Die spinnen, die Ärzte!
Ihr erinnert Euch. Vor zwei Monaten sagte ein Arzt im Spital zu mir: "Sie müssen Ihr Pensum reduzieren. Wenn Sie Ihr Pensum nicht reduzieren, verlieren Sie Ihr Gehör!" Das hat mich damals heftig aus der Bahn geworfen. Nicht zuletzt deshalb, weil es von jenem Arzt kam, zu dem ich in diesem Laden noch am ehesten Vertrauen hatte.
Zur Zeit arbeite ich tatsächlich zu einem reduzierten Pensum. Ich zehre von einem umfangreichen Ferienguthaben, und noch ist nichts Definitives entschieden. Mein Arbeitgeber hat sich zum Glück als sehr flexibel erwiesen.
Vorgestern musste ich wieder ins Spital. Diesmal sass ich einem anderen Arzt gegenüber als letztes Mal. Im Spital sieht man leider selten denselben Arzt zweimal. Aber weil ich im Herbst so oft im Spital war, kenne ich mittlerweile alle Assistenzärzte. Ich erkannte auch den hier wieder. Ich nenne ihn den Schnösel, immer noch, obwohl er mir seit dem Herbst merklich gereift scheint.
Der Schnösel guckte auf meinen Hörtest, der gut war. Dann fragte er: "Und wie stehts mir der Arbeit?"
Ich erklärte ihm die Situation.
Er schüttelte den Kopf und sagte: "Aber nein, Frau Frogg! Sie sollten jetzt wieder mehr arbeiten! Sie sollten wieder aufbauen!"
Frau Frogg guckte verdutzt aus der Wäsche. "Aber der andere Arzt hat gesagt...", sagte sie.
"Nein, nein, nein, das ist ganz falsch", sagte der Schnösel.
Da holte Frau Frogg tief Luft, fasste sich ein Herz und verlangte endlich, endlich den Oberarzt zu sehen. Wie viel sie arbeite und verdiene, sei schliesslich eine existenzielle Frage, gab sie zu bedenken. Sie fühle sich schon ein bisschen verschaukelt, wenn ihr da jeder Arzt (sie verkniff sich den Ausdruck "jeder dahergelaufene Assistenzarzt") etwas anderes erzähle.
"Jaja, das kann ich Ihnen schon organisieren", sagte der Schnösel, "Aber ich bin sicher, dass er meiner Meinung sein wird!"
Nun ja. Wir werden sehen. Am 25 Mai. Der Oberarzt hat erst dann Zeit.
Zur Zeit arbeite ich tatsächlich zu einem reduzierten Pensum. Ich zehre von einem umfangreichen Ferienguthaben, und noch ist nichts Definitives entschieden. Mein Arbeitgeber hat sich zum Glück als sehr flexibel erwiesen.
Vorgestern musste ich wieder ins Spital. Diesmal sass ich einem anderen Arzt gegenüber als letztes Mal. Im Spital sieht man leider selten denselben Arzt zweimal. Aber weil ich im Herbst so oft im Spital war, kenne ich mittlerweile alle Assistenzärzte. Ich erkannte auch den hier wieder. Ich nenne ihn den Schnösel, immer noch, obwohl er mir seit dem Herbst merklich gereift scheint.
Der Schnösel guckte auf meinen Hörtest, der gut war. Dann fragte er: "Und wie stehts mir der Arbeit?"
Ich erklärte ihm die Situation.
Er schüttelte den Kopf und sagte: "Aber nein, Frau Frogg! Sie sollten jetzt wieder mehr arbeiten! Sie sollten wieder aufbauen!"
Frau Frogg guckte verdutzt aus der Wäsche. "Aber der andere Arzt hat gesagt...", sagte sie.
"Nein, nein, nein, das ist ganz falsch", sagte der Schnösel.
Da holte Frau Frogg tief Luft, fasste sich ein Herz und verlangte endlich, endlich den Oberarzt zu sehen. Wie viel sie arbeite und verdiene, sei schliesslich eine existenzielle Frage, gab sie zu bedenken. Sie fühle sich schon ein bisschen verschaukelt, wenn ihr da jeder Arzt (sie verkniff sich den Ausdruck "jeder dahergelaufene Assistenzarzt") etwas anderes erzähle.
"Jaja, das kann ich Ihnen schon organisieren", sagte der Schnösel, "Aber ich bin sicher, dass er meiner Meinung sein wird!"
Nun ja. Wir werden sehen. Am 25 Mai. Der Oberarzt hat erst dann Zeit.
diefrogg - 14. Apr, 22:24
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Not quite like Beethoven - 15. Apr, 06:56
Haben die beiden Ärzte vielleicht unterschiedlichen Einblick in die Art und Belastung ihrer Arbeit und welchen Platz sie in Ihrem Leben einnimmt? Irgendwie klingt mir das hier mehr als ob der Schnösel damit sagen wollte, sie sollten nicht versumpfen, was ja etwas ganz anderes ist als "mehr arbeiten", "aufbauen".
diefrogg - 15. Apr, 10:36
Keiner der beiden...
