18
Apr
2010

Alles nur geliehen

Wer sehen uns gern als Herrinnen (oder Herren) über unser Schicksal. Unser freier Wille ist uns heilig, wir leben für unsere Ziele. Wir betrachten uns als so frei, dass sich manche von uns sogar fragen, ob sie die Schuld an ihren Krankheiten selber tragen.

Aber vielleicht sind wir nicht so frei wie wir glauben. Seneca etwa schreibt um 50 nach Christus über die Haltung des Weisen: Er rechnet "nicht nur Sklaven, reichen Besitz und würdevolle Stellung, sondern auch seinen Körper, seine Augen, seine Hand und was dem Menschen den Wert seines Lebens erhöhen mag, ja sich selbst, unter die Dinge, auf die kein Verlass ist. Er lebt, als wäre er sich selbst nur geliehen und müsse sich ohne Murren zurückgeben, wenn man ihn zurückfordere." (Von der Seelenruhe). Manchmal ist dieser Gedanke tröstlich.

Dazu der passende Song:



Besonders die Zeile: "...and so castles made of sand fall in the sea, eventually..."

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https://froggblog.twoday.net/stories/6296903/modTrackback

Not quite like Beethoven - 18. Apr, 19:25

Was Seneca da schrieb klingt als könne eine frohe Lebensweise daraus werden. Es klingt aber auch wie die Haltung des Alters.

diefrogg - 19. Apr, 19:13

Ja, das dachte ich auch...

Aber mit "froh" hat Herr Seneca nicht so viel am Hut. Mit "Euthymia" (Wohlgemuhtheit) hat er ausdrücklich nichts am Hut (Brief an Serenus). Es hält es eher mit der "Gemüts- oder Seelenruhe". Ich nehme ihm das ein bisschen übel und fürchte, dass er kein besonders sympathischer Zeitgenosse war.
Was die Bemerkung zur "Haltung des Alters" betrifft: Die grosse Frage ist für mich, wie weit man in diese Bereitschaft, sich von allem jederzeit verabschieden zu können auch gegenüber Karriereknicks, demVerlust von geliebten Menschen, von Geld und Gut erhalten muss - und wie weit wir solche Dinge wirklich selber in der Hand haben.
Not quite like Beethoven - 20. Apr, 15:52

Ich glaube, man kann da mit sowas wie Kultivierung des Gefühls und Meditation viel machen. Zumindest kenne ich einige, die Theraveda oder die Vorläufer davon praktizieren und die sind schon ziemlich gelassen (zB als sich einer mit der Axt aus Versehen den Daumen abgehackt hatte). Dieses das Mein (Besitz, aber auch Körper, Gefühle etc) als akzidentiell oder "geliehen" zu betrachten, kenne ich jedenfalls aus dem asiatischen Raum und da gibts ja auch die Praktiken um dahin zu kommen.
Übrigens, ich bin für mehr Wohlgemutheit (schönes Wort, lange nicht mehr gehört)!
diefrogg - 20. Apr, 17:55

Den Daumen mit der Axt...

abgehackt und gelassen geblieben?! Tolle Leistung! Im Vergleich dazu bin ich ein herumirrendes Nervenbündel! Wenn man bei mir Rechnungen anmahnt, die ich bereits bezahlt habe, werde ich gar tobsüchtig, musste ich heute wieder mal feststellen. Aber es stimmt. Mit Meditation und autogenem Trainig kann man im Prinzip viel erreichen, so Richtung Gelassenheit.

Wohlgemuhtheit ist tatsächlich ein schöner Zustand und eins schönes Wort. Ich frage mich grade, ob es dafür eine moderne Übersetzung gibt. Aber mir fällt grad nur "cool" ein, Neudeutsch, meine ich. Ist aber wohl nicht dasselbe. "Cool" ist ein sehr moderner Zustand, der aber eigentlich mehr mit "Gemütsruhe" zu tun hat.
Thiara - 20. Apr, 01:29

Was ist Seelenruhe überhaupt? Ich glaube, sowas besaß ich noch nie...

Ich wünsche Dir alles Gute...

diefrogg - 20. Apr, 11:47

Ich glaube,...

man kann sie sich nur durch stete Übung aneignen (meint Herr Seneca). Und dann gibt es noch Menschen, die sie einfach haben, zum Beispiel mein Herr T. Ich selber habe halbe Tage der so genannten "Wohlgemuhtheit" (auch an ihr muss ich manchmal ein bisschen arbeiten). Seelenruhe ist jetzt auch nicht unbedingt meine Stärke. Ehrlich gesagt: Ich habe eine ziemlich stürmische Seele, und manchmal finde ich das auch ganz gut so. Ihnen übrigens auch die besten Wünsche für die Gesundheit!
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