6
Jun
2010

Haarige Tatsachen

Schon ewig will ich über das Thema schreiben. Aber es ist ein Tabuthema, und nicht zuletzt deshalb zögerte ich. Doch vor zwei Tagen machte das Wetter einen ziemlich abrupten Garderobenwechsel nötig. Noch der Donnerstag sah Frau Frogg in ihrem Februar-Schal. Gestern dann schien endlich richtig die Sonne, und die Frauen der Schweiz führten auf breiter Front neue T-Shirts und entblösste, frisch lackierte Zehennägel spazieren.

Frau Frogg hatte keine Zeit, ihre Zehennägel zu lackieren, denn die Sonne brachte es an den Tag: Sie hatte es versäumt, sich um die Haarpracht an ihren Beinen zu kümmern.

Ihr müsst wissen: Als Desmond Morris seinen Bestseller Der nackte Affe über menschliche Verhaltensbiologie schrieb, dachte er dabei nicht an Frau Frogg. Frau Frogg ist nicht nackt: Sie ist - wenn im Naturzustand belassen - an Armen und Beinen mit mit wuchernden, schwarzen Haaren bekleidet. Ihr Bikinibereich reicht ungefähr bis zu den Knien. Auch im Gesicht ist sie für ein weibliches Wesen ausserordentlich stark behaart: Frau Froggs Augenbrauen etwa arbeiten schläfenseitig fleissig an einer Brücke zum Haaransatz. Nur der Teufel weiss, für wen oder was.

Einmal hatte ich einen ebenso dunkel und dicht behaarten Liebhaber. Er wollte unbedingt ein Kind von mir. Manchmal stellte ich mir voller Zärtlichkeit vor, wie ein Erzeugnis unserer Liebe ausgesehen hätte. Ein Pelzäffchen wahrscheinlich, von oben bis unten bedeckt mit einem zarten, schwarzen Flaum.

Doch das war einmal. Frau Frogg ist älter geworden. Inzwischen führt sie einen täglichen, verschwiegenen Kampf gegen einen Damen-Kinnbart. Neuerdings spriessen ihr sogar Haare im Winkel zwischen dem Kiefer und Hals. Sie sind schwarz - derweil jene auf ihrem Kopf allmählich ergrauen.

"Stimmt es, dass Frauen ab 45 auch weniger Kopfhaare haben?" fragte ich meine neue Coiffeuse. Ich hatte das in der Werbung gelesen. Meine Coiffeuse warf einen vielsagend Blick auf die frisch abgeschnittenen Haufen neben meinem Stuhl und sagte: "Darüber wirst Du Dir wohl nie Sorgen zu machen brauchen!"

An all das dachte ich, als ich am Freitagabend die Haare von meinen Beinen graste.

Danach konnte ich es endlich wagen, mein Sommerröckchen anzuziehen. Ich sähe darin noch ganz ansehnlich aus, behautet Herr T. Auf der Strasse fühlte ich mich etwas weissbeinig, etwas nackt - aber plötzlich doch wieder erstaunlich jung.

Nur der Sommerhit, den ich auf meinem MP3-Player wählte, fühlt sich irgendwie letztjährig an.



Aber der Sommer dauert - hoffentlich - noch eine Weile und wird Neuigkeiten bringen.

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nömix - 6. Jun, 18:42

Da gibts den bösen Schmäh:
"Meine Frau hat Beine wie eine Gazelle."
"Was denn, so schlank?"
"Nein, so behaart."

(Männern fallen übrigens mit zunehmendem Alter die Haare an den Beinen aus.)

diefrogg - 8. Jun, 09:58

Hmm...

Neulich habe ich einen Mann gesehen, der hatte Beine wie ein behaarter Elefant!
Kätzerin - 8. Jun, 02:28

Zwischen 2003 und 2004...

bist Du da einmal auf einen meiner TB-Einträge eingegangen, weißt, nach wie vor zupfe ich mit unermüdlicher Akribie am Kinn rum, und zwar vornehmlich linksseitig. Seltsam, nicht? Jedenfalls fand ich Deinen damaligen Kommentar unheimlich beruhigend. ;-) Und nun als kleine Dankeserweisung meine indessen gesammelten Erfahrungen: Das Haar, egal wo es wächst, es wird weiß oder grau und damit unscheinbarer. Nur an meinen Waden, das läßt vielleicht noch auf sich warten, doch bedachte Sonneneinstrahlung wird dort hoffentlich auch heuer wieder für einen mehr oder minder mäßigen Ausgleich sorgen. Am Kopf, seufz, bei Dir wirds bestimmt günstiger kommen, also das einzelne Haar wurde zusehends feiner, echt, dünn wie Seide. Und halt grau. Aber dafür gibts ja Strähnchen vom Frisör meiner Wahl.

Tabuthema im Übrigen ist das ja leider eben keines, weil frau nirgends mehr Haar haben darf, wo's der schnieken Gesellschaft nicht passt. An mir kommt trotzdem kein Rasiergerät dran. Weil, des war ja no des Schena. ;-)

diefrogg - 9. Jun, 10:44

Ja, richtig, ich erinnere...

mich vage an meinen Kommentar von damals. Nun, meine Abneigung gegen Rasiergeräte musste ich irgendwann aufgeben, wenn ich mit einem kurzen Rock herumlaufen wollte. Aber ich komme mir frisch rasiert jeweils paradoxerweise irgendwie entweiblicht vor.
katiza - 8. Jun, 09:06

Liebe Frau Frogg, auch ich bin so ein Pelztierchen mit Locken
auch an den Unterschenkeln. Als mich meine Mutter nach meiner Geburt zum ersten Mal gesehen hat, hatte ich Gelbsucht, war dicht schwarz behaart und die Krankenschwestern hatten mich in ein Dirndl gesteckt - sie weinte, weil sie glaubte, sie hätte einen Schimpansen aus der Eisrevue geboren. Während der Pubertät, hat sie mich immer wieder damit getröstet, der üppige Dschungel auf Armen und Beinen sei rassig. Heut reißen wir uns schon mal gegenseitig das eine oder andere Barthaar aus, aber über Haarausfall brauche ich mir keine Gedanken zu machen...



diefrogg - 9. Jun, 10:41

Oh, ich habe Sie mir...

ganz anders vorgestellt, Frau katiza! Mit der milchig weissen Haut einer noblen Wienerin. Aber welcome to the club of the hairy ones! Ihr "Hair"-Link bringt es natürlich auf den Punkt. Haare sind ... ein Lebenszeichen!
punctum - 9. Jun, 13:02

Und ich hätte immer schon gern mehr und kräftigere Haare gehabt!! Länger als kinnlang geht kaum, weil es dann zu dünn aussieht. Diese "Enthaarungspflichten" find ich aber auch schrecklich - Zupfen der Augenbrauen unter ständigem Niesen und unter Tränen sowieso. Und Epiliergeräte sind brutale Höllenwerkzeuge!

diefrogg - 9. Jun, 13:38

Jawohl! Das mit den...

Höllenwerkzeugen kannst Du zweimal sagen! Und Augenbrauen-Zupfen ist für Masochistinnen!
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