Film, den Ihr Euch nicht anzusehen braucht! Ich meine, wir können unsere Zeit vernünftiger verbringen als dabei, Männern zuzuschauen wie sie ihre Bindungsängste zelebrieren. Und darum und um gar nichts anderes geht es in dem Film, so weit ich sehe.

Klar, visuell ist der Streifen eine Wucht. Diese alptraumhafte futuristische Eisenbahnlandschaften. Diese absolut perfekten Frauen.



Diese perfekten Figuren und Gesichter dieser Frauen – als wären sie aus Elfenbein geschnitzt. Diese wunderbaren, hoch geschlossenen Kleider. Diese perfekt inszenierte Melancholie. Und das alles nur, um wieder mal einen Mann zum tragischen Helden zu erheben, der nicht lieben kann und sich statt dessen in seine Träume verrennt.

Seht ihn Euch nur an, wenn Ihr unbedingt einen Film sehen müsst, in dem der Inhalt der Form überhaupt nicht gerecht wird.

Wenn Ihr aber unbedingt einen Film von Wong Kar Wai sehen wollt, dann sehr Euch «In the Mood for Love» nochmals an. Das ist ein grossartiger Film.

Für «2046» gilt: ** (Von fünf)

5
Feb
2005

Fasnacht in Frösch

Am Freitag um 22 Uhr hatte Kollege Karlo hinter der Glaswand genug. Nach zweimal zehn Stunden ununterbrochener Arbeit stand er auf, stöhnte und sagte: «Jetzt muss ich an all die armen Leute in der Dritten Welt denken. An all die, denen es bestimmt noch viel schlechter geht als uns.»

Das stöhnte auch Kollege Raffi und rief: «Ja, genau! An jene, die genau gleich viel arbeiten wie wir und dafür noch nicht mal genug zu essen bekommen!»

Wir lachten. Dann arbeiteten wir weiter.

Warum wir so viel arbeiten?
Weil in Frösch Fasnacht ist.
Und Fasnacht in Frösch ist ein Grossereignis.





Für die Leute vom Fröscher Tagblatt bedeutet das viiiiiiel Arbeit.
Die Fasnacht will organisiert und gelayoutet sein;
fotografiert, reporteriert und dokumentiert;
kolumniert und kritisiert
mit kreativem Wahnsinn, kritischem Blick und hochnotpeinlicher Präzision.

Alle Jahre wieder.
Alle Jahre von Neuem.

Und daneben geht das Tagesgeschäft weiter.
Auch heute arbeite ich.
Sonntagsdienst.
Es wird bestimmt was zu lachen geben.
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