10 Songs: U2
Mein rechtes Ohr erlaubt mir, Musik zu hören. Das tue ich jetzt. Tagtäglich zappe ich mich auf dem MP3-Player durch meine Essentials. Durch all jene Songs, die ich noch so oft wie möglich hören muss, bevor ich taub werde. Zum Beispiel den hier:
Bestimmt mutet diese Wahl manch einen merkwürdig an. Sollte man sich nicht durch die bleibenden Werte der Musikgeschichte hören, bevor man taub wird? Beethoven? Mozart? Oder, allenfalls, Gershwin? Nein, findet die Frogg ganz entschieden. Sie hört sich durch jene Songs, die ihr Leben sind. Jene Songs, die sie sich in jede Faser ihres Körpers gehört, getanzt, geliebt hat. Damit sie sich später noch erinnern kann. Zum ersten Mal hört sie nicht einfach mit Gefühl. Zum ersten Mal hört sie mit einem gewissen Sinn für die Kleinarbeit am grossen Song: für Strophen, Soli, Takte, Bassriffs.
"Where The Streets Have No Name" steht am Anfang einer ganzen Strasse von Hymnen, die ich in meinen frühen Zwanzigern hundertmal gehört habe. Auf diesem Album.
Gewiss, Musikkritiker schnödeten damals, 1987, gern über U2. "Frömmelei! Pseudo-religiöses, pseudo-politisches Geute! Falsches Pathos!" keiften sie. Doch der zwanzigjährigen Frau Frogg war das Pathos echt genug. Und die Religion konnte so pseudo sein wie sie wollte. Sie ignorierte sie einfach. Was U2 betraf, war sie sogar mit ihrem Bruder einig, was sonst selten vorkam. Denn die junge Frau Frogg war im Geiste ein verspätetes Kind der siebziger Jahre. Sie glaubte an Freiheit, Ideale, Engagement und den Sinn im Rausch. Ihr Bruder aber, nur drei Jahre jünger, gehörte zu einer anderen Generation. Er verfolgte, wohl auch abgeschreckt durch das Beispiel seiner Schwester, lieber realistische Ziele.
U2 überbrückten diese Kluft. Sie gaben all den grossen Gefühlen jener jungen Jahre Ausdruck. Und auch der Tatsache, dass man eigentlich nicht so recht wusste, was mit grossen Gefühlen anzufangen war.
Anders als viele andere Alben jener Jahre überlebte "The Joshua Tree" in der Frogg'schen Sammlung sämtliche technischen Revolutionen der letzten zwei Jahrzehnte: Frau Frogg kupferte es erst vom Vinyl-Exemplar ihres Bruders auf Tonband ab. So hörte ich es in den kommenden Jahren hundertmal auf dem Walkman im Zug. Dann kaufte ich es irgendwann als CD. Es war auch in den Neunzigern noch nicht alt. Dann lag es eine Weile ungehört herum. Erst vor ein paar Monaten kopierte ich es als eine von drei ersten CDs auf meinen MP3-Player. Ich lag im Dunkeln, hörte ein paar Songs von den beiden anderen. Dann erklangen die ersten Takte von "Where The Streets Have No Name".
Ich bekam so heftiges Herzklopfen, dass mir die Rippen wehtaten.
Bestimmt mutet diese Wahl manch einen merkwürdig an. Sollte man sich nicht durch die bleibenden Werte der Musikgeschichte hören, bevor man taub wird? Beethoven? Mozart? Oder, allenfalls, Gershwin? Nein, findet die Frogg ganz entschieden. Sie hört sich durch jene Songs, die ihr Leben sind. Jene Songs, die sie sich in jede Faser ihres Körpers gehört, getanzt, geliebt hat. Damit sie sich später noch erinnern kann. Zum ersten Mal hört sie nicht einfach mit Gefühl. Zum ersten Mal hört sie mit einem gewissen Sinn für die Kleinarbeit am grossen Song: für Strophen, Soli, Takte, Bassriffs.
"Where The Streets Have No Name" steht am Anfang einer ganzen Strasse von Hymnen, die ich in meinen frühen Zwanzigern hundertmal gehört habe. Auf diesem Album.
Gewiss, Musikkritiker schnödeten damals, 1987, gern über U2. "Frömmelei! Pseudo-religiöses, pseudo-politisches Geute! Falsches Pathos!" keiften sie. Doch der zwanzigjährigen Frau Frogg war das Pathos echt genug. Und die Religion konnte so pseudo sein wie sie wollte. Sie ignorierte sie einfach. Was U2 betraf, war sie sogar mit ihrem Bruder einig, was sonst selten vorkam. Denn die junge Frau Frogg war im Geiste ein verspätetes Kind der siebziger Jahre. Sie glaubte an Freiheit, Ideale, Engagement und den Sinn im Rausch. Ihr Bruder aber, nur drei Jahre jünger, gehörte zu einer anderen Generation. Er verfolgte, wohl auch abgeschreckt durch das Beispiel seiner Schwester, lieber realistische Ziele.
U2 überbrückten diese Kluft. Sie gaben all den grossen Gefühlen jener jungen Jahre Ausdruck. Und auch der Tatsache, dass man eigentlich nicht so recht wusste, was mit grossen Gefühlen anzufangen war.
Anders als viele andere Alben jener Jahre überlebte "The Joshua Tree" in der Frogg'schen Sammlung sämtliche technischen Revolutionen der letzten zwei Jahrzehnte: Frau Frogg kupferte es erst vom Vinyl-Exemplar ihres Bruders auf Tonband ab. So hörte ich es in den kommenden Jahren hundertmal auf dem Walkman im Zug. Dann kaufte ich es irgendwann als CD. Es war auch in den Neunzigern noch nicht alt. Dann lag es eine Weile ungehört herum. Erst vor ein paar Monaten kopierte ich es als eine von drei ersten CDs auf meinen MP3-Player. Ich lag im Dunkeln, hörte ein paar Songs von den beiden anderen. Dann erklangen die ersten Takte von "Where The Streets Have No Name".
Ich bekam so heftiges Herzklopfen, dass mir die Rippen wehtaten.
diefrogg - 26. Dez, 17:34
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
la-mamma - 26. Dez, 22:05
manches hält halt doch;-)
diefrogg - 27. Dez, 10:54
Ja, manches hält.
Aber längst nicht alles. Vieles von anno dazumal klingt heute schleppend, klein, ja, belustigend. Aber darüber habe ich schon früher einmal geschrieben.
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