Auf ein zielloses 2011!
Heute Mittag stand ich an einer wichtigen Verzweigung in meinem Leben. Äusserlich war sie nicht besonders spektakulär. Ich stand unten am See. Zu meiner Rechten lag das Gewässer, am Rand von einer dünnen Eisschischt überzogen. Zu meiner Linken der Weg zum Café Sarajevo.
Es zog mich mit aller Macht zum See. Nichts fasziniert mich mehr, als wenn ein See zufriert. Aber geplant hatte ich einen Besuch im Café Sarajevo. Erstens wollte ich das Versprechen an meine Leser einlösen, das Lokal bald zu besuchen. Zweitens hatte ich weiter gehende Pläne: Würde ich dort interessantes Material finden, könnte ich das auch für die geplante Restaurant-Serie unserer Zeitung gebrauchen. Ich muss nämlich wieder mehr arbeiten.
Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich viel arbeitete. Jede meiner Handlungen hatte einen Zweck. Ich arbeitete schon, wenn ich morgens die Zeitung las. Und meine letzten Gedanken abends galten oft dem Büro. Überhaupt: Ich dachte viel. Dachte mit Absicht und Zweck. Es war keine schlechte Zeit. Ich hielt meine Arbeit für wichtig. Sie machte mir oft Spass. Aber rückblickend kann ich mich manchmal des Gedankens nicht erwehren, dass ich damals etwas falsch gemacht habe.
Seit meinen Hörstürzen habe ich das Leben anders kennen gelernt. Ich hatte viel Freizeit. Anfangs fand ich diesen Alltag entsetzlich. Diese langen Abende ohne Aufgabe. Ich fühlte mich wie ein Krüppel, weil ich nicht mehr malochen konnte. Dann begann ich zu spazieren. Häufig streifte ich ziellos durch die Gegend. Liess mich durch irgend einen Reiz in eine unerwartete Richtung locken. Es war gerade die Ziellosigkeit, die mich glücklich machte. Die unerwarten Entdeckungen an unerwarteten Ecken. Die unerwartete Grösse meiner kleinen Welt.
Und jetzt?
Sollte ich meine Route wieder durch Pläne und Ziele bestimmen lassen? Nein, entschied ich. Das kann warten bis morgen. Ich wandte mich dem See zu. Ein Weilchen spazierte ich dem Ufer entlang, besah das schüttere Eis. Bleib stehen. Und kehrte um. Ich konnte nicht anders. Da hatte eine Frau Frogg das Kommando übernommen, die ich kaum noch kannte. Eine Frau Frogg, die ein Ziel will.
Ich ging Richtung Café Sarajevo. Unterwegs diskutierte ich heftig mit dieser mir fremd gewordenen Frau Frogg. Sie machte mir Angst. "Ich will nicht mehr so leben wie früher", sagte ich.
Auf dem Weg in die Vorstadt ging ich ein Stück dem Fluss entlang. Der Wasserpegel war gesunken. Kiesbänke waren aus dem Wasser aufgetaucht. Die Sonne schien. Ich ging hinaus aufs Kies und blinzelte ins Licht. Sammelte flache Steine und schieferte sie hinaus ins Wasser. Ich konnte es nicht mehr, aber das war egal. Bestimmt eine Viertelstunde lang. Ich fand einen hübschen, kleinen Kiesel.
Ich fand meine Ziellosigkeit wieder.
Ich will sie im kommenden Jahr behalten. So viel davon wie möglich. Euch allen wünsche ich sie auch. Sie hat etwas sehr Befreiendes.
Vom Café Sarajevo erzähle ich Euch ein andermal.
Es zog mich mit aller Macht zum See. Nichts fasziniert mich mehr, als wenn ein See zufriert. Aber geplant hatte ich einen Besuch im Café Sarajevo. Erstens wollte ich das Versprechen an meine Leser einlösen, das Lokal bald zu besuchen. Zweitens hatte ich weiter gehende Pläne: Würde ich dort interessantes Material finden, könnte ich das auch für die geplante Restaurant-Serie unserer Zeitung gebrauchen. Ich muss nämlich wieder mehr arbeiten.
Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich viel arbeitete. Jede meiner Handlungen hatte einen Zweck. Ich arbeitete schon, wenn ich morgens die Zeitung las. Und meine letzten Gedanken abends galten oft dem Büro. Überhaupt: Ich dachte viel. Dachte mit Absicht und Zweck. Es war keine schlechte Zeit. Ich hielt meine Arbeit für wichtig. Sie machte mir oft Spass. Aber rückblickend kann ich mich manchmal des Gedankens nicht erwehren, dass ich damals etwas falsch gemacht habe.
Seit meinen Hörstürzen habe ich das Leben anders kennen gelernt. Ich hatte viel Freizeit. Anfangs fand ich diesen Alltag entsetzlich. Diese langen Abende ohne Aufgabe. Ich fühlte mich wie ein Krüppel, weil ich nicht mehr malochen konnte. Dann begann ich zu spazieren. Häufig streifte ich ziellos durch die Gegend. Liess mich durch irgend einen Reiz in eine unerwartete Richtung locken. Es war gerade die Ziellosigkeit, die mich glücklich machte. Die unerwarten Entdeckungen an unerwarteten Ecken. Die unerwartete Grösse meiner kleinen Welt.
Und jetzt?
Sollte ich meine Route wieder durch Pläne und Ziele bestimmen lassen? Nein, entschied ich. Das kann warten bis morgen. Ich wandte mich dem See zu. Ein Weilchen spazierte ich dem Ufer entlang, besah das schüttere Eis. Bleib stehen. Und kehrte um. Ich konnte nicht anders. Da hatte eine Frau Frogg das Kommando übernommen, die ich kaum noch kannte. Eine Frau Frogg, die ein Ziel will.
Ich ging Richtung Café Sarajevo. Unterwegs diskutierte ich heftig mit dieser mir fremd gewordenen Frau Frogg. Sie machte mir Angst. "Ich will nicht mehr so leben wie früher", sagte ich.
Auf dem Weg in die Vorstadt ging ich ein Stück dem Fluss entlang. Der Wasserpegel war gesunken. Kiesbänke waren aus dem Wasser aufgetaucht. Die Sonne schien. Ich ging hinaus aufs Kies und blinzelte ins Licht. Sammelte flache Steine und schieferte sie hinaus ins Wasser. Ich konnte es nicht mehr, aber das war egal. Bestimmt eine Viertelstunde lang. Ich fand einen hübschen, kleinen Kiesel.
Ich fand meine Ziellosigkeit wieder.
Ich will sie im kommenden Jahr behalten. So viel davon wie möglich. Euch allen wünsche ich sie auch. Sie hat etwas sehr Befreiendes.
Vom Café Sarajevo erzähle ich Euch ein andermal.
diefrogg - 1. Jan, 19:17
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