Ärzte hat wirklich einen Einblick in die Art und Belastung meiner Arbeit, denn keiner hat je gefragt. Es war halt so, dass der erste Arzt den Eindruck hatte, dass im November die Cortison-Injektionen nicht wie gewünscht wirkten, weil ich unter Stress stünde. Er hatte Grund zur Annahme, dass das etwas mit meiner Arbeitssituation zu tun hatte. Nachgefragt hat er aber nicht. Sonst hätte ich ihm gesagt, dass der meiner Meinung nach relevante Stressfaktor in meinem Leben damals die Angst war, mein Gehör zu verlieren. Und der Schnösel hat sowieso nie irgendwelche Fragen gestellt. Er funktioniert (vermute ich, denn ich habe eine solche Diskussion schon mit einer weiteren Ärztin geführt) schlicht nach der eisernen Regel, dass man alle Leute mit Meniere an die Arbeit zurückprügeln muss, weil die IV nicht für ihre Erwebsausfälle aufkommt.
Versumpfen tue ich übrigens überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich führe im Moment ein sehr aktives und wie mir scheint auch nützliches Leben. Aber danach hat der Schnösel ja auch nicht gefragt.
Versumpfen tue ich übrigens überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich führe im Moment ein sehr aktives und wie mir scheint auch nützliches Leben. Aber danach hat der Schnösel ja auch nicht gefragt.
Not quite like Beethoven - 15. Apr, 20:24
Tja, fragen -- und dann auch noch die richtigen Fragen stellen scheint vieler Ärzte Stärke nicht zu sein. Übrigens wollte ich beileibe nicht andeuten, dass Sie sumpfen. Das nur nochmal zur Sicherheit obwohl ich glaube, dass es zu sagen nicht notwendig gewesen wäre.
diefrogg - 15. Apr, 20:27
Nein, das zu sagen...
war nicht notwendig. Ich war mir ziemlich sicher, dass Sie nicht geglaubt haben, ich würde sumpfen. Aber man weiss nie, wer hier sonst so alles mitliest ;)
walküre - 19. Apr, 20:29
Ich würde in diesem Fall noch zwei weitere ärztliche Meinungen einholen und zu den Ärzten auch schonungslos offen sein, was meine persönliche Situation anbelangt (die Ängste, berufliche Anforderungen, Langzeitprognosen usw.). Wenn ein Arzt das nicht aushält bzw. nicht bereit ist, darauf einzugehen, hat er den falschen Beruf gewählt.
diefrogg - 20. Apr, 15:56
Danke für den Tipp,
Frau Walküre. Ich bekomme von mehreren kompetenten Seiten ständig wiederholt, dass ich in der besten Meniere-Klinik der Schweiz in Behandlung bin. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Ärzte den falschen Beruf gewählt haben, auch wenn sie manchmal deutliche Defizite in der Abteilung "zuhören, Empathie und Bereitschaft zur individuellen Sozialberatung" an den Tag legen. Vielleicht kann man das von Spitalärzten einfach nicht erwarten. Jedenfalls nicht hierzulande. Aber ich werde mir Ihren Rat zu Herzen nehmen und den Oberarzt überaus deutlich und explizit zur Rede stellen.
Ich glaube übrigens, dass mein Problem juristischer und nicht medizinischer Natur ist: Es gilt (habe ich gehört) als erwiesen, dass Stress als Beschleuniger der Meniere'schen Erkrankung durchaus in Frage kommt. Wenn ein Arzt mir sagt, dass ich nur noch 60 Prozent arbeiten soll, hat das folglich Signalwirkung für die Sozialversicherungen. Die Sozialversicherungen haben aber offenbar klargemacht, dass sie nicht bereit sind Erwerbsausfälle wegen Meniere'scher Erkrankungen zu bezahlen. Also dürfen mir Ärzte eigentlich nicht sagen, dass ich mein Pensum reduzieren sollte. Arzt A. hat das (vermute ich) nur getan, weil er etwas speziell ist und wahrscheinlich das helvetische Sozialversicherungs-Denken irrelevant findet. Der Entscheid ist also bei mir: Arbeiten und ertauben / verarmen und hören. Das ist die Alternative. Oder vielleicht auch nicht. Im Kontext der Menschheitsgeschichte sowieso egal. Aber ich werde den Oberarzt durchaus darauf ansprechen. Eine Viertmeinung hole ich dann wohl nicht mehr ein. Würde nur stressen.
Ich glaube übrigens, dass mein Problem juristischer und nicht medizinischer Natur ist: Es gilt (habe ich gehört) als erwiesen, dass Stress als Beschleuniger der Meniere'schen Erkrankung durchaus in Frage kommt. Wenn ein Arzt mir sagt, dass ich nur noch 60 Prozent arbeiten soll, hat das folglich Signalwirkung für die Sozialversicherungen. Die Sozialversicherungen haben aber offenbar klargemacht, dass sie nicht bereit sind Erwerbsausfälle wegen Meniere'scher Erkrankungen zu bezahlen. Also dürfen mir Ärzte eigentlich nicht sagen, dass ich mein Pensum reduzieren sollte. Arzt A. hat das (vermute ich) nur getan, weil er etwas speziell ist und wahrscheinlich das helvetische Sozialversicherungs-Denken irrelevant findet. Der Entscheid ist also bei mir: Arbeiten und ertauben / verarmen und hören. Das ist die Alternative. Oder vielleicht auch nicht. Im Kontext der Menschheitsgeschichte sowieso egal. Aber ich werde den Oberarzt durchaus darauf ansprechen. Eine Viertmeinung hole ich dann wohl nicht mehr ein. Würde nur stressen.
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