Krieg und Schwangerschaft
«Weisst Du, ein bisschen feige bist Du ja schon», sagte die Frogg. Das war gestern abend. Ich lag neben dem Tiger im Bett. Er studierte Akten aus einer Sitzung, ich blätterte in einem Kunstband. Philemon Frogg sass hinter mir auf dem Kissen und blickte auf die Seiten. Eben hatte ich das Bild «Bombarding Lens» von Otto Dix aufgeschlagen.
«Wieso bin ich feige?» frage ich.
Sie zeigt auf die Frau am unteren Bildrand. Auf die Frau mit den zwei Kindern. «Weil Du nie schwanger geworden bist. Weil es Dir immer zu riskant war. Weil Du nie den Mut gehabt hast, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.»
«Philemon, wir haben Gründe!» rufe ich ihr in Erinnerung
«Lächerliche Gründe im Vergleich zu dem hier», sagt die Frogg
Ich sage: «Was weisst Du über die Frauen damals, im Ersten Weltkrieg?! Früher heiratete man und die Kinder kamen einfach. Keine Pille. Kein wenn und aber. Und die Männer waren, was sie waren. Man hatte keine Wahl!»
«Aber wenn dieser Mutter hier der Kleine an ihrer Hand umgekommen wäre, dann hätte sie sich doch auch schuldig gefühlt!» sagt die Frogg. «Und wenn sie die Kinder gerettet hätte, dann hätte sie noch bis in die fünfziger Jahre stolz davon erzählt und wäre als starke Grossmutter gestorben!»
«Wahrscheinlich», sage ich. Und dann: «Hör mal, Philemon! Wenn Du nicht so ein Spatzenhirn wärst, dann könntest Du über relevantere Dinge reden, wenn Du ein Bild anschaust. Zum Beispiel über die Frage, ob das Bild von Otto Dix jetzt zur neuen Sachlichkeit gehört. Oder über Motivgeschichte. Dann wüsstest Du, ob es das Motiv der flüchtenden Mutter mit Kindern in der Kunstgeschichte schon lange gibt und in welchem Kontext.»
«Jedes wirkungsvolle Motiv in der Kunstgeschichte hat einen starken Ursprung in der Realität!» flötet Philemon, hebt vom Bettrand ab und dreht eine Runde unter dem Dachfenster. Sie hat Flügel wie die Biene Maja früher am Fernsehen.
Da musste ich lachen. «Philemon Frogg, die geflügelte Kunsthistorikerin!!!»
Der Tiger hat von allem nichts mitbekommen.
«Wieso bin ich feige?» frage ich.
Sie zeigt auf die Frau am unteren Bildrand. Auf die Frau mit den zwei Kindern. «Weil Du nie schwanger geworden bist. Weil es Dir immer zu riskant war. Weil Du nie den Mut gehabt hast, Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.»
«Philemon, wir haben Gründe!» rufe ich ihr in Erinnerung
«Lächerliche Gründe im Vergleich zu dem hier», sagt die Frogg
Ich sage: «Was weisst Du über die Frauen damals, im Ersten Weltkrieg?! Früher heiratete man und die Kinder kamen einfach. Keine Pille. Kein wenn und aber. Und die Männer waren, was sie waren. Man hatte keine Wahl!»
«Aber wenn dieser Mutter hier der Kleine an ihrer Hand umgekommen wäre, dann hätte sie sich doch auch schuldig gefühlt!» sagt die Frogg. «Und wenn sie die Kinder gerettet hätte, dann hätte sie noch bis in die fünfziger Jahre stolz davon erzählt und wäre als starke Grossmutter gestorben!»
«Wahrscheinlich», sage ich. Und dann: «Hör mal, Philemon! Wenn Du nicht so ein Spatzenhirn wärst, dann könntest Du über relevantere Dinge reden, wenn Du ein Bild anschaust. Zum Beispiel über die Frage, ob das Bild von Otto Dix jetzt zur neuen Sachlichkeit gehört. Oder über Motivgeschichte. Dann wüsstest Du, ob es das Motiv der flüchtenden Mutter mit Kindern in der Kunstgeschichte schon lange gibt und in welchem Kontext.»
«Jedes wirkungsvolle Motiv in der Kunstgeschichte hat einen starken Ursprung in der Realität!» flötet Philemon, hebt vom Bettrand ab und dreht eine Runde unter dem Dachfenster. Sie hat Flügel wie die Biene Maja früher am Fernsehen.
Da musste ich lachen. «Philemon Frogg, die geflügelte Kunsthistorikerin!!!»
Der Tiger hat von allem nichts mitbekommen.
diefrogg - 7. Dez, 10:14
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