Jackson: zweimal gestorben
Er hiess Joe, und im Gymnasium waren wir in der gleichen Klasse. Manchmal waren wir auch ein paar Tage lang ich der gleichen Clique. Einmal sagte unser Englischlehrer, wir beide hätten keltische Vorfahren. Das sähe man an unseren Sommersprossen. Wir hingen in der gleichen Kneipe herum, im Café Cinema. Aber sonst waren wir verschiedene Kaliber. Er liebte Michael Jackson. Ich stand mehr auf Rockmusik britischer Machart. Led Zeppelin, Fleetwood Mac, U2. Michael Jackson's Songs mochte ich. Aber sie bedeuteten mir nichts
Ich war ein bisschen, nur ein bisschen esoterisch (später verging es mir). Er war kühl, ironisch und minimalistisch. Wenn ich ihn vor mir sehe, lächelt er jenes Lächeln, das ihn wie der Unschuldsengel aussehen liess, der er nie war. Er ist spindldürr, ganz in Schwarz und hat grünblaue Augen.
Als die Matura nahte, glaubten alle, er würde durchfallen. Er lernte nie. Er tat, als sei es ihm egal. Aber dann schaffte er sie mit Bravour. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt.
Er wurde unausstehlich. Er ging an eine Renommier-Uni, um internationales Recht zu studieren. Im Café Cinema erzählte er, er würde der Grösste sein. Und er zitierte unaufhörlich Songzeilen von Michael Jackson.
Er schien zu glauben, er sei Michael Jackson.
Dann hörte ich lange nichts von ihm. Später hiess es, er sei in der Psychiatrischen Klinik am Nordwestende des Kantons.
Viel später sah ich ihn noch ein paarmal. Inzwischen waren seine Ziele bescheidener. Er war wieder halbwegs normal. Halbwegs. Irgendwie kleinlaut. Das passte nicht zu ihm.
Dann laberte er wieder nur in Michael Jackson-Songzeilen. Verschwand.
Dann hörte ich, es sei tot. Er sei draussen am Nordende des Kantons aus der Klinik abgehauen und habe sich in der Nähe vor den Zug geworfen.
Wenn ich den Namen Michael Jackson höre, dann kann ich gar nicht anders als an ihn denken.
Ich war ein bisschen, nur ein bisschen esoterisch (später verging es mir). Er war kühl, ironisch und minimalistisch. Wenn ich ihn vor mir sehe, lächelt er jenes Lächeln, das ihn wie der Unschuldsengel aussehen liess, der er nie war. Er ist spindldürr, ganz in Schwarz und hat grünblaue Augen.
Als die Matura nahte, glaubten alle, er würde durchfallen. Er lernte nie. Er tat, als sei es ihm egal. Aber dann schaffte er sie mit Bravour. Der Ehrgeiz hatte ihn gepackt.
Er wurde unausstehlich. Er ging an eine Renommier-Uni, um internationales Recht zu studieren. Im Café Cinema erzählte er, er würde der Grösste sein. Und er zitierte unaufhörlich Songzeilen von Michael Jackson.
Er schien zu glauben, er sei Michael Jackson.
Dann hörte ich lange nichts von ihm. Später hiess es, er sei in der Psychiatrischen Klinik am Nordwestende des Kantons.
Viel später sah ich ihn noch ein paarmal. Inzwischen waren seine Ziele bescheidener. Er war wieder halbwegs normal. Halbwegs. Irgendwie kleinlaut. Das passte nicht zu ihm.
Dann laberte er wieder nur in Michael Jackson-Songzeilen. Verschwand.
Dann hörte ich, es sei tot. Er sei draussen am Nordende des Kantons aus der Klinik abgehauen und habe sich in der Nähe vor den Zug geworfen.
Wenn ich den Namen Michael Jackson höre, dann kann ich gar nicht anders als an ihn denken.
diefrogg - 29. Jul, 22:28
6 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
katiza - 30. Jul, 13:36
Danke für diese Geschichte!
diefrogg - 31. Jul, 11:20
Gern geschehen!
Plötzlich war die Erinnerung so stark, dass ich gar nicht anders konnte.
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