Auto fahren
Ich bin, weiss Gott, keine begnadete Autofahrerin. Weder meine Talente noch meine Erziehung haben mich in jungen Jahren eine Neigung zum Autofahren entwickeln lassen. Ich bin notorisch ängstlich. Noch dazu wurde ich katholisch erzogen. Und katholische Mädchen sollen gefälligst wahnsinnig fleissig und sehr gewissenhaft sein - aber sie sollen damit ja nicht weit kommen. Aus Trotz wurde ich mit 18 linksgrün. Auch keine Entwicklung, die eine positive Haltung zum Auto förderte.
Ausserdem kann man sich in der Schweiz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen - jedenfalls von und zu den Orten, auf die es ankommt. Jahrelang war ich eine begeisterte Zugspendlerin. Im Zug kann man so vieles tun: zum Beispiel Musik hören, lesen, Handy-Spiele spielen.
Schliesslich, schon Mitte 30, lernte ich es dann doch. Auto fahren gehöre zur Allgemeinbildung, sagte mein Bruder. Und dann musste ich jetzt öfter an Orte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so gut zu erreichen waren.
Erst war jede Fahrt für mich entsetzlich. Ich war überzeugt, dass ich fürs Autofahren bestraft würde. Ich glaubte, dass irgend ein grüner Gott mir schon an der erste Strassenkreuzung einen 40-Tönner mit Vollgas links an die Tür donnern lassen würde.
Aber nichts dergleichen geschah. Vielmehr erfuhr ich alsbald ein paar merkwürdige Dinge. Zum Beispiel: Ich bin Erbin des Walholz'schen Rasergens - auch wenn ich viel Trainig brauchte, bis es durchbrach (natürlich zügle ich mich nach Kräften und halte mich fast immer an die Tempolimiten). Und: Liess meine zeitweilige Schwerhörigkeit mich daran zweifeln, dass ich noch zur Menschheit gehörte, dann tat mir Autofahren gut. Ganz nach dem logischen Denkmuster: Millionen Menschen (in der westlichen Welt) fahren Auto. Ich fahre Auto. Also bin ich ein normaler westlicher Mensch.
Ja. So war das. Bis die Schwindelanfälle begannen. Lange Zeit kam ich ja trotzdem irgendwie zurecht. Die Anfälle kamen selten, und ich wusste es, wenn sich einer ankündigte. Aber in letzter Zeit verschaukelt mich die Welt täglich ein paarmal. Allmählich gewöhne ich mich dran. Nur bei der Vorstellung, die Strasse würde mir auf der Autobahn entgegenbocken, dann, wenn ich mit 120 Sachen unterwegs bin - die jagt mir jenen kalten Angstschweiss ins Kreuz, den ich von meinen ersten Fahrstunden kenne.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist zwar immer noch sehr gering. Deshalb plane ich immer noch ab und zu, mit dem Auto irgendwo hinzufahren. Aber kurz bevor es soweit ist, beginnen mich dann Zweifel zu plagen. Ist es fahrlässig, was ich da vorhabe? Oder bin ich wieder einmal einfach eine froschgrün angemalte Angsthäsin? Schliesslich muss ich ab und zu fahren, damit ich nicht aus der Übung komme. Einen Arzt kann ich nicht fragen, denn ein Arzt weiss ja nicht, wie es mir geht. So überlege ich hin- und her. Endlos. Bis ich beinahe den letztmöglichen Zug verpasse.
Letztes Mal entschied ich mich nach zwei qualvollen Stunden des Hin- und Herüberlegens in letzter Minute für den Zug. Ich musste mich beeilen und warf in aller Eile ein paar Sachen in meine Tasche.
Als ich im Zug sass, merkte ich, dass ich mein Buch vergessen hatte. Und: Nach der Hälfte der Fahrt war mein Handy-Akku leer!
Ausserdem kann man sich in der Schweiz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen - jedenfalls von und zu den Orten, auf die es ankommt. Jahrelang war ich eine begeisterte Zugspendlerin. Im Zug kann man so vieles tun: zum Beispiel Musik hören, lesen, Handy-Spiele spielen.
Schliesslich, schon Mitte 30, lernte ich es dann doch. Auto fahren gehöre zur Allgemeinbildung, sagte mein Bruder. Und dann musste ich jetzt öfter an Orte, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so gut zu erreichen waren.
Erst war jede Fahrt für mich entsetzlich. Ich war überzeugt, dass ich fürs Autofahren bestraft würde. Ich glaubte, dass irgend ein grüner Gott mir schon an der erste Strassenkreuzung einen 40-Tönner mit Vollgas links an die Tür donnern lassen würde.
Aber nichts dergleichen geschah. Vielmehr erfuhr ich alsbald ein paar merkwürdige Dinge. Zum Beispiel: Ich bin Erbin des Walholz'schen Rasergens - auch wenn ich viel Trainig brauchte, bis es durchbrach (natürlich zügle ich mich nach Kräften und halte mich fast immer an die Tempolimiten). Und: Liess meine zeitweilige Schwerhörigkeit mich daran zweifeln, dass ich noch zur Menschheit gehörte, dann tat mir Autofahren gut. Ganz nach dem logischen Denkmuster: Millionen Menschen (in der westlichen Welt) fahren Auto. Ich fahre Auto. Also bin ich ein normaler westlicher Mensch.
Ja. So war das. Bis die Schwindelanfälle begannen. Lange Zeit kam ich ja trotzdem irgendwie zurecht. Die Anfälle kamen selten, und ich wusste es, wenn sich einer ankündigte. Aber in letzter Zeit verschaukelt mich die Welt täglich ein paarmal. Allmählich gewöhne ich mich dran. Nur bei der Vorstellung, die Strasse würde mir auf der Autobahn entgegenbocken, dann, wenn ich mit 120 Sachen unterwegs bin - die jagt mir jenen kalten Angstschweiss ins Kreuz, den ich von meinen ersten Fahrstunden kenne.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist zwar immer noch sehr gering. Deshalb plane ich immer noch ab und zu, mit dem Auto irgendwo hinzufahren. Aber kurz bevor es soweit ist, beginnen mich dann Zweifel zu plagen. Ist es fahrlässig, was ich da vorhabe? Oder bin ich wieder einmal einfach eine froschgrün angemalte Angsthäsin? Schliesslich muss ich ab und zu fahren, damit ich nicht aus der Übung komme. Einen Arzt kann ich nicht fragen, denn ein Arzt weiss ja nicht, wie es mir geht. So überlege ich hin- und her. Endlos. Bis ich beinahe den letztmöglichen Zug verpasse.
Letztes Mal entschied ich mich nach zwei qualvollen Stunden des Hin- und Herüberlegens in letzter Minute für den Zug. Ich musste mich beeilen und warf in aller Eile ein paar Sachen in meine Tasche.
Als ich im Zug sass, merkte ich, dass ich mein Buch vergessen hatte. Und: Nach der Hälfte der Fahrt war mein Handy-Akku leer!
diefrogg - 12. Jan, 21:31
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