1
Mai
2011

Heimliches Tanzvergnügen

Es war gleich nach dem Mittagessen. Ich räumte die Küche auf und hörte DRS3. Die Schweizer Charts liefen an. Bei Platz 39 warf ich den Abwasch-Schwamm weg und tat etwas, was ich seit rund 40 Jahren nicht mehr getan habe. Ich begann zu tanzen.

Ich habe immer gern getanzt. Als Vierjährige tanzte klein Moni Frogg jeden Freitagabend zu den Charts. Mit so viel Hingabe, dass Mutter Frogg glaubte, sie hätte eine Ballerina das Leben geschenkt. Sie nahm mich mit zu einer Tanzlehrerin. Ich musste vortanzen. Doch das Urteil der Frau zerstörte die Illusionen meiner Mama: Klein Moni habe so viel Talent für das Ballett wie eine schwangere Bergente, liess sie verlauten (in etwa).

Ich selber habe die Erinnerung an diesen Vorfall gnädig verdrängt. Aber meine Mutter gab nicht auf. Sie schenkte mir später zum Geburtstag einen Jazztanz-Kurs. Das war lehrreich. Aber es änderte nichts daran: Ich war ein plumper Teenager. Die anderen Mädchen machten Sprünge wie junge Rehe. Ich machte Sprünge wie ein dummer Trampel. Der Kurs vertiefte meine Abneigung gegen jede Art von organisiertem Sport. Ich machte zwar rund anderthalb Jahrzehnte lang die Discos der Schweiz unsicher. Aber sonst tanzte ich wenig.

Doch heute war ich grossartig. Ich hatte kein Tütü, sondern nur eine Küchenschürze mit knallgrünen Rüschen. Als Rhythmus-Instrument diente die Flasche mit dem Sipuro-Putzmittel für den Glaskeramik-Herd. Die Flüssigkeit darin gluckst so schön, wenn man sie schüttelt. Niemand sah mir zu. Herr T. ist ausgeflogen.

Die Charts klingen weniger monoton, wenn man zu den Songs tanzt. Und sie bescherten mir ein paar nostalgische Momente. Platz 37 zum Beispiel:



Wer erinnert sich an das Original? Ja genau: Hier ist es.
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Journal einer Kussbereiten

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