12
Dez
2009

Keine Freudentränen

Wochenlang habe ich gebetet, dass ich irgendwann wieder Musik hören kann. Lange Zeit konnte ich es nicht, weil sie in meinen Ohren einfach zu beschissen klang. Alle Gitarren verstimmt, alle Synthesizer fehlprogrammiert, alle Pauken kaputt, dazu Tröten, Scheppern und Gurgeln. Ich wollte unbedingt noch einmal, wenigstens noch einmal, das sagenhafte Gitarrensolo von "Stairway to Heaven" ohne Fehltöne hören. Und ein paar andere Songs von anderen Bands, klar. Aber "Stairway to Heaven", das war besonders wichtig. Als junges Mädchen habe ich den Song oft gehört. Achtlos. Er kam ja jeden Tag am Radio (damals hörte unsereiner SWF 3, seither kenne ich jedes Kaff im Schwabenland wegen der Verkehrsmeldungen). Erst in der Frühphase meiner Hörstürze besann ich mich auf die schiere Brillianz dieses Solos.

Hier eine Live-Version:



Heute morgen war es soweit. Die Töne sind wieder da und sitzen, die Nebengeräusche sind fast weg.

Ich erwartete, in Freudentränen auszubrechen.

Statt dessen setzte sich eine miese, kleine Traurigkeit zwischen meine Rippen und breitete sich aus. Schliesslich war sie es, die mich zum Weinen brachte.

Ich wusste: Ich werde nie mehr dieselbe sein wie früher.

Bin ich undankbar?

Trackback URL:
https://froggblog.twoday.net/stories/6089061/modTrackback

brigitte - 12. Dez, 19:17

Auch ich kenne dank SWR3 alle Käffer im Schwabenland :-).
Ich finde deine Reaktion normal und absolut menschlich. Und ich wollte einfach mal wieder melden, dass ich oft an dich denke und mir das alles wirklich wahnsinnig leid tut.

diefrogg - 12. Dez, 21:21

Stuttgart Vaihingen...

Stuttgart Degerloch, Villingen und Schwenningen.... da war immmmer Stau! Habt Ihr auch immer dieses Mittagswunschkonzert gehört? Und: Danke fürs Melden!
brigitte - 15. Dez, 19:30

Ich erinnere mich hauptsächlich an Elmie (der irgendwann viel später wegen rassistischen Bemerkungen per sofort abgesetzt wurde?)
diefrogg - 16. Dez, 17:05

Nö...

an den erinnere ich mich nicht mehr. Aber Elke Heidenreich las damals noch Kolumnen auf SWF3. Sie spielte eine Metzgersfrau. Die waren ziemlich lustig, wenn ich mich recht erinnere!
Lichtmacher - 13. Dez, 20:53

Die Frage "Bin ich undankbar?" finde ich genial. Und die Antwort ist, wenigstens aus meiner Warte, keineswegs! Ganzheitlich betrachtet beinhaltet das Leben doch immer wieder Abschied nehmen von dem was war und sich auf das freuen, was noch kommen mag. Deine Frage drückt doch lediglich aus, dass du dir noch nicht sicher bist, was auf dich zukommt. Nun, wer sich vor der Zukunft fürchtet, dem bringt sie Furcht und wer sich auf die Zukunft freut, ... Alles klar? ;-)

spontanbesuch - 14. Dez, 16:48

Jetzt muss ich mich

doch noch als LZ Fan outen... ich persönliche finde momentan das Riff und Solo in "Nobody fault's but mine" genial (auch wenn die BluesHarp im empfindlichen Ohr schmerzt). Moment... da gibt es doch nicht etwa einen Zusammenhang zwischen LZ und Meniere? ;-)

BTW: Meniere zu haben heisst meiner Meinung nach "Murphys Law" in Extremen zu leben. Man wird immer und immer wieder enttäuscht: Da stehen Gefühle wie Hoffnung und Dankbarkeit ganz automatisch auf wackligen Füssen... und trotzdem tut es gut sie hin und wieder zu haben.

diefrogg - 14. Dez, 18:33

Das Solo...

höre ich mir mal an, wenn ich wieder Musik hören kann. Im Moment ist das gerade nicht angezeigt. Das kenne ich nämlich noch nicht. Ich kenne eigentlich nur das Album IV wirklich gut. Aber ich habe mir schon überlegt, Jimy Page zu schreiben (falls ich gesund werde). So etwas wie: "You may have contributed to some people's deafness. But you certainly helped me overcome mine."

Naja, im Moment ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Leider. Es ist schon so, wie Sie das auf den Punkt bringen: Murphy's Law im Extremen! Aber wer weiss, wie's morgen aussieht.
Not quite like Beethoven - 18. Dez, 00:36

Ich habe mich hier gerade ein bißchen eingelesen, werte Frau Frogg, und bin sehr beeindruckt. Zu dem Beitrag hier, ich mag das Solo auch sehr, kann es allerdings schon lange nicht mehr hören. (Oder jetzt noch nicht wieder, wer weiß.)
Ich finde Ihre Trauer als Reaktion auch sehr verständlich, zumindest ist mein Eindruck, dass eine so volatile Gesundheit immer wieder neuen Trauerbedarf mit sich bringt, mit dem man dann erstmal wieder fertig werden muss. Viele Grüße!

diefrogg - 19. Dez, 11:46

Danke für..

das Kompliment! Was die Trauerarbeit betrifft: Wahrscheinlich behalten Sie recht, aber ich hoffe immer noch, dass ich zwischendurch mit guten Zeiten belohnt werde. Und sonst habe ich ein Glück: Ich habe immer schon nahe am Wasser gebaut gehabt ;)
Ihnen wünsche ich, dass Sie das Solo wieder einmal hören können - mit CI oder vielleicht auch in der Erinnerung... in seiner ganzen stellaren Schönheit!
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