8
Dez
2004

Immer diese Knigge-Probleme

Er leitet dieses mächtige Viersternhotel an der Fröscher Touristen-Riviera. Neulich traf ich ihn für ein kurzes Interview. In der Bar seines Hotels. Zum ersten Mal traf ich ihn. Ein Turm von einem Mann mit diesem merkwürdigen Lächeln von weit oben. Kalt oder diskret?

Wir redeten.

Eine Serviererin schwebte mit zwei Espressi herein.

Dann entdeckte die Frogg das Objekt auf ihrer Untertasse. Kein Schöggeli wie in normalen Restaurants. Nein, ein ausgewachsener Kuchenbissen.

«Was tun damit?» zischelte sie. Der Hotelier redete und nippte Kaffee.

«Essen», entschied ich. «Man soll Geschenke nicht ausschlagen.» Ich beisse in das Kuchenstückchen und stelle nach dem Kauen kritische Fragen. Umständlich, muss ich sagen. Er lächelt.

Als wir gehen, sagt die Frogg. «Glaub mir, es war falsch, den Kuchen zu essen. Ich habe es an seinem Lächeln gesehen.» Er hat seins liegen lassen. Die Moral, sagt die Frogg: «In Viersternhotels sind Süssigkeiten zum Kaffee nicht zum Essen da. Sie sind reine Dekoration!»

«Unsinn», sagte ich, «Er lächelte kalt, weil er nicht mochte, was ich neulich in der Zeitung geschrieben habe!» Aber sicher bin ich mir nicht.

Hirschhorn-Protest

Bitte, kann mir hier jemand sagen, wo ich demonstrieren kann? Ganz schnell??!! Ich will dringend und unbedingt protestieren – gegen den Pro Helvetia-Entscheid des Ständerates.

Ich bin zwar seit Jahren aus dem Demo-Alter raus. Ich meine, mit den Jahren wird einem das Rumstehen auf dem Bundesplatz in Bern zu blöd, vor allem im Winter. Die Jungen sollen das machen. Aber beim Hirschhorn-Entscheid, da mache ich eine Ausnahme!

Den hält man ja im Kopf nicht aus!

Erstens, weil die Partei des besagten Bundesrates Blocher seit mehr als zehn Jahren das politische Klima in diesem Land vergiftet. Auch mit Mitteln der darstellenden... äh... Kunst (?). Der letzte Schrei: Ein Plakat, auf dem braune Hände nach dem Schweizer Pass greifen, zur kürzlich erfolgten Abstimmung über das Einbürgerungsgesetz. Ich werde es Euch hier nicht zeigen, denn sowas hat auf meiner Seite keinen Platz. Aber ja, klar, so bald ein Künstler kommt und dieses Politikerpack mit ähnlichen Mitteln kritisiert, werden die Schweizer Künstler sofort kollektiv abgestraft.

Zweitens, weil sich die Frogg jetzt wieder zehn Jahre lang die Klagen der Kulturschaffenden wird anhören müssen. Versteht mich bitte richtig: Ich habe nichts gegen Kulturschaffende. Einige meiner besten Freunde sind Kulturschaffende. Umso mehr weiss ich, wovon ich rede. Deshalb sage ich es Euch: Kulturschaffende in der Schweiz reden fast immer über Geld. Beziehungsweise darüber, dass sie nicht genug davon haben. Und wenn sie nicht über ihre Geldsorgen reden, dann reden sie über ihre Sorgen mit den Schweizer Medien. Dass sie von denen ignoriert werden. Dass Geldgeber und Medien dumm sind, weil sie das hehre Schaffen, ihr hehres Schaffen nicht wahrnehmen und nicht angemessen fördern.

Ich fürchte, wenn jetzt auch noch diese Million für Pro Helvetia wegfällt, dann wird es gar keine Diskussion mit Kulturschaffenden mehr geben, die sich nicht um Geld dreht.

Da gehe ich lieber gleich demonstrieren!!!
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Journal einer Kussbereiten

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