Hinaus in die Welt
Seit dem 30. Oktober war ich genau ein Mal in einem Restaurant und genau ein Mal in einem Kino. Heute aber fand ich, es sei Zeit, wieder in die Welt hinaus zu gehen. Ich liess mich von meiner Freundin Ella ins Kunstmuseum locken.
Nun ist unser Kunstmuseum ein schicker Bau. Aber er liegt am versifftesten, düstersten, abgefucktesten Ende der Bahnhof-Unterführung. Eine schmale Treppe verbindet Unterführung und Museum. Eine von der Sorte, an der man stets Urin zu riechen glaubt. Auch dann, wenn sie gar nicht nach Urin riecht.
Am Fuss der Treppe sehe ich einen Typen mit zottiger Frisur verkrümmt dastehen. Er hält sich mit der einen Hand am Geländer fest. Die andere hat er vor dem Schritt. Er atmet schwer. Mein Ohrenleiden hat mich für die Bedrängnisse meiner Mitmenschen sensibler gemacht (hoffe ich wenigstens). Ich will ihm helfen, gehe auf ihn zu, er reagiert nicht. Ich zögere noch einen Moment. Dann wird mir klar, dass ich gar nicht weiss, ob sich
- dieser Typ gerade einen herunterholt
- ob er daran ist, sich einen Schuss zu setzen
- oder ob er als Lockvogel für hilfsbereite Frauen dasteht, die in dieser finsteren Ecke um ihr Portmonee gebracht werden wollen.
Aha. Ich bin wieder von dieser Welt, denke ich. Ich lasse ihn in Ruhe. Er steht ja noch, so schlimm kann es nicht sein.
Im dritten Raum der Ausstellung werde ich dann selber hilfsbedürftig: Die Wände dort sind gleich grau wie der Boden. Das bringt meinen labilen Gleichgewichtssinn aus dem Konzept. Ich habe einen Schwindelanfall und muss mit dem Allerwertesten testen, welche der grauen Wände der Boden ist. Ella schleppt mich hinaus. Der Schwindel geht vorbei.
Später im Restaurant merke ich dann, wie fehlhörig ich bin. Es klingt dort die ganze Zeit, als würden an allen Nebentischen ein riesige Töpfe mit Wasser kochen.
Dennoch möchte ich den Ausflug nicht missen. Vor allem nicht jene Zeit, die wir vor einer Videoreproduktion dieses Gemäldes verbrachten.
(Gemälde von Felix Edouard Vallotton, Videoarbeit von Judith Albert).
Derweil der Teller mit Messer und Peperoni auf dem Video langsam eingeschneit wurde, redeten wir (leise, wir waren an einer Ausstellung) über dieses Buch. Und diese DVDs (und noch ein paar andere). Bis das Stilleben mindestens dreimal eingeschneit war. Da war ich glücklich. Ich kann noch ein Zwiegespräch im öffentlichen Raum führen. Es war ein schönes Gespräch.
Nun ist unser Kunstmuseum ein schicker Bau. Aber er liegt am versifftesten, düstersten, abgefucktesten Ende der Bahnhof-Unterführung. Eine schmale Treppe verbindet Unterführung und Museum. Eine von der Sorte, an der man stets Urin zu riechen glaubt. Auch dann, wenn sie gar nicht nach Urin riecht.
Am Fuss der Treppe sehe ich einen Typen mit zottiger Frisur verkrümmt dastehen. Er hält sich mit der einen Hand am Geländer fest. Die andere hat er vor dem Schritt. Er atmet schwer. Mein Ohrenleiden hat mich für die Bedrängnisse meiner Mitmenschen sensibler gemacht (hoffe ich wenigstens). Ich will ihm helfen, gehe auf ihn zu, er reagiert nicht. Ich zögere noch einen Moment. Dann wird mir klar, dass ich gar nicht weiss, ob sich
- dieser Typ gerade einen herunterholt
- ob er daran ist, sich einen Schuss zu setzen
- oder ob er als Lockvogel für hilfsbereite Frauen dasteht, die in dieser finsteren Ecke um ihr Portmonee gebracht werden wollen.
Aha. Ich bin wieder von dieser Welt, denke ich. Ich lasse ihn in Ruhe. Er steht ja noch, so schlimm kann es nicht sein.
Im dritten Raum der Ausstellung werde ich dann selber hilfsbedürftig: Die Wände dort sind gleich grau wie der Boden. Das bringt meinen labilen Gleichgewichtssinn aus dem Konzept. Ich habe einen Schwindelanfall und muss mit dem Allerwertesten testen, welche der grauen Wände der Boden ist. Ella schleppt mich hinaus. Der Schwindel geht vorbei.
Später im Restaurant merke ich dann, wie fehlhörig ich bin. Es klingt dort die ganze Zeit, als würden an allen Nebentischen ein riesige Töpfe mit Wasser kochen.
Dennoch möchte ich den Ausflug nicht missen. Vor allem nicht jene Zeit, die wir vor einer Videoreproduktion dieses Gemäldes verbrachten.
(Gemälde von Felix Edouard Vallotton, Videoarbeit von Judith Albert).
Derweil der Teller mit Messer und Peperoni auf dem Video langsam eingeschneit wurde, redeten wir (leise, wir waren an einer Ausstellung) über dieses Buch. Und diese DVDs (und noch ein paar andere). Bis das Stilleben mindestens dreimal eingeschneit war. Da war ich glücklich. Ich kann noch ein Zwiegespräch im öffentlichen Raum führen. Es war ein schönes Gespräch.
diefrogg - 17. Dez, 18:07
